22.04.2025
Peter Schrade
"Made in Germany" ist ein international anerkanntes Gütesiegel. Die tragende Säule der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand – also die Unternehmer/innen, Gewerbetreibenden und Selbstständigen, die sich ihrer unternehmerischen Verantwortung stellen. Der DMB fragt bei ihnen nach, was sie antreibt und welche Hürden beseitigt werden müssen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.


DMB: Was bedeutet unternehmerische Verantwortung und warum ist der Mittelstand wichtig für Deutschland?
Peter Schrade: Der Mittelstand ist durch familiäre und eher flache Unternehmensstrukturen geprägt. Der Mittelstand ist nicht nur wichtig, weil er für Innovation und Marktveränderung steht, sondern weil auch der Mensch stärker im Fokus steht. Der Mittelstand bildet ein zentrales Instrument unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ab. Die unternehmerische Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern macht sich gerade im Mittelstand bemerkbar. Umso wichtiger ist es das wir diese Strukturen erhalten, damit wir in Zukunft den gut funktionierenden gesellschaftlichen Zusammenhalt und den wirtschaftlichen Erfolg des Mittelstandes erhalten können. Ohne den Mittelstand würde Deutschland seine wirtschaftliche Stärke und Vielfalt verlieren.
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. In welchem Bereich sind Sie tätig?
Ich bin Peter Schrade, 57 Jahre alt und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Seit 2007 leite ich das Institut für Mittelstandsförderung – Gesellschaft für Unternehmensnachfolge & Sanierung mbH in Kierspe. Unterstützt werde ich von drei fachlich versierten Mitarbeiterinnen. Unser Schwerpunkt liegt auf der Restrukturierung von Pensionszusagen im Nachfolgeprozess, der Unternehmensbewertung sowie die Beratung & Begleitung bei der Suche nach einem geeigneten Unternehmensnachfolger (M&A-Transaktionen).
Was war bisher Ihre größte unternehmerische Herausforderung?
Jedes Projekt bringt neue Herausforderungen mit sich. Besonders spannend war eine Anfrage einer Liquidatorin, die ein Unternehmen mit Pensionszusagen liquidieren wollte. Die Herausforderung bestand darin, diese Zusagen sicher und schnell auszulagern – ohne Zustimmung der Arbeitnehmer. Es handelte sich um einen langwierigen Prozess, der über zwei Jahre dauerte. Dabei waren steuer-, handels-, arbeits- und versicherungsrechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Dieses Thema war besonders anspruchsvoll, da ich meine Abschlussarbeit während meines Studiums darauf aufgebaut habe.
Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert? Welche Lösungsansätze haben Sie verfolgt?
Die naheliegende Lösung – die Übertragung auf eine Liquidationsversicherung – war nicht möglich. Stattdessen haben wir die Zusagen gemäß Umwandlungsgesetz auf eine Rentnergesellschaft übertragen. Liquidationsversicherungen lehnten diese speziellen Zusagen ab, sodass wir eine Finanzierung über einen Pensionsfonds realisierten, um ein Nachzahlungsrisiko auszuschließen. Diese Erfahrung zeigt, dass Standardlösungen oft nicht greifen und individuelle Ansätze gefragt sind.
Welche Erkenntnisse konnten Sie aus diesem Projekt gewinnen?
Das Projekt hat mir verdeutlicht, dass offensichtliche Lösungsansätze nicht immer umsetzbar sind. Jedes Kundenprojekt erfordert eine detaillierte Analyse der individuellen Gegebenheiten. In diesem Fall war es nicht möglich, die Übertragung auf eine Liquidationsversicherung gemäß §4 BetrAVG einfach durchzuführen. Der Erfolg lag in den Details – und genau darin liegt auch die Herausforderung.
Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit als Berater?
Mich begeistert es, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, Risiken zu minimieren und nachhaltige Vorteile für Unternehmen zu schaffen. Besonders erfüllend ist es für mich, den erfolgreichen Verkauf eines Unternehmens an einen neuen Inhaber zu begleiten. Solche Projekte zeigen mir, dass alle Beteiligten von einer guten Beratung profitieren können – das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.
Welchen Rat würden Sie mittelständischen Unternehmen geben?
Wenn es um Pensionszusagen oder Versorgungszusagen geht, sollten Unternehmen unbedingt Fachberater hinzuziehen. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Thema, das weit über die Expertise von Steuerberatern oder Arbeitsrechtlern hinausgeht. Nur wenige Fachberater in Deutschland können diese komplexen Themen vor allem im Kontext der Unternehmensnachfolge umfassend begleiten.
Peter Schrade
Institut für Mittelstandsförderung
Gesellschaft für Unternehmensnachfolge & Sanierung mbH
www.beratung-ifm.de
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