17.03.2025

Arbeit & Bildung

Mehr Frauen, mehr Innovation: Warum der Mittelstand auf weibliche Kreativität setzen muss

Der deutsche Mittelstand steckt in der Innovationsklemme. Fachkräftemangel, ein zunehmender Wettbewerbsdruck und sich rasant ändernde Marktbedingungen erfordern neue Lösungen. Doch ein enormes Potenzial bleibt bislang ungenutzt: Frauen. Ihre Beteiligung an Innovationsprozessen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist weiterhin gering – ein Umstand, der nicht nur ungerecht ist, sondern auch wirtschaftlich riskant. 

Frauen in der Innovation: Fehlanzeige?

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Frauen sind in MINT-Berufen unterrepräsentiert, gründen seltener Unternehmen und kämpfen mit massiven strukturellen Barrieren. Dabei wären sie für den Innovationsprozess unverzichtbar. Ihre Perspektiven und Ideen steigern die Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Studien zeigen, dass diverse Teams innovativer sind und bessere Marktergebnisse erzielen. Dennoch bleibt der Anteil von Frauen in Führungspositionen und innovationsrelevanten Branchen erschreckend niedrig.

Hemmnisse: Warum Frauen in Innovationsprozessen fehlen

Es sind nicht mangelnde Ideen oder fehlende Qualifikationen, die Frauen vom Innovationsgeschehen ausschließen. Vielmehr handelt es sich um tief verwurzelte strukturelle Hindernisse:

  • Geringere Gründungsneigung

    Frauen sind bei Unternehmensgründungen unterrepräsentiert. Sie schätzen Risiken häufig konservativer ein, haben schlechteren Zugang zu Finanzierung und weniger Netzwerke.

  • Männlich geprägtes Innovationsverständnis

    Innovation wird oft mit Technik assoziiert, ein Bereich, der traditionell als „männlich” gilt. Frauen in anderen innovativen Branchen, etwa in der Sozialwirtschaft oder Kreativindustrie, werden kaum wahrgenommen.

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf

    Frauen tragen häufig die Hauptverantwortung für Care-Arbeit. Fehlende flexible Arbeitsmodelle und unzureichende Betreuungsmöglichkeiten erschweren den Wiedereinstieg in innovationsrelevante Berufsfelder.

  • Fehlende Vorbilder und Netzwerke

    Frauen fehlen Mentoren und Netzwerke, um sich erfolgreich in innovationsstarken Branchen zu etablieren. Die Medienpräsenz von Innovatorinnen ist gering, was einen Teufelskreis der Unsichtbarkeit schafft. 

Lösungen: So lässt sich das Potenzial von Frauen in KMU fördern

Die gute Nachricht: Es gibt bereits einige Initiativen, die Frauen unterstützen, ihre innovativen Ideen in die Tat umzusetzen. Programme wie EXIST-Women oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) bieten wertvolle Unterstützung in Form von Finanzierung, Beratung und Netzwerken.

Diese Programme sind ein wichtiger erster Schritt, um mehr Frauen in Innovationsprozesse einzubinden. Aber um das volle Potenzial im Mittelstand auszuschöpfen, braucht es zusätzliche, spezifische Maßnahmen und eigene Initiativen:

  • Geschlechtersensible Innovationsförderung: Förderprogramme sollten so gestaltet sein, dass sie die Vielfalt der beruflichen und privaten Realitäten von Frauen berücksichtigen. Beispielsweise können gezielte Förderprogramme für Gründerinnen helfen, Hürden wie den oft eingeschränkten Zugang zu Risikokapital und Netzwerken abzubauen. Zudem können KMU interne Innovationsförderungen für Frauen stärken, etwa durch transparente Budgets für innovative Projekte oder vereinfachte Förderprozesse, die Chancengleichheit fördern.
  • Mehr Sichtbarkeit für Innovatorinnen: Öffentliche Kampagnen könnten gezielt mehr weibliche Vorbilder zeigen und das Innovationsverständnis um bestimmte Branchen erweitern. KMU können dazu beitragen, indem sie Frauen in Innovationsprojekten bewusst in den Vordergrund rücken, sei es durch Medienpräsenz, Unternehmenskommunikation oder die Teilnahme an Fachkonferenzen. 
  • Frühzeitige Förderung in Schulen: Mädchen müssen stärker für MINT-Berufe begeistert werden. Konzepte wie der Girls’ Day sollten ausgebaut und verpflichtend in den Schulalltag integriert werden. KMU können hier Verantwortung übernehmen, indem sie Praktikumsangebote, Schulkooperationen oder Mentoring-Programme für junge Frauen schaffen, um frühzeitig Begeisterung für Innovationsbereiche zu wecken. 
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Karriere: Flexible Arbeitsmodelle, unternehmensnahe Kinderbetreuung und faire Elternzeitmodelle können Frauen den Zugang zu Innovationsprozessen erleichtern. Gerade hier können KMU mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Homeoffice- Möglichkeiten und individuellen Lösungen, wie Jobsharing-Modellen punkten. 
  • Gezielte Netzwerke und Mentoring-Programme: Programme wie VDI-WoMentorING zeigen bereits, wie Frauen durch gezielte Förderung in technischen Berufen gehalten und gefördert werden können. KMU können eigene Mentoring-Programme etablieren sowie Kooperationen mit bestehenden Netzwerken eingehen, um Frauen zu unterstützen. 

Machen statt nur reden!

Die Erkenntnisse liegen auf dem Tisch. Der Mittelstand kann es sich nicht leisten, auf das Innovationspotenzial von Frauen zu verzichten. Jetzt gilt es, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um Frauen nicht nur in Innovationsprozesse einzubinden, sondern ihnen auch gleiche Chancen zur Verwirklichung zu bieten. Denn: Mehr Frauen in der Innovation bedeutet mehr Zukunft für den Mittelstand!