28.07.2025

Energiewende

Leadership in Krisenzeiten: Nachhaltige Unternehmen als Vorbilder

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen heute vor der Herausforderung, wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer, sozialer und ethischer Verantwortung zu verbinden.

Wer als Unternehmer vor Herausforderungen steht, denkt vermutlich nicht zuerst an Nachhaltigkeit. Dabei ist gerade sie ein zentraler Bestandteil des Unternehmertums, der dabei hilft, sich gegen Krisen zu wappnen. Firmen, die auf ihrem Weg zu nachhaltigen Produktions- und Arbeitsweisen bereits weit fortgeschritten sind und darüber auch öffentlich sprechen, dienen als Vorbilder für andere.

Nachhaltigkeitsexperte Jochen Müller betont, dass Nachhaltigkeit einem Unternehmen strategische Vorteile bieten muss und kein Selbstzweck ist. Versicherungen, Banken und Investoren werden zunehmend mit Nachhaltigkeitsfragen auf Unternehmen zukommen, da diese Fragen konkrete unternehmerische Risiken betreffen. Unternehmen müssen sich aktiv mit ihrer Zukunft und den langfristigen Veränderungen ihrer Rahmenbedingungen auseinandersetzen.

Kommunikation von Nachhaltigkeit

Nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, ist der erste Schritt. Der zweite Schritt besteht darin, darüber zu kommunizieren. Während Unternehmen, die sich nachhaltiger darstellen als sie sind, „Greenwashing“ betreiben, gibt es auch den umgekehrten Fall: „Greenhushing“. Dies beschreibt das Verhalten, viel für die Nachhaltigkeit zu tun, aber kaum darüber zu berichten. Greenhushing führt dazu, dass diese wichtigen Vorbilder unsichtbar bleiben. Nachhaltige Unternehmen sollten daher aktiv kommunizieren, um andere zu inspirieren und sich als Vorreiter zu positionieren. Dabei ist allerdings bei der Kommunikation nicht entscheidend, ob man den Nutzen einer Maßnahme, wie zum Beispiel des Homeoffices, vor allem dem Klimaschutz oder einem anderen Zweck wie zum Beispiel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zuschreibt.

»„Nachhaltige Unternehmen sollten aktiv kommunizieren, um andere zu inspirieren und sich als Vorreiter zu positionieren.“ - Jochen Müller, Nachhaltigkeitsexperte bei cramer müller & partner consulting

Herausforderungen der Kommunikation

Es fehlen jedoch klare Metriken zur Beurteilung von Nachhaltigkeit, was Unsicherheit schafft. Unternehmen haben oft Angst, dass ihre Kommunikation als Greenwashing ausgelegt werden könnte. Wenn jedoch Fachleute die Nachhaltigkeit messen und rechtssicher bescheinigen, können Unternehmen ihre Maßnahmen leichter kommunizieren. “Der Aufbau solcher Metriken ist daher entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und Unternehmen zu ermutigen, offener über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu sprechen”, erklärt Müller. Der neue VSME-Standarddürfte die Nachhaltigkeitsberichterstattung für den Mittelstand enorm erleichtern.
Vorbilder sind insbesondere in jenen Branchen wichtig, die wie zum Beispiel die Bau- oder Baustoffbranche nicht per se als nachhaltig gelten. Doch auch wichtige Grundstoffe wie Zement und Beton kann man aus einer nachhaltigen Perspektive denken und dort lassen sich noch mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen große Nachhaltigkeitseffekte erzielen, während in anderen Branchen bereits so viel getan wurde, dass sich weitere Nachhaltigkeitsgewinne nur noch durch aufwändigere Schritte erzielen lassen.

Führungskräfte spielen entscheidende Rolle

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, dass ihre Mitarbeiter im Arbeitsalltag nachhaltiger handeln. Müller hebt hervor, dass Führung durch Vorbild entscheidend ist: “Handeln Führungskräfte selbst nicht nachhaltig, werden ihre Aufforderungen als Lippenbekenntnisse wahrgenommen.” Es ist daher wichtig, dass Führungskräfte ihr eigenes Verhalten reflektieren und sich fragen, wie sie selbst zur Nachhaltigkeit beitragen können.

Intrinsische Motivation der Beschäftigten nutzen

“Die besten Ideen für mehr Nachhaltigkeit kommen oft von den Mitarbeitern, die direkt in die Prozesse involviert sind”, ist Müller überzeugt. Unternehmen sollten daher Möglichkeiten schaffen, Ideen zu mehr Nachhaltigkeit einbringen zu können.

Fünf Tipps, um gemeinsam mit Ihren Beschäftigten mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen zu erzielen:

  1. Führung durch Vorbild
  2. Ideen kommen aus dem Team, nicht von oben
  3. Nachhaltigkeit ins Tagesgeschäft integrieren
  4. Ideen sichtbar machen und umsetzen
  5. Wertschätzung statt Prämien
     

Zur Person

Steffen Kawohl

Referent Wirtschaft & Politik

Fachbereich Energiewende