06.10.2025
Investitionsplanung: Praxistipps für erfolgreiche Entscheidungen - mit Checkliste

Wie lassen sich Investitionen heute strategisch klug tätigen und optimal finanzieren? Investitionen gehören zu den wichtigsten Stellschrauben mittelständischer Unternehmen. Sie schaffen die Basis für Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Doch eine gute Idee allein reicht nicht: Damit Investitionen den gewünschten Erfolg bringen, braucht es eine fundierte Planung – vor allem hinsichtlich Finanzierung, Liquidität und Bonität.
In diesem Beitrag unseres DMB-Mitgliedes Ulrich Brinkmann finden Sie wesentliche Grundlagen und praxisnahe Tipps für eine erfolgreiche Investitionsplanung.
Grundlagen der Investitionsplanung
Investitionen führen meist zur Bildung von Anlagevermögen, das über die Jahre abgeschrieben wird. Die AfA-Tabellen des Bundesfinanzministeriums (Link am Ende des Textes) geben eine gute Orientierung zur betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer unterschiedlicher Wirtschaftsgüter. Unternehmer sollten bei jeder Planung die langfristige Wirkung einer Investition im Blick behalten: Welche Wachstumschancen entstehen? Welche Kosten folgen? Und welchen Beitrag leistet sie zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens?
Die richtige Finanzierungsstrategie
Investitionen lassen sich grundsätzlich auf zwei Wegen finanzieren: durch externe Mittel (Außenfinanzierung) oder interne Mittel (Innenfinanzierung).
Außenfinanzierung
Hierbei stehen verschiedene Modelle zur Auswahl – jeweils mit unterschiedlichen bilanziellen Auswirkungen:
- Leasing: Die Vermögensgegenstände bleiben im Eigentum des Leasinggebers. Für den Leasingnehmer bedeutet dies keinen Bilanzzugang, jedoch muss er im sogenannten Anhang zum Jahresabschluss angeben, wie viele Leasingraten er in Zukunft noch zahlen muss. Vorteil: Die Eigenkapitalquote wird gestärkt, was die Bilanzkennzahlen verbessert. Nachteil: Etwas höhere Raten.
- Annuitätendarlehen: Gleichbleibende Raten, wobei sich der Zinsanteil mit der Zeit verringert und der Tilgungsanteil steigt. Obligatorisch bei Immobilien und Hypothekendarlehen.
- Mietkauf: Wirtschaftliches und rechtliches Eigentum fallen auseinander. Der Käufer bilanziert das Wirtschaftsgut, die Bilanzsumme verlängert sich, da auch die Zinsverpflichtung aktiviert wird. Förderrechtlich interessant, für den Mietkaufgeber entstehen zusätzliche Sicherheiten.
- Tilgungsdarlehen: Hier sinkt die Rate durch fallende Zinsen bei konstantem Tilgungsanteil. Wird in der Regel von Förderbanken vergeben. Bei linearer AfA kommt es häufig zu fristenkongruenter Finanzierung.
Darüber hinaus gibt es langfristige Förder- und Wachstumsmittel, die sich durch mehrjährige Tilgungsfreiheit und Laufzeiten von bis zu 20 Jahren auszeichnen. Durch Tilgungsfreiheit kann bilanzielles Eigenkapital entstehen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Innenfinanzierung
- Stille Selbstfinanzierung: Hierbei werden stille Reserven durch Unter- oder Überbewertung aufgebaut. Diese Methode ist riskant, da eine plötzliche Aufdeckung der Reserven – etwa durch Krisen oder Betriebsprüfungen – die Existenz gefährden kann.
- Offene Selbstfinanzierung: Deutlich nachhaltiger als die stille Selbstfinanzierung ist die Thesaurierung von Gewinnen. Sie stärkt das Eigenkapital, verbessert die Bonität und sorgt für planbare Liquidität. Gerade für Unternehmen, die unabhängiger von Banken agieren wollen, ist dies eine tragfähige Strategie.
Liquiditätsmanagement: Tilgung richtig verstehen
Tilgungen belasten die Liquidität, sind aber keine Kosten. Abschreibungen dagegen senken den Gewinn, ohne Liquidität abzuziehen. Abschreibung und Tilgung sollten gleich sein, sonst kommt es zu einer Tilgung durch erzielte Gewinne. Unternehmer sollten dies berücksichtigen. Beispiel: Um eine Tilgung von 100 € zu leisten, muss bei einem Ertragssteuersatz von 30% ein Gewinn von 143 € erwirtschaftet werden. Mit höheren Gewerbesteuersätzen steigt dieser Wert entsprechend.
Praxisbeispiel: Kapazitätserweiterung durch Fördermittel
Ein Unternehmen setzte auf eine Mischfinanzierung mit Eigenkapital, langfristigen Förderdarlehen und eigenkapitalersetzenden Mitteln. Dank tilgungsfreier Jahre und dem gezielten Einsatz von Abschreibungen konnte die Kapazität kontinuierlich erweitert werden. Bereits nach 18 statt geplant nach 20 Jahren war es nahezu schuldenfrei. Das Ergebnis: verdoppelte Kapazität, verdreifachter Umsatz und ein klar verbesserter Eigenkapitalanteil. Dieses Beispiel zeigt die Kraft einer vorausschauenden Finanzierung.
Leasing als kluger Baustein
Obwohl Leasing oftmals teurer ist als klassische Kreditfinanzierung, kann es strategisch sinnvoll sein. Da Leasingraten vollständig als Kosten gelten, kann Eigenkapital freigesetzt werden, das wiederum für die Finanzierung von Betriebsmitteln eingesetzt werden kann. Das verbessert nicht nur die Liquidität, sondern auch das Rating bei der Hausbank.
Offene Selbstfinanzierung im Langzeitblick
Seit einer Steuerreform Ende der 1990er-Jahre wurde die Belastung auf thesaurierte Gewinne deutlich reduziert. Kapitalgesellschaften zahlen darauf heute rund 30 Prozent Ertragssteuer – verglichen mit deutlich höheren Belastungen früher die bei 70 Prozent lag. Wer Gewinne im Unternehmen belässt, schafft sich so ein langfristiges effizientes Finanzierungsinstrument, das über Jahre hinweg Kapital für Investitionen bereithält.
Fazit
Investitionsentscheidungen sind nie nur Finanzierungsfragen, sondern strategische Weichenstellungen für die Zukunft eines Unternehmens. Ob Leasing, Förderdarlehen oder offene Selbstfinanzierung – der richtige Finanzierungsmix stärkt sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Unabhängigkeit. Mittelständische Unternehmer, die ihre Investitionen strukturiert planen und Finanzierung sowie Liquidität professionell steuern, schaffen die Grundlage für nachhaltiges Wachstum.
Quellen

Gastautor Ulrich Brinkmann
Ulrich Brinkmann ist Unternehmensberater bei der BLC GmbH mit Qualifikationen u.a. als INQA-Coach, Betriebswirt (IHK), Rating-Advisor (IHK) und Fördermittelberater (FH). Er verbindet umfassendes Fachwissen mit langjähriger Praxiserfahrung.
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