22.05.2025

Arbeit & Bildung

Krisenbewältigung als Führungskraft: Strategien für herausfordernde Zeiten

Krisenzeiten stellen Führungskräfte vor komplexe und oft unvorhersehbare Herausforderungen. Sie müssen nicht nur Orientierung bieten, sondern auch Stabilität und Motivation im Team aufrechterhalten. Dies erfordert eine Kombination aus strategischem Denken, emotionaler Intelligenz und praktischen Ansätzen.

Um den Anforderungen einer Krise gerecht zu werden, sind insbesondere folgende Führungsprinzipien entscheidend:

  • 1. Klare und transparente Kommunikation

    Offene und regelmäßige Kommunikation reduziert Unsicherheiten und stärkt das Vertrauen.

    Wichtig ist auch, Gerüchten aktiv entgegenzuwirken, sobald sie offensichtlich werden, sie offen anzusprechen und darauf einzugehen. Gerüchte können viel Arbeitsenergie zerstören und das Team verunsichern. Führungskräfte sollten daher frühzeitig auf aufkommende Spekulationen eingehen, z.B. mit Aussagen wie:

    • „Da ist nichts dran.“
    • „Wir haben darüber gesprochen, doch es wurde abgelehnt/noch nicht entschieden.“
    • „Der Betriebsrat hat dem noch nicht zugestimmt, daher…“
    • „Das wurde vorgeschlagen, ist jedoch noch nicht entschieden.“
    • „Ich sage euch, wenn in dieser Hinsicht neue Informationen auftauchen.“
       
  • 2. Empathie zeigen

    Verständnis für die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter ist wichtig.

    Empathisches Verhalten fördert ein positives Arbeitsklima und stärkt die Bindung zwischen Führungskraft und Team. Wichtig ist hier auch, wenn Mitarbeiter sich schwertun, eigene Gefühle zu äußern, als Führungskraft mit Hypothesen zu arbeiten: 

    • „Kann es sein, dass du dir Sorgen um den Fortbestand der Abteilung machst?“
    • „Bist du verunsichert, weil du noch nicht weißt, wo die Reise hingeht?“
       
  • 3. Flexibilität mit Bedacht

    In Krisenzeiten können sich Rahmenbedingungen immer wieder ändern.

    Führungskräfte sollten daher flexibel reagieren, Strategien dynamisch anpassen und gleichzeitig darauf achten ihre Mitarbeiter nicht zu überfordern. Wenn Verhaltensänderungen im Team wahrgenommen werden, sollten diese proaktiv angesprochen und Unterstützung angeboten werden.

  • 4. Schnelle und fundierte Entscheidungen treffen

    In unsicheren Zeiten ist Entscheidungsfreude gefragt.

    Führungskräfte müssen Verantwortung übernehmen und Initiative ergreifen sowie aus ihren Fehlern lernen. Dabei kann es hilfreich sein, Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, sofern es die Umstände erlauben. Dies fördert ein größeres Verantwortungsgefühl und Engagement im Team.

  • 5. Resilienz im Team fördern

    Ein starkes Team kann besser mit Herausforderungen umgehen.

    Deshalb ist es wichtig, sein Team zu unterstützen, um langfristig eine resiliente Unternehmenskultur aufzubauen. Dies kann durch Schulungen, Workshops oder einfach durch das Schaffen eines unterstützenden Umfelds geschehen.

    Besonders wichtig ist hierbei ein stabiles soziales Beziehungsnetz. Führungskräfte sollten den Austausch untereinander fördern, indem sie regelmäßige Dialogrunden initiieren, aktives Zuhören praktizieren und jedem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, seine individuelle Situation offen anzusprechen. Entscheidend ist dabei, Gefühle und Sorgen anzuerkennen, anstatt sie durch Gegenargumente zu entkräften.
     

  • 6. Prioritäten setzen

    In Krisensituationen müssen Prioritäten immer wieder neu gesetzt werden.

    Führungskräfte sollten sich auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren und Ressourcen effizient einsetzen. Hier macht es Sinn, seine Mitarbeiter über Entscheidungen und entsprechende Entscheidungskriterien zeitnah zu informieren und die Grundlagen der Entscheidungen transparent zu machen.

  • 7. Gesundheitsbewusstsein

    Die mentale und physische Gesundheit der Mitarbeiter sind entscheidend für langfristige Leistungsfähigkeit. 

    Führungskräfte können hier durch verschiedene Angebote zur Stressbewältigung, Gesundheits- -oder Sportprogramme sowie flexible Arbeitszeiten unterstützen und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern. Das Berücksichtigen individueller Bedürfnisse stärkt zudem die Loyalität und die Bindung der Mitarbeiter zum Unternehmen.

  • 8. Teamzusammenhalt stärken

    Ein starkes Team trägt zu höherer Zufriedenheit und nachhaltigem Erfolg des Unternehmens bei.

    Teambuilding-Maßnahmen, auch virtuell, können helfen, den Zusammenhalt zu fördern und Isolation zu vermeiden. Um das Wir-Gefühl zu stärken, bieten sich gemeinsame Ausflüge, Grillabende oder ein gemeinsamer Theater- oder Volksfestbesuch an.

  • 9. Vision vermitteln

    In Krisenzeiten benötigen Mitarbeiter Orientierung.

    Führungskräfte sollten eine klare Vision für die Zukunft kommunizieren und dabei flexibel auf Veränderungen reagieren. Indem sie regelmäßig über Fortschritte und Anpassungen informieren, stärken sie das Vertrauen und Engagement des Teams. Die Vision sollte auch Raum für Fragen und Diskussionen bieten, um die Mitarbeiter aktiv einzubeziehen.

  • 10. Feedback-Kultur etablieren

    Offenes und konstruktives Feedback fördert das Vertrauen und die Zusammenarbeit im Team.

    Führungskräfte sollten regelmäßig Feedback geben, das konkret und lösungsorientiert ist. Dabei ist es wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Mitarbeiter sich sicher fühlen, ihre Meinungen zu äußern. Methoden wie die "3-W-Formel" (Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch) oder Gewaltfreie Kommunikation können helfen, Feedback wertschätzend zu vermitteln.

Wenn Führungskräfte diese Aspekte berücksichtigen, können sie nicht nur effektiv und zielgerichtet führen, sondern auch langfristig das Wohlbefinden und die Motivation ihrer Mitarbeiter aufrechterhalten und sogar stärken. Indem sie klare Kommunikation, Empathie, Flexibilität und eine offene Feedback-Kultur fördern, schaffen sie ein Umfeld, in dem sich Mitarbeiter sicher und unterstützt fühlen. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen innerhalb des Teams, sondern erhöht auch die Resilienz gegenüber zukünftigen Herausforderungen.

Gleichzeitig ist es essenziell, dass Führungskräfte ihre eigene mentale Stärke im Blick behalten. Denn nur wer selbst stabil und reflektiert ist, kann sein Team souverän durch herausfordernde Zeiten führen. Dazu gehört es, sich regelmäßig selbst auf den Prüfstand zu stellen: Wie kann ich selbst mentale Stärke aufrechterhalten? Wie kann ich in eine gesunde Selbstfürsorge gehen? Wie beeinflusst meine innere Haltung die aktuelle Situation im Unternehmen und mein Führungsverhalten? Regelmäßige Zeitinseln für Reflexion, Entspannung und die bewusste Frage „Bin ich meine beste Version?“ können wertvolle Impulse für die persönliche Weiterentwicklung liefern.

Eine krisensichere Führung bedeutet daher nicht nur die erfolgreiche Bewältigung einer akuten Situation, sondern auch die nachhaltige Förderung einer positiven Unternehmenskultur, die das Team auf langfristigen Erfolg ausrichtet. Führungskräfte, die diese Prinzipien in ihren Arbeitsalltag integrieren, sichern nicht nur die Produktivität und das Wohl ihrer Mitarbeiter, sondern tragen auch zur Stabilität und dem kontinuierlichen Wachstum des Unternehmens bei.
 

Zum Autor

Klaus Mahr

DMB-Mitglied Klaus Mahr ist seit 1993 als Berater, Trainer und Coach europaweit unterwegs. Sein Schwerpunkt liegt in der Qualifikation von Führungskräften, Optimierung der Kommunikation im Unternehmen und im Coaching. Sein Klientenstamm reicht vom Einzelunternehmen über KMU bis hin zu Konzernen. Mit dem Studium der BWL und seinen Zusatzausbildungen in psychologischen Themen und Gesundheit kann er auf ein breites Repertoire in seinen Beratungsprozessen zugreifen.