21.10.2025

Arbeit & Bildung

Anpassung der Höchstarbeitszeit: Ein Schritt zu mehr Flexibilität in der Arbeitswelt

Die Anpassung der Höchstarbeitszeit ermöglicht Arbeitgebern und Beschäftigten mehr Flexibilität in ihrem Berufsalltag.

Der DMB begrüßt die Vereinbarung von CDU und SPD, die tägliche an die wöchentliche Höchstarbeitszeit anzupassen. Damit wird ein wichtiger Schritt unternommen, um die Arbeitszeitregelungen an die Anforderungen einer modernen Arbeitswelt anzugleichen.

Aktueller Stand der Reform

Da sich die Anpassung der täglichen an die wöchentliche Höchstarbeitszeit noch in der Planungsphase befindet und bisher kein konkreter Referentenentwurf vorgelegt wurde, wird sich die genaue Ausgestaltung erst zeigen.

Praxisferne Grenzen in vielen Branchen

Die geltende tägliche Höchstarbeitszeit entspricht in vielen Branchen längst nicht mehr den Bedürfnissen der betrieblichen Praxis. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen zeigt sich, dass die starre tägliche Grenze häufig an den realen Abläufen vorbeigeht: Im Handwerk müssen Tätigkeiten oft witterungsabhängig geplant werden, in Tourismus und Gastronomie wechseln Phasen hoher und niedriger Auslastung, und in projektorientierten Branchen wie IT oder Kreativwirtschaft ist die Arbeitsintensität nicht jeden Tag gleich. Hier kann mehr Flexibilität den betrieblichen Alltag spürbar erleichtern – ohne dass Beschäftigte mehr arbeiten müssen.

Mehr Selbstbestimmung für Bürobeschäftigte

Auch für viele Bürobeschäftigte wäre mehr Gestaltungsfreiheit ein Gewinn. Ihre Arbeit ist weniger durch Schichtpläne oder Maschinenlaufzeiten, sondern durch Projekte, Kommunikation und Teamprozesse geprägt. Rund 14,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten in Bürojobs – viele wünschen sich mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeit. Eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Rund 90 Prozent dieser Beschäftigten sind mit ihrer Arbeit zufrieden – unabhängig davon, ob sie mehr oder weniger Stunden pro Tag leisten.

Flexibilität braucht Verantwortung

Entscheidend ist: Überlange Arbeitszeiten dürfen in der Regel nicht vom Arbeitgeber eingefordert werden. Das wäre weder im Sinne der Reform noch des Arbeitsschutzes. Ziel ist es, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können – in Abstimmung mit ihren Arbeitgebern. So können Arbeitsspitzen besser abgefedert, private Verpflichtungen berücksichtigt und individuelle Leistungshöhen genutzt werden. Voraussetzung ist ein verantwortungsbewusster Umgang auf beiden Seiten. Wer Beschäftigten grundsätzlich abspricht, mit dieser Freiheit umgehen zu können, stellt ihre Fähigkeit zur Selbstbestimmung infrage.

Vertrauen als Grundlage

Mehr Flexibilität darf aber nicht mit Mehrarbeit gleichgesetzt werden. Es braucht klare Regelungen zur Dokumentation, transparente Ausgleichsmechanismen und eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert. In Branchen, in denen Flexibilität möglich ist, kann sie ein Gewinn für alle sein – wenn sie mit Augenmaß gestaltet wird. 

Arbeit neu denken

Arbeit muss neu gedacht werden – und die Arbeitszeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Chance liegt nicht darin, mehr zu arbeiten, sondern besser zu arbeiten: selbstbestimmt, verantwortungsvoll und im Einklang mit den Bedürfnissen von Unternehmen und Beschäftigten.

Zur Autorin

Luisa Lippert

Referentin Wirtschaft & Politik

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