18.03.2025
Nachhaltigkeit wird bei Kreditvergabe immer wichtiger

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei der Kreditvergabe nimmt stetig zu, was sowohl Unternehmen als auch Banken vor neue Herausforderungen stellt. Eine aktuelle Unternehmensbefragung der KfW-Bank zeigt, dass 40 % der befragten Unternehmen davon ausgehen, dass Nachhaltigkeitskriterien in Kreditverhandlungen künftig eine größere Rolle spielen werden. Gleichzeitig fühlen sich lediglich 34 % der Unternehmen gut oder sehr gut auf diese Anforderungen vorbereitet. Diese Diskrepanz verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, insbesondere bei der Erhebung und Bereitstellung von Nachhaltigkeitskennzahlen wie Treibhausgasemissionen oder Energieverbrauchsdaten.
Nachhaltigkeit als strategischer Vorteil
Dr. Juliane Gerstenberger, Senior Economist der KfW-Bank, betont: „Für Unternehmen ist es vorteilhaft, das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus zu nehmen. Banken und Sparkassen beziehen aus regulatorischen Gründen und mit Blick auf das eigene Reputationsmanagement immer häufiger Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe ein. Dieser Trend wird sich weiter verstärken.“ Die zunehmende Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) ist dabei nicht nur eine Reaktion auf regulatorische Vorgaben wie die EU-Taxonomie, sondern auch Ausdruck eines modernen Risikomanagements seitens der Banken.
„Sustainable Finance“ als Leitidee
Die Idee hinter „Sustainable Finance“ besteht darin, finanzielle Ressourcen verantwortungsvoll einzusetzen, um positive soziale, ökologische und wirtschaftliche Effekte zu erzielen. Ziel ist es unter anderem, Kapital verstärkt in nachhaltige Investitionen zu lenken und Unternehmen zu Anreizen für umweltfreundliches Handeln zu bewegen. Dies erfordert jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken und Unternehmen, um sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen dieses Wandels zu bewältigen.
Herausforderungen für den Mittelstand
Die Studie „Förderung nachhaltiger Finanzierung durch die EU – Auswirkungen auf den Mittelstand“ des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn zeigt, dass viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch nicht ausreichend auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind. Während größere Unternehmen bereits verpflichtet sind, umfangreiche Nachhaltigkeitsdaten offenzulegen, sehen sich KMU häufig mit indirekten Anforderungen konfrontiert. Großunternehmen benötigen beispielsweise Informationen über die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten, was auch kleinere Zulieferer betrifft. Zudem haben Banken begonnen, verstärkt ESG-Risiken in ihre Kreditentscheidungen einzubeziehen. Diese Entwicklung könnte KMU vor zusätzliche bürokratische Hürden stellen.
Die IfM-Studie weist darauf hin, dass zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen in den nächsten drei Jahren Investitionen in mehr Nachhaltigkeit planen. Neben Eigenkapital setzen sie dabei vor allem auf Bank- und Förderkredite. Doch Unsicherheiten über die Rentabilität solcher Investitionen sowie fehlende Infrastruktur – etwa Zugang zu grünem Strom – erschweren die Planbarkeit.
Einheitliche Standards als Schlüssel
Ein weiteres Problem ist das Fehlen einheitlicher Standards für die Erhebung und Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinformationen. Viele Unternehmen klagen über den hohen Aufwand bei der Datenerhebung und die unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Banken. Einheitliche Berichtsstandards könnten hier Abhilfe schaffen und sowohl die Bürokratie reduzieren als auch die Vergleichbarkeit erhöhen.
Nachhaltigkeit wird zunehmend zum zentralen Faktor bei der Kreditvergabe. Sowohl regulatorische Vorgaben als auch Marktanforderungen treiben diesen Wandel voran. Für Unternehmen bietet dies Chancen zur Verbesserung ihrer Finanzierungskonditionen – vorausgesetzt, sie sind bereit, die notwendigen Daten bereitzustellen und ihre Prozesse entsprechend anzupassen. Gleichzeitig müssen Banken sicherstellen, dass ihre Anforderungen an kleinere Unternehmen verhältnismäßig bleiben, um deren Zugang zu Krediten nicht unnötig zu erschweren. Der Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft erfordert daher eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie klare und einheitliche Rahmenbedingungen.
DMB-Mitglieder erhalten exklusiv eine Checkliste zur Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in die eigenen Betriebsabläufe.
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