27.06.2025

Arbeit & Bildung

Wie Führung Kultur prägt und Digitalisierung trägt

Businessman holding manuscript project presentation with his han

DMB-Mitglied Carsten Rüscher und Margit Peters erklären im Webinar, dass Leadership und Digitalisierung zusammen gedacht werden müssen

Die digitale Transformation stellt Unternehmen nicht nur vor technologische Herausforderungen – sie verlangt auch einen kulturellen Wandel. Doch wie gelingt dieser Wandel in der Praxis?

Dieser Frage widmete sich das Webinar „Wie Führung Kultur prägt und Digitalisierung trägt“, geleitet von DMB-Mitglied Carsten Rüscher und Margit Peters. Die beiden Führungsexperten zeigten anhand von konkreten Praxisbeispielen und theoretischen Impulsen, wie wichtig Leadership für nachhaltige Veränderung und digitale Entwicklung in Unternehmen – insbesondere im Mittelstand – ist.
 

»Leadership ist der Schlüssel, wenn es darum geht, Orientierung zu geben, Verantwortung zu fördern und Veränderung zu ermöglichen!

Was ist Leadership?

Leadership beschreibt die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, zu beeinflussen und zu befähigen, gemeinsame Ziele zu erreichen – jenseits hierarchischer Führungsrollen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, Orientierung zu geben und ein Umfeld zu schaffen, in dem Entwicklung und Zusammenarbeit möglich sind. Maßgeblich ist dabei:

  • das Geben von Richtung (Vision entwickeln und kommunizieren),
  • das Gestalten von Beziehungen (Vertrauen aufbauen, Zusammenarbeit fördern),
  • und das Schaffen von Rahmenbedingungen, die Eigenverantwortung und Lernen ermöglichen.
     

»Leadership findet auf allen Ebenen statt – nicht nur bei Führungskräften. Auch Mitarbeitende übernehmen Leadership, wenn sie Verantwortung für ihre Aufgaben übernehmen oder wichtige Themen offen ansprechen. 

– Carsten Rüscher

Die vier Leadership-Stile

Im Webinar wurden vier zentrale Formen von Leadership vorgestellt:

By Example – Vorbildfunktion übernehmen:

Wer durch eigenes Handeln Orientierung gibt, lebt Leadership. Kleinigkeiten wie eine klare digitale Dokumentation oder wertschätzende Kommunikation prägen die Unternehmenskultur nachhaltig.

By Inspiration – Kreativität und Sinnstiftung:

Inspirierende Leader vermitteln das „Warum“ hinter Veränderungen. Sie schaffen Sinn, regen zu Ideen an und fördern die Identifikation mit der Aufgabe. Gerade in Veränderungsprozessen sorgt dieser Stil für Orientierung.

By Signaling – Veränderungsnotwendigkeit sichtbar machen:

Beobachtungen und Analysen werden genutzt, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Veränderung aktiv einzuleiten – z. B. mit Blick auf den Fachkräftemangel oder Kundenbedürfnisse.

By Direction – Klare Anweisungen geben:

Dieser Stil ist in Krisen oder bei hoher Dringlichkeit wichtig, birgt aber das Risiko, wenig Beteiligung oder Motivation zu erzeugen, wenn er alleinstehend genutzt wird. In bestimmten Situationen kann er jedoch entscheidend sein, um schnelle Handlungsfähigkeit sicherzustellen.

»Leadership ist immer situativ – je nach Reifegrad der Organisation kann zu viel Inspiration auch zu Unsicherheit führen. 

– Margit Peters

Leadership als Schlüssel für Digitalisierung

Digitalisierung ist kein Ziel, sondern ein Mittel – und braucht Leadership, um wirksam zu werden.

Digitale Kultur beginnt mit Haltung: Nicht Technik, sondern Menschen stehen im Mittelpunkt. Technologie ist ein Werkzeug, um echte Probleme zu lösen – bei Kunden genauso wie intern.

Digitalisierung wird oft als technisches Thema betrachtet – tatsächlich ist sie tief mit Führung und Kultur verbunden. Denn Technologie ist immer nur ein Werkzeug. Entscheidend ist, wie wir sie nutzen – und wie offen Organisationen dafür sind.

Ein digitales Mindset braucht:

  • Menschen im Mittelpunkt: Kunden wie Mitarbeitende
  • Technologie als Lösungsmittel – nicht als Selbstzweck
  • Leadership als Wegbereiter – durch Haltung, Mut und Kommunikation
     

»Digitalisierung gelingt dann, wenn wir mutig sind, Verantwortung übernehmen und eine Kultur des Lernens fördern.

– Margit Peters

Businessman using tablet analyzing sales data and economic growth graph chart.  Business strategy. Abstract icon. Digital marketing
Die beiden Praxisbeispiele zeigen was möglich ist, wenn man Digitalisierung als Chance nutzt

Zwei Beispiele aus der Praxis

Viessmann – Vom Heizgerätehersteller zum digitalen Serviceanbieter

Die Transformation bei Viessmann zeigt eindrücklich, wie Leadership by Signaling und Inspiration Veränderungen angestoßen haben. Die neue Generation im Unternehmen erkannte die Bedürfnisse ihrer Kunden (z. B. Smart Home, Energieeffizienz) und entwickelte digitale Lösungen, die Viessmann vom reinen Produktanbieter zum Full-Service-Dienstleister machten.
 

Automobilbranche in China – Digitalisierung als Muss

Ein Beispiel dafür, was fehlt, wenn Leadership ausbleibt: In China kommunizieren Autos im Umkreis miteinander, um Staus und Unfälle zu vermeiden – ein Resultat konsequenter Digitalisierung. Deutsche Hersteller, die diesen Bedarf unterschätzen, verlieren Marktanteile. Leadership bedeutet hier, Märkte zu lesen, Impulse zu setzen und Lösungen vorauszudenken.

Was können Unternehmen tun?

Damit Leadership zur Triebkraft für digitale Transformation wird, kommt es auf folgende Voraussetzungen und Verhaltensweisen an:

  • Transparent handeln und kommunizieren
  • Vorbild sein und Orientierung geben
  • Mitarbeitende befähigen
  • Chancen betonen, statt nur Probleme zu sehen
  • Mutig Fehler machen und daraus lernen
  • Kultur des gemeinsamen Lernens fördern
  • Menschen vernetzen
     

Fazit: Digitalisierung ist ein Führungsthema

Leadership ist mehr als klassische Führung – es ist eine Haltung, die Veränderung ermöglicht, Orientierung gibt und Menschen befähigt. In Zeiten der digitalen Transformation wird diese Haltung zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Digitalisierung ist kein Projekt, das man „einführt“ – sie ist das Ergebnis von Kultur, Kommunikation und Leadership. Sie gelingt dort, wo Verantwortung übernommen, Chancen erkannt und mutig Neues ausprobiert wird.

Wer als Unternehmen zukunftsfähig bleiben will, muss Leadership auf allen Ebenen möglich machen – und den digitalen Wandel aktiv gestalten. Besonders im Mittelstand braucht es dafür keine großen Programme, sondern klar gelebte Werte, konsequente Kommunikation und die Bereitschaft, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Denn: Digitalisierung beginnt bei den Menschen – und mit der Haltung, sie aktiv mitzugestalten.
 

»Digitalisierung ist ein Ergebnis aus gutem Leadership und gelebter Unternehmenskultur – nicht andersherum.

– Carsten Rüscher

Zur Person

Carsten Rüscher

Carsten Rüscher ist Geschäftsführer der CR-​Projectconsulting GmbH. Er ist Agiler Coach, Scrum Master, Kanban Coaching Professional und berät Unternehmen im Projektmanagement, im IT-Consulting, in der Agile Produktentwicklung, im Desaster Management und Lösungsfindung sowie in der Digitalisierung. Er arbeitet ehrenamtlich im D-A-CH Chapter der Scrum Alliance und betreibt gemeinsam mit Ina Galinsky den Kanban Coaching Podcast.

Margit Peters

Margit Peters ist Beraterin, Coach und Mediatorin (Margit Peters Agile Welten). Zusammen mit einem kleinen Team unterstützt sie seit vielen Jahren Unternehmen und Führungskräfte in Veränderungsprozessen. Die Entwicklung von guter Führung und konstruktiver Teamarbeit ist dabei eines ihrer Schwerpunkte.

In ihren Beratungsprojekten hat sie die Notwendigkeit erkannt, dass Konflikte Teamarbeit häufig erschweren. Sie ist zertifizierte Wirtschaftsmediatorin und hat das Mediationsbüro MEDIATION HAMBURG NORD gegründet. Zusammen mit Ihren KollegInnen bietet sie professionelle Konfliktlösung im Unternehmenskontext sowie im familiären Umfeld an, z.B. auch im Rahmen der Unternehmensnachfolge.

Sie arbeitet ehrenamtlich für den Verein Senior Partner in School Landesverband Hamburg e.V. und hilft Schülern ihre Konflikte eigenständig zu lösen.

Zur Autorin

Luisa Lippert

Referentin Wirtschaft & Politik

+49 0211 200525-38
luisa.lippert@mittelstandsbund.de