03.06.2025

Arbeit & Bildung

So gelingt der Einstieg in kooperative Nachwuchsentwicklung – 7 Tipps aus der Praxis

Sandra Schumann: “Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist die gezielte Entwicklung von Nachwuchs eine Herausforderung. Die Anforderungen steigen, die Ressourcen sind begrenzt. Umso wirkungsvoller kann es sein, gemeinsam mit anderen Unternehmen neue Wege zu gehen. Kooperation statt Einzelkämpfertum – das ist kein Nice-to-have, sondern eine echte Zukunftsstrategie.”

In einem meiner letzten Projekte haben sich drei mittelständische Betriebe aus unterschiedlichen Branchen – Handwerk, Dienstleistung und Produktion – zusammengetan, um ein gemeinsames Nachwuchsförderprogramm zu starten. Die Teilnehmenden arbeiteten über ein Jahr hinweg in Modulen an Themen wie Selbstführung, Kommunikation, Konfliktlösung, Projektarbeit und Change Management. Solche Kooperationen entstehen nicht über Nacht – aber sie lassen sich gezielt anstoßen. Die gute Nachricht: Der Einstieg ist oft einfacher als gedacht.

Eine Teilnehmerin sagte rückblickend:

„Ich hätte nie gedacht, wie viel ich aus dem Austausch mit den anderen mitnehme. Die Perspektive der anderen Unternehmen hat meinen Blick auf Führung total erweitert.“
 

Und ein Geschäftsführer ergänzte:

„Allein hätten wir so ein Programm nicht stemmen können. Aber gemeinsam war es ein echter Entwicklungssprung – auch für uns als Unternehmen.“
 

7 Tipps für eine kooperative Nachwuchsentwicklung – Schritt für Schritt, pragmatisch und wirkungsvoll:

Kooperative Nachwuchsentwicklung kann auf unterschiedliche Weise starten: Manche Unternehmen setzen die ersten Schritte eigenständig um, andere holen sich dafür externe Unterstützung ins Boot – z. B. für die Moderation von Austauschformaten oder die Koordination erster Ideen. Entscheidend ist: Man muss nicht alles allein machen – aber man kann anfangen.
 

  • 1. Klein denken, groß wirken

    Starten Sie mit 1–2 Unternehmen, die Sie bereits kennen – z. B. aus dem lokalen Unternehmensnetzwerk. Es muss nicht gleich ein großer Verbund sein. Wichtig ist: Vertrauen ist schon da.

  • 2. Gemeinsamkeiten finden

    Suchen Sie Partner mit ähnlichen Herausforderungen: ähnliche Größenordnung, ähnliche Fachkräfte- oder Führungsbedarfe, vielleicht sogar ähnliche Zielgruppen. Das schafft direkt eine gemeinsame Sprache.

  • 3. Erstmal ein unverbindlicher Austausch

    Laden Sie zu einem lockeren Treffen ein – online oder vor Ort. Ziel: Bedürfnisse austauschen, Möglichkeiten sondieren, erste Ideen spinnen.
     

  • 4. Die Idee klar auf den Punkt bringen

    Skizzieren Sie kurz und verständlich, worum es geht:
    „Wir überlegen, ein gemeinsames Programm zur Entwicklung von jungen Kolleg:innen aufzusetzen – weil wir es allein schwer stemmen können. Wäre das auch für euch interessant?“
    Kein PowerPoint, kein Konzeptpapier – nur ein gemeinsames Anliegen.
     

  • 5. Offen über mögliche Bedenken sprechen

    Auch kritische Themen gehören auf den Tisch. Formulierungen wie
    „Was wäre Ihnen wichtig, wenn wir sowas gemeinsam angehen?“ oder
    „Wo hätten Sie vielleicht Vorbehalte?“
    helfen, ehrliche Gespräche zu ermöglichen.
     

  • 6. Win-Win betonen – nicht nur sparen, sondern stärken

    Es geht nicht nur um geteilte Kosten, sondern um geteilte Wirkung:

    • besserer Wissenstransfer
    • attraktivere Programme
    • mehr Bindung
    • Imagegewinn in der Region
       
  • 7. Erst danach konkret werden

    Wenn das Grundinteresse da ist, können im Anschluss konkrete Schritte entwickelt werden. Ob das in Eigenregie geschieht oder mit professioneller Unterstützung – beides ist möglich. Wichtig ist: Dranbleiben und gemeinsam ins Machen kommen.

Führung heißt heute auch Kooperation ermöglichen

Führen in Krisenzeiten heißt nicht, alles allein zu lösen. Sondern Strukturen zu schaffen, die tragen – auch wenn es ungemütlich wird. Kooperative Nachwuchsentwicklung ist genauso eine Struktur. Sie macht mittelständische Unternehmen resilienter, attraktiver und zukunftsfähiger.

Mein Appell: Lassen Sie uns das Thema stärker gemeinsam denken.
Nicht jeder braucht ein eigenes Programm. Aber jeder braucht gute Leute. Und die entwickeln sich am besten im Miteinander.
 

Zur Autorin

Sandra Schumann

Sandra Schumann ist Inhaberin der Trainings- und Beratungsfirma Schumann DIE TALENTENTWICKLER. Sie ist Expertin für Nachwuchs- und Führungskräfteentwicklung im Mittelstand. Besonders setzt sie sich für innovative Wege der Personalentwicklung ein – auch in kooperativen Programmen. Leidenschaft ist für sie eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg. Sie ist überzeugt, dass echte Weiterentwicklung nur durch den Mut entsteht, Neues zu wagen.