30.07.2025

Digitalisierung

Neuer strategischer Kurs für Schlüsseltechnologien: „Hightech Agenda Deutschland“ stärkt zukünftige Wettbewerbsfähigkeit

Die Bundesregierung hat in ihrer heutigen Kabinettssitzung die „Hightech Agenda Deutschland“ beschlossen. Das unverbindliche Strategiepapier setzt Ziele für sechs Schlüsseltechnologien, wie Künstliche Intelligenz (KI) und Mikroelektronik, inklusive konkreter Maßnahmen. Davon profitieren mittel- und langfristig gleichfalls die KMU, kommentiert Patrick Schönowski, DMB-Referent für Digitalpolitik.

Zukunftsorientierte Schlüsseltechnologien voranzubringen, ist bedeutsam für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Das Strategiepapier bietet fehlende Klarheit zu Zielmarken und benennt geeignete Maßnahmen, wovon ebenfalls der Mittelstand profitiert. Allerdings darf die Fokussierung nicht die aktuellen Herausforderungen der KMU außer Acht lassen.

„Mit einer KI-Offensive wollen wir bis 2030 zehn Prozent unserer Wirtschaftsleistung KI-basiert erwirtschaften […].“

- Erstes Ziel für die Schlüsseltechnologie „Künstliche Intelligenz“ aus der „Hightech Agenda Deutschland“

Bundesregierung setzt Zielwerte für Vorhaben fest

Diese Strategieagenda löst Informationsdefizite der Bundesregierung auf: Bislang vermissten Unternehmerinnen und Unternehmer konkrete Maßnahmen zu angekündigten digitalen Zielen. Ansatzweise werden nun Zielwerte (siehe oben) formuliert, gleich wenn die Frist über die Amtszeit der aktuellen Regierung hinaus geht. Die Auswahl der einbezogenen Schlüsseltechnologien eröffnet innovativen Start-ups vielfältige Potenziale in weiteren zukunftsweisenden Bereichen abseits von KI, wie Biotechnologie, klimaneutrale Energieerzeugung und Gesundheitsforschung.

Maßnahmen unterstützen KMU aus Schlüsselbranchen mittel- und langfristig

Diese Absichten sind außerdem mit einigen konkreten Maßnahmen unterlegt (siehe Infobox unten). Neben den langfristigen Bestrebungen sollen erste Maßnahmen bereits 2026 umgesetzt werden. Mittelständische KMU profitieren von Teilen dieser Maßnahmen und Förderungen. Aber: Dadurch dürfen die handwerklichen und produzierenden Betriebe, die KI, Quanten oder Raumfahrttechnologien noch nicht effektiv einsetzen (können), nicht von der Bundesregierung fortan vernachlässigt werden. Im Gegenteil sollte sie die Strategie bei neuen technischen Entwicklungen adaptieren und gezielt an KMU weitervermitteln.

Mit der „Hightech Agenda Deutschland“ spezifiziert die Bundesregierung ihre Vorhaben bei Schlüsseltechnologien und damit in der Digitalpolitik. Aber dennoch: Die Ziele sind teils sehr ambitioniert. Die Bundesregierung steht nun gemeinsam mit Akteuren aus Wissenschaft, Unternehmen und Landespolitik in der Verantwortung, diese zielgerichtet zu erfüllen. Des Weiteren dürfen KMU, die (noch) nicht diese Schlüsseltechnologiefeldern anwenden, wirtschaftspolitisch nicht vernachlässigt werden.

Hier können Sie die vollständige Hightech Agenda Deutschland 2025 des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt nachlesen.

Auszug relevanter Maßnahmen für KMU

  • Neue Leitprojekte für KI-Anwendungen und Blaupausen für den Mittelstand:

    „Wir starten Transfer-Leitprojekte für KI-Anwendungen in Schlüsselbranchen (u. a. Automobil, Chemie, Biotechnologie, Cleantech, Medizin, Agrifood) und zentralen Forschungsfeldern (u. a. Material-, Klima-, Biodiversitäts-, Energie- und Nachhaltigkeitsforschung). […] Wir entwickeln Ansatzpunkte und Blaupausen zur Anpassung und souveränen Nutzung von generativer KI und von KI-Agenten im Mittelstand.“

  • Unterstützung für Start-ups und KMU im KI-Bereich:

    „Dazu identifizieren und verbessern wir die wichtigsten Rahmenbedingungen, bieten Wettbewerbe auf Rechenkapazitäten und vereinfachen die öffentliche Beschaffung von innovativen Leistungen von Start-ups durch die Einführung einer Sonder-Direktauftragswertgrenze in Höhe von 100.000 Euro.“

  • Transfer von Forschungsergebnissen zu Start-ups und KMU:

    „Zentrale Bausteine sollen dabei der Aufbau von mindestens drei Pilotlinien ab dem Jahr 2026 als starke Knoten in einem europäischen Fab-Netzwerk (‚From Lab to Fab‘) und die Etablierung von Testzentren und Anwenderplattformen für Use-Cases in Kooperation von Forschungseinrichtungen mit Anwendungsindustrien (…) sein.“

  • Förderung soll Medizin und Technik besser verknüpfen:

    „Dazu werden wir die Überführung innovativer Ideen in die Praxis durch KMU weiter stärken und den Fokus der Förderung durch „KMU-innovativ: Medizintechnik“ im nächsten Jahr neu ausrichten.“

  • Raumfahrtstrategie der Bundesregierung soll KMU einbinden:

    „Wir gestalten die ambitionierte Raumfahrtstrategie der Bundesregierung aus, fokussieren dabei auf Anwendungsorientierung und Kommerzialisierung und binden KMU und Start-ups ein.“

  • Leuchtturmprojekte für Kreislaufwirtschaft:

    Ab Ende 2025 fördern wir Leuchtturmprojekte aus Wissenschaft und Wirtschaft, die digitale Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln, um Produkte und Dienstleistungen zirkulär zu gestalten sowie deren Langlebigkeit und Wiederverwendung zu stärken.“

  • Grenzüberstreitende KMU-Förderprojekte:

    „Verlässliche Förderung innovativer Start-ups und KMUs für grenzüberschreitende Verbundprojekte im Rahmen von Eurostars und anderen transnationalen, unternehmensfreundlichen Angeboten wie ZIM und der IGF-Variante CORNET.“

  • Förderung des innovativen Mittelstandes:

    „Stärkung von unternehmensfreundlichen Transferinstrumenten wie dem technologieoffenem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und den vorwettbewerblichen FuE-Programmen Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) und INNO-KOM.“

Zur Person

Patrick Schönowski

Referent Wirtschaft und Politik