21.10.2024
Was die GmgV für die Nachfolge bedeutet

Die GmgV bindet das Vermögen des Unternehmens langfristig und schützt es vor Entnahmen. Während klassische GmbHs Gewinne an die Gesellschafter ausschütten, bleibt das Vermögen einer GmgV zweckgebunden im Unternehmen.
Was die Gesellschaft mit gebundenem Vermögen für die Nachfolge bedeutet
Die Unternehmensnachfolge zählt zu den drängendsten Herausforderungen im deutschen Mittelstand. Derzeit kursieren einige politische Ideen, die Unternehmer bei der Übergabe ihres Betriebs unterstützen sollen.
Mit der Gesellschaft mit gebundenem Vermögen (GmgV) hat die Berliner Stiftung Verantwortungseigentum einen Vorschlag gemacht, der zwar nicht explizit als Lösungsansatz für die Nachfolge-Problematik konzipiert wurde, der aber durchaus eine zusätzliche Option bei der Übergabe von Unternehmen darstellen könnte. Bei der GmgV handelt es sich um eine neue Rechtsform, deren Schaffung auch im Koalitionsvertrag formuliert wurde.
Dann war es länger still um das Konzept. Im Sommer 2024 hat eine akademische Arbeitsgruppe mit einem überarbeiteten Entwurf wieder frischen Wind in die Debatte gebracht. Nachfolgend die Hintergründe und wichtigsten Punkte zur GmgV.
Hintergrund der Einführung der GmgV
In Deutschland wächst seit Jahren die Nachfrage nach Rechtsformen, die nachhaltige Unternehmensführung und -wertbindung unterstützen. Ziel der GmgV ist es, Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Vermögen langfristig für ihre Zwecke zu binden, ohne es für private oder andere externe Interessen zu entnehmen. Diese Idee ist besonders attraktiv für Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine sichere und wertebewusste Nachfolge planen und gleichzeitig die soziale und ökologische Verantwortung ihres Unternehmens betonen möchten.
Wie unterscheidet sich die GmgV von anderen Rechtsformen?
Die GmgV bindet das Vermögen des Unternehmens langfristig und schützt es vor Entnahmen. Während klassische GmbHs Gewinne an die Gesellschafter ausschütten, bleibt das Vermögen einer GmgV zweckgebunden im Unternehmen. Dies ermöglicht eine stärkere Konzentration auf nachhaltige Entwicklungsziele und eine langfristige Bindung der Unternehmenswerte, die auch bei einer Unternehmensnachfolge erhalten bleibt. Die GmgV ist somit besonders interessant für KMUs, die an Mission und Unternehmenskultur festhalten möchten.
Rolle der GmgV für die Unternehmensnachfolge im Mittelstand
Die Unternehmensnachfolge stellt viele KMUs vor Herausforderungen, da Eigentümer häufig ihre Nachfolge planen müssen, ohne die ursprünglichen Unternehmenswerte zu gefährden. Mit der GmgV hätten sie eine neue Möglichkeit, Nachfolgelösungen zu finden, bei denen das Vermögen des Unternehmens gesichert und seine langfristige Ausrichtung gewährleistet bleibt. Diese Form eignet sich besonders für Unternehmen, die in Nachhaltigkeits- und Sozialprojekten tätig sind oder sich einer bestimmten gesellschaftlichen Verantwortung verpflichtet fühlen.
Der aktuelle Stand der Umsetzung
Aktuell wird die GmgV intensiv diskutiert, rechtlich und steuerlich verfeinert, um ihre Anwendung im Mittelstand praktikabler zu gestalten. Als potenzielle neue Rechtsform benötigt sie noch weiterführende Klärungen hinsichtlich steuerlicher und rechtlicher Details, was zur Zeit auf politischer und juristischer Ebene vorangetrieben wird. Eine klaren Zeitplan gibt es allerdings bis dato nicht.
Fazit
Die GmgV bietet dem Mittelstand eine Option, um Werte zu binden und das Unternehmen unabhängig von kurzfristigen Gesellschafterwechseln oder externen Interessen langfristig abzusichern.
Trotz dieser scheinbaren Vorteile ist diese Rechtsform allerdings nicht für jede Nachfolge passend. Die langfristige Bindung der Gewinne im Unternehmen (Asset Lock) und die Notwendigkeit, dass Käufer in eine „Werte- und Fähigkeitenfamilie“ aufgenommen werden müssen, werden viele potenzielle Käufer abschrecken. Im Vergleich zur normalen GmbH kann die neue Unternehmensleitung keine extrinsische Motivation aufbauen, da der Wert der eigenen Unternehmensanteile nicht steigen kann. Insbesondere für Unternehmer, die sich nachhaltigen Zielen und einer langfristigen Unternehmensausrichtung verpflichtet fühlen, wäre die GmgV eine relevante und potenziell transformative Wahl.
Die GmgV könnte gerade bei der oft schwierigen Suche nach Nachfolgern eine zusätzliche Option darstellen. Vor allem dann, wenn das Lebenswerk an verantwortungsvolle, intrinsisch motivierte Gesellschafter übergeben werden soll. Zunächst müssen sich jedoch die Koalitionspartner auf einen Gesetzesentwurf einigen – ein Prozess, der derzeit alles andere als ein Selbstläufer ist.
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