10.04.2025
VSME: Kompakter Nachhaltigkeitsbericht für KMU
ESG -Daten effizient bereitstellen: Mit dem neuen VSME-Standard können kleine und mittlere Unternehmen einen kompakten Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Hier erfahren Sie, warum viele von ihnen freiwillig berichten, lernen die Inhalte des Standards kennen und erhalten Einblick in drei Praxisbeispiele.

Kleine und mittlere Unternehmen werden von ihren Großkunden immer öfter aufgefordert, ESG-Daten zu liefern. Doch ständig unterschiedliche Anfragen zu bearbeiten, kostet Zeit und Nerven. Mit dem neuen VSME-Standard lassen sich Nachhaltigkeitsinformationen einheitlich erfassen und berichten.
Was ist der VSME-Standard?
Der VSME ist ein freiwilliger Standard für Nachhaltigkeitsberichte. Er wurde speziell für KMU entwickelt, mit stark reduzierten Anforderungen und Fokus auf die wesentlichen Kennzahlen.
So können Unternehmen einen kompakten Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der ihren Geschäftspartnern alle wichtigen ESG-Daten liefert.
Der VSME ist auch relevant für Unternehmen, die laut Omnibus-Entwurf nicht mehr CSRD-pflichtig wären, aber trotzdem über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten müssen oder wollen. Und für alle KMU, die zukunftsfähig wirtschaften und ihre Fortschritte kommunizieren möchten.
Warum freiwillig über Nachhaltigkeit berichten?
Laut einer Umfrage des TÜV-Verbands von 2023 erstellen bereits 28 % der mittelständischen Unternehmen in Deutschland einen Nachhaltigkeitsbericht. Sie sehen darin – auch über eine De-facto-Pflicht hinaus – viele Vorteile:
- Nachhaltigkeit strategisch angehen
Ein Bericht hilft, Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zu integrieren und die eigenen Aktivitäten zu strukturieren. Das sagen 86 % der vom TÜV befragten Unternehmen. - Risiken identifizieren und managen
Wer beispielsweise erkannt hat, dass der eigene Standort künftig häufiger von Hochwasser bedroht sein wird, kann vorsorgen. - Nachhaltigkeitsleistung verbessern
Zum Beispiel konnten drei Viertel der vom TÜV befragten Unternehmen ihre Energieeffizienz steigern, zwei Drittel Materialverbrauch und Abfall reduzieren. - Ansehen steigern
Oft ist intern wie extern kaum bekannt, was das Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit bereits leistet. Ein Bericht macht Fortschritte für alle sichtbar. - Das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen
Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist ungebrochen. Und was heute noch freiwillig ist, kann morgen schon verpflichtend sein. Mit einem Bericht sind Sie vorbereitet.
Wie funktioniert der VSME?
Der VSME ist ein pragmatischer Berichtsstandard. Eine Wesentlichkeitsanalyse ist nicht vorgeschrieben (aber empfehlenswert). Der Standard besteht aus zwei Modulen:
- Basis-Modul
Verpflichtend, wenn man nach VSME berichten möchte. Zielniveau für Kleinstunternehmen und Mindestanforderung für alle anderen KMU. Enthalten sind elf Offenlegungspflichten zu Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung. - Umfassendes Modul
Freiwillige Ergänzung zum Basis-Modul. Besonders relevant für KMU, die Informationen an Großkunden und Finanzpartner übermitteln wollen. Enthält neun Offenlegungspflichten zu allen drei Bereichen. - Die Offenlegungspflichten sind aufs Wesentliche reduziert. Texte sind kaum vorgesehen, oft müssen Sie nur „Ja/Nein“ oder eine Zahl angeben. Auch eine Prüfpflicht gibt es nicht.
Was müssen Unternehmen berichten?
Das Basis-Modul enthält elf Offenlegungspflichten:
Allgemeine Informationen
B1 – Grundlagen der Berichterstellung
B2 – Praktiken, Strategien und Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
Umwelt
B3 – Energie und Treibhausgasemissionen
B4 – Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden
B5 – Biodiversität
B6 – Wasser
B7 – Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement
Soziales
B8 – Eigene Arbeitskräfte – Allgemeine Merkmale
B9 – Eigene Arbeitskräfte – Gesundheit und Sicherheit
B10 – Eigene Arbeitskräfte – Entlohnung, Tarifverhandlung und Ausbildung
Unternehmensführung
B11 – Verurteilungen und Geldbußen wegen Korruption und Bestechung
Unternehmen, die tiefer gehen wollen, können mit dem Umfassenden Modul weitere Informationen ergänzen.
Was bringt der VSME in der Praxis? Drei Beispiele
Fall 1: Ein Möbelhersteller wird von einer Möbelhauskette nach einer Klimastrategie gefragt. Dafür muss er erst einmal seine Treibhausgasemissionen ermitteln. Mit einem VSME-Bericht lassen sich diese Informationen strukturiert bereitstellen.
Fall 2: Ein kleines Unternehmen aus der Medienbranche sucht nach einer Möglichkeit, trotz begrenzter Ressourcen ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen. Indem es jährlich nach VSME berichtet, kann es seinen Fortschritt überprüfen und wenn nötig nachsteuern.
Fall 3: Eine Handwerkskammer hat in puncto Nachhaltigkeit bereits einiges umgesetzt. Aber noch fehlt es an Struktur, und vieles ist intern wie extern kaum bekannt. Mit einem VSME-Bericht lassen sich alle Aktivitäten systematisch erfassen und kommunizieren.
Ausblick
Der VSME ist zwar fast final, kann sich aber noch weiterentwickeln – auch in Abhängigkeit vom Omnibus-Verfahren. Dennoch ist es sinnvoll, sich frühzeitig zu informieren. Die Agentur 2020 etwa bietet dafür am Donnerstag, 24.04. um 12 Uhr ein kostenfreies Webinar.
Vorreiter-Unternehmen können schon jetzt in einer VSME-Peer-Group mit der Berichterstellung starten, im Austausch mit anderen KMU und begleitet von den Expertinnen und Experten der Agentur 2020. Außerdem plant der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) auf seiner neuen Plattform ein kostenloses VSME-Tool. Dieses wird voraussichtlich ab Spätsommer 2025 zur Verfügung stehen und KMU den Einstieg zusätzlich erleichtern.
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