26.06.2025
„In Krisenzeiten ist Kommunikation für mich das A und O“

Benny Hahn im Interview mit Matthias Bianchi
Als Co-Geschäftsführer von ZEP, einem Software-Anbieter für Zeiterfassung und Projektcontrolling, hat Benny Hahn gezeigt, wie man ein Unternehmen in wirtschaftlich angespannten Zeiten zum Erfolg führt. Im exklusiven Interview erklärt Hahn, wie Chefs auch in Krisenzeiten ihrer Führungsverantwortung gerecht werden.
DMB: Herr Hahn, Sie führen seit mehreren Jahren ein wachsendes Unternehmen – und das in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Was hat sich aus Ihrer Sicht für Führungskräfte in dieser Zeit besonders verändert?
Benny Hahn: Die Rolle hat sich stark gewandelt. Vor allem, weil wir bei ZEP in den letzten Jahren deutlich gewachsen sind – von neun auf bald 40 Mitarbeitende. Das bringt neue Anforderungen mit sich: mehr Direct Reports, mehr Kommunikation, mehr Komplexität. Gleichzeitig spürt man den Druck von außen. Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, zurückhaltende Investitionen und stagnierende oder schrumpfende Belegschaften bei unseren Kunden beeinflussen auch unser Geschäft. Führung in Krisenzeiten bedeutet, schnell umzudenken und gleichzeitig Stabilität und Orientierung zu geben.
Wie genau zeigt sich dieser Wandel bei Ihnen im Alltag als Geschäftsführer?
Ein Beispiel: Früher konnten wir stark auf das Wachstum unserer Bestandskunden setzen – heute ist das kaum noch verlässlich, weil viele Unternehmen keine neuen Mitarbeitenden einstellen. Wir mussten unsere Strategie anpassen, insbesondere im Vertrieb. Intern bedeutet das: Wir wollen stetig mehr Verantwortung ins mittlere Management geben, um uns bewusst von operativen Tätigkeiten zu verabschieden und uns auf Strategie und Kommunikation zu fokussieren. Dabei ist Kommunikation für mich das A und O – auf allen Ebenen.

Stichwort Kommunikation: Wie schafft man es, trotz Unsicherheit Zuversicht im Team zu erhalten?
Das beginnt bei der Transparenz. Mitarbeitende müssen verstehen, wohin das Unternehmen will, welche Ziele es gibt und welchen Beitrag sie selbst leisten. Gerade in Remote-Setups – wie wir sie leben – ist das entscheidend. Jeder muss wissen, warum er oder sie an Bord ist. Wir arbeiten daran, unsere Vision und unsere Mission kontinuierlich mit dem Team zu verankern. Das fördert Ownership und verhindert, dass sich Mitarbeitende in Prozessen verlieren.
Wie halten Sie in solchen Zeiten an Ihren unternehmerischen Werten fest – oder verändern sich diese sogar?
Ich halte Werte für das zentrale Fundament eines Unternehmens – gerade in Krisen. Natürlich kann es passieren, dass unter Druck die Versuchung steigt, Prinzipien über Bord zu werfen. Aber ich glaube, das ist der falsche Weg. Unsere Unternehmenskultur hat sich trotz starkem Wachstum nicht verschlechtert, sondern sogar verbessert – das bestätigen uns viele im Team. Werte zeigen sich besonders in schwierigen Momenten, nicht wenn alles glatt läuft.
Und wie gehen Sie mit Ungewissheiten wie etwa durch die KI-Entwicklung um? Sehen Sie darin eher eine Bedrohung oder eine Chance?
Man muss sich informieren, einordnen und strategisch überlegen, wo das eigene Geschäftsmodell betroffen ist. Aktuell beobachten wir den Markt genau – viele große Player integrieren bereits KI. Aber im Mittelstand, unserer Zielgruppe, ist KI längst kein Must-have, sondern oft noch mit Datenschutzbedenken verbunden. Wichtig ist, nicht in Panik zu verfallen, sondern bewusst zu priorisieren: Was sind echte Risiken, was Hypes? Wir nehmen uns regelmäßig bewusst Zeit, uns vom Tagesgeschäft zu lösen und Risiken sowie Chancen gemeinsam zu bewerten.
Wenn man in die Zukunft blickt – was wäre Ihnen persönlich wichtig, wie man sich an Sie als Führungskraft erinnert?
Ich würde mich freuen, wenn mein Team sagen würde: Benny war nahbar, immer erreichbar, immer ansprechbar. Auch bei weiterem Wachstum wünsche ich mir, dass wir diese Kultur der kurzen Wege, der Offenheit und der persönlichen Nähe beibehalten. Das ist mir sehr wichtig – mehr als jede Erfolgskennzahl.
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