
EuroMinds Wirtschaftsgipfel
Jährliches Treffen von Führungskräften, Unternehmern, Wissenschaftlern und Politikern aus Europa
EuroMinds Wirtschaftsgipfel
Europa im Fokus

Der hochkarätig besetzte EuroMinds Wirtschaftsgipfel verbindet Wirtschaft, Politik, Wissenschaft & Medien und eröffnet deutsch-europäische Perspektiven auf die Themen unserer Zeit. Der EuroMinds findet über zwei Konferenztage in einem exklusiven Rahmen in Hamburg statt. In verschiedenen Panels diskutieren Experten, Politiker, Prominente und Meinungsführer über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen. Ein Netzwerkabend rundet den Wirtschaftsgipfel ab.
Der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) ist seit 2021 Verbandspartner des EuroMinds Wirtschaftsgipfels.
Ruf aus Hamburg
EuroMinds 2025
Ruf aus Hamburg: Was muss sich jetzt ändern, damit Deutschland gestärkt aus der Wachstumskrise hervorgeht?
Der DMB hat im Rahmen des Eurominds Wirtschaftsgipfels in Hamburg exklusiv führende Unternehmerinnen und Unternehmer befragt. Lesen Sie hier die inspirierenden Antworten.
EuroMinds 2025
Keynote Marc S. Tenbieg

Marc S. Tenbieg
Keynote EuroMinds 2025
Wettbewerbsfähig. Widerstandsfähig. Zukunftsfähig.
Das sind keine Schlagworte. Das sind Handlungsaufträge. Wir alle müssen mit „German Mut“ vorangehen.
Lassen Sie uns also Verantwortung übernehmen – für Wettbewerbsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit.
Lassen Sie uns vorankommen – mit starken Unternehmen und mit einer wachsenden Wirtschaft in Deutschland und in Europa.
Ich zähle auf Sie!
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Sehr geehrte Damen und Herren,
„Wettbewerbsfähig. Widerstandsfähig. Zukunftsfähig.“
Das ist nicht nur der Titel unseres heutigen Wirtschafts-Panels – es ist eine klare Zusammenfassung dessen, worum es heute geht. Und ehrlich gesagt: Selten war dieser Dreiklang dringlicher als jetzt.
Denn wir alle spüren, dass unsere Wirtschaft an einem Wendepunkt steht. Wir erleben die Ergebnisse von fundamentalen Veränderungen:
- Drei Jahre ohne Wachstum
- Fünf Jahre schrumpfende Investitionen
- Eine zunehmende Insolvenzdynamik
- Mehr als drei Millionen Arbeitslose
- Hundertausende ungeklärte Unternehmensnachfolgen
Und genau aus diesen Gründen stellt sich die Frage: Wohin steuert die deutsche Wirtschaft?
Meine Antwort: Das kommt auf uns alle an. Auf jeden Einzelnen von uns!
Und vor allem aber auch auf den Mut, den wir jetzt aufbringen müssen, um zu investieren, zu verändern – um Wachstum zu ermöglichen. Also mehr „German Mut“ für mehr „Made in Germany“.
Betrachten wir die Wettbewerbsfähigkeit: Die beginnt heute nicht mehr in den Maschinenhallen, sondern in den Rechenzentren und bei der Datenleitung. Der deutsche Mittelstand hat längst erkannt: Digitalisierung ist kein nice-to-have, sondern zwingend notwendiger Bestandteil jeder Zukunftsstrategie.
Etwas stimmt mich dabei optimistisch: Wir haben zusammen mit Salesforce im Frühjahr unseren KI-Mittelstandsindex vorgestellt und waren überrascht, dass das Thema Künstliche Intelligenz bereits viel verbreiteter als zunächst angenommen bei unseren über 32.000 Mitgliedsunternehmen angekommen ist. Der Mittelstand digitalisiert Prozesse, entwickelt KI-basierte Geschäftsmodelle, automatisiert seine Logistik, erschließt neue Plattformen. Es bewegt sich was und das auch in einer belastbaren Größenordnung und Geschwindigkeit.
Was ihm aber fehlt, ist ein moderner Staat, eine moderne Verwaltung, die digital mitzieht.
Was ihm fehlt ist ein ordnungspolitischer Rahmen für Daten und KI, der nicht bürokratisiert, sondern Türen öffnet und ermöglicht. Und was ihm ganz banal immer noch fehlt, ist eine stabile und zeitgemäße digitale Infrastruktur. Und dabei geht es auch um die Datensouveränität.
Unsere Unternehmen dürfen nicht in eine Abhängigkeit außereuropäischer Cloud- und Plattformanbieter geraten. Vor allem die großen US-amerikanischen Anbieter haben sich wie unersättliche Datenkraken bei uns breitgemacht und ziehen immer mehr Daten ab, um daraus wieder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Daten sind der Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg! Das dürfen wir nicht vergessen!
Wir brauchen in Deutschland und in Europa eine digitale Souveränität – und das heißt eben auch: die volle Kontrolle über unsere Daten, die volle Kontrolle über unsere digitalen Wertschöpfungsketten und die volle Kontrolle über die Zukunft unserer Geschäftsmodelle.
Stichwort „German Mut“: Wettbewerbsfähigkeit entsteht in den Unternehmen. Damit Unternehmen mutig sein können, braucht es aber eine klare politische Flankierung, auf die man sich langfristig verlassen kann. Und die lautet – ganz platt: raus aus dem Briefpost- und Faxzeitalter! Rein in digitale Services und Infrastrukturen, die auch global mithalten können.
Dem ersten richtigen Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung – noch dazu ein ehemaliger Manager aus der Wirtschaft – traue ich da eine Menge zu. So viel zum Thema „German Mut“ und zum ersten wirklich sinnvollen Umbau der Bundesministerien!
Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, auf Wandel angemessen reagieren zu können und im besten Falle gestärkt daraus hervorzugehen. Wenn wir das auf eine Volkswirtschaft beziehen, bedeutet das konkret: Mehr Investitionen! Investitionen, um gestärkt aus den Krisen und strukturellen Umbrüchen hervorzugehen.
Eine moderne Wirtschaft braucht gezielte Zukunftsausgaben – für Bildung, Infrastruktur, Innovation. Für die Umsetzung brauchen wir politische Debatten und Entscheider mit wirtschaftlichem Sachverstand.
Wir beim DMB und auch ich persönlich haben uns sehr früh für eine Reform der Schuldenbremse ausgesprochen. Und mit uns übrigens auch ein Großteil unserer Verbandsmitglieder. Nicht weil ich Schulden attraktiv finde – sondern weil ich denke, dass Hinauszögern und Abwarten uns hier nicht weiterhilft.
Wir müssen unseren an sich tief verankerten „German Mut“ wieder stärker kultivieren und freien Lauf lassen – und die lähmende „German Angst“ endlich hinter uns lassen. Das Hinterherweinen einiger, getreu dem Motto „früher war alles kostengünstiger, erfolgreicher und besser“, habe ich nie wirklich verstanden.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Zukunft unserer Wirtschaft sieht man nicht im Rückspiegel! Zukunft sehe ich im Mut zur Gründung, Mut zur Transformation und Mut zu unternehmerischem Risiko. Aber auch als Volkswirtschaft: Mut, um in unsere Zukunft zu investieren!
Denn wenn der volkswirtschaftliche Turnaround ausbleibt, befürchte ich, dass wir in den kommenden Jahren immer weiter den Anschluss verlieren – an andere Systeme, die wirtschaftliche Erfolge vorweisen, aber dabei auch individuelle Freiheiten opfern. Die USA und China dürfen für uns Europäer kein Vorbild sein. Wir in Europa müssen unseren eigenen weltoffenen, demokratischen, diversen und freiheitlichen Weg gehen und verteidigen.
Was wir ebenfalls dringend brauchen, ist eine deutlich verbesserte Kapitalversorgung. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen wird es immer schwerer, an Eigen- und Fremdkapital zu kommen. Die Anforderungen steigen, die Finanzierungsbedingungen verschlechtern sich. Viele Banken verhalten sich wie ein scheues Reh, wenn es bereits um marginale Kreditrisiken geht und sind in Ihrem eigenen Richtlinien-Korsett gefangen.
Wer aber morgen wettbewerbsfähig sein will, muss heute investieren können – in Digitalisierung, in Maschinen, in Menschen. Deshalb fordern wir eine Mittelstandspolitik, die Kapitalzugang gezielt erleichtert. Ein starker europäischer Kapitalmarkt, mehr Wagniskapital, moderne Förderinstrumente – das ist kein Wunschzettel, sondern eine Notwendigkeit. Eine internationale Investorenkonferenz ist für mich schon lange überfällig! Sehr sogar.
Unser größtes internationales Pfund ist und bleibt der innovative deutsche Mittelstand mit einem exzellenten Ruf. Ich lasse mir auch nicht den weltweit erfolgreichen deutschen Mittelstand mit seinen vielen Hidden Champions kleinreden! Wir können was, wir sind wer und wir können Transformation!
Leider wird aber auch ein wichtiges Thema immer noch viel zu selten diskutiert, dass unsere wirtschaftliche Zukunft massiv beeinflusst: die ungeklärte Unternehmensnachfolge. Bis Ende des Jahres 2028 steht für rund 530.000 der insgesamt 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge an. Viele davon haben noch keine Nachfolger aus den eigenen Reihen gefunden und ein Verkauf erweist sich als schwieriges Unterfangen.
Was uns droht, ist nicht nur eine Lücke im Handelsregister – sondern ein Verlust an wirtschaftlicher Substanz, ein Verlust von Innovationskraft und von Arbeitsplätzen – insbesondere in den ländlichen Regionen, dort wo der Mittelstand seit Generationen zuhause und fest verankert ist.
Deshalb fordert der DMB:
- Weniger Bürokratie bei Übergaben,
- Steuerliche Anreize für Nachfolger,
- Gezielte Förderung von Unternehmerinnen.
Denn Zukunftsfähigkeit heißt oft auch: Auf bewährtes und bestehendes aufbauen! Aber dafür brauchen wir mehr unternehmerischen Geist, mehr Begeisterung für das Unternehmertum und mitunter auch kreative Modelle für die Unternehmensübergabe.
Wenn wir über Zukunftsfähigkeit reden, dürfen wir ein Thema ebenfalls nicht vergessen: Rohstoffe. Viele Technologien der Zukunft – von Elektromobilität bis Wasserstoff – sind auf kritische Rohstoffe angewiesen. Doch hier sind wir massiv abhängig von Importen, oft aus geopolitisch instabilen Regionen. China lässt derzeit seine Muskeln bei seltenen Erden spielen. Mit verheerenden Effekten für einzelne Branchen – insbesondere auch in den Schlüsselbereichen Verteidigung, Energiewende und Digitalisierung.
Der Mittelstand braucht mehr denn je Versorgungssicherheit. Das heißt: strategische Rohstoffpartnerschaften, ein funktionierendes Recycling-System, Förderung heimischer Alternativen – und vor allem: eine europäische Industriepolitik, die diese grundlegende Versorgung nicht dem Zufall überlässt.
Und natürlich müssen wir auch über unsere Rolle in der Welt sprechen. Die Weltwirtschaft sortiert sich neu und das in einem rasanten Tempo. Handelswege verschieben sich. Zollschranken entstehen. Sicherheitsrisiken steigen. Und genau jetzt braucht Europa wirtschaftspolitische Souveränität – einen starken Mittelstand und eine moderne europäische Mittelstandspolitik.
Viele unserer Mitglieder denken längst europäisch. Sie exportieren, kooperieren, forschen grenzüberschreitend. Was sie aber brauchen, ist eine EU, die Wirtschaft nicht reglementiert, sondern beflügelt. Die nicht bremst, sondern begleitet. Eine EU, die mit neuen Handelsabkommen unsere exportausgerichtete Wirtschaft unterstützt. Deutschland ist wirtschaftlich stark, wenn Europa wirtschaftlich stark ist. Umgekehrt gilt das übrigens genauso!
Heute, sehr geehrte Damen und Herren, befinden wir uns etwas über 100 Tage nach der Bundestagswahl und ziemlich genau ein Jahr nach der Europawahl. Beides waren Richtungswahlen. Beide Male kann man sagen: gerade nochmal gut gegangen. Und jetzt stellt sich die Frage: Wie lange noch?
Wir können aber auch die Frage stellen: Wie wirkt sich der Politikwechsel auf die allgemeine wirtschaftliche Stimmung im Land aus?
Ich sage Ihnen: Es gibt durchaus Grund zur Zuversicht. Nicht, weil alle Probleme gelöst sind. Nicht, weil sich die Zahlen inzwischen wieder moderat verbessern. Ich bin zuversichtlich, weil der Mittelstand Wandel kann – und den Wandel will. Er braucht zurzeit aber ein paar mehr echte Mutmacher, die „das Glas halb voll“ und nicht immer „halb leer“ sehen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Wettbewerbsfähig. Widerstandsfähig. Zukunftsfähig.“ – das sind keine Schlagworte. Das sind Handlungsaufträge. „Stark im Wir“ – das ist das DMB-Leitmotiv. Und dieses „Wir“ sitzt heute auch in diesem Saal. Es debattiert in den Panels. Es investiert, führt Unternehmen, bildet aus, sichert Arbeitsplätze.
Wir alle müssen mit „German Mut“ vorangehen.
Lassen Sie uns also Verantwortung übernehmen – für Wettbewerbsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit.
Lassen Sie uns vorankommen – mit starken Unternehmen und mit einer wachsenden Wirtschaft in Deutschland und in Europa.
Ich zähle auf Sie!
Vielen Dank.
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Vergangene Veranstaltung
- Rückblick 2024
Jonas KrantzRückblick EuroMinds 2024
DMB fordert Debatte über Schuldenbremse
Jonas KrantzAm 11. und 12. Juli 2024 warb DMB-Vorstand Marc S. Tenbieg auf dem EuroMinds Wirtschaftsgipfel im Hamburger Hotel Grand Elysée dafür, die harte Schuldenbremse zu überdenken. Gelder für Bildung, Infrastruktur, Innovation und Sicherheit seien keine Ausgaben, sondern dringende Investitionen in unsere Zukunft. In seiner seiner Keynote forderte er eine vorurteilsfreie Debatte über die Schuldenbremse:
„Ein moderner Staat als Zukunftsprojekt bedeutet, dass wir die Schuldenbremse in Teilen überdenken müssen. Wie finanzieren wir unsere Zukunft? Diese Frage muss mutig und offen diskutiert werden. Gelder für Bildung, Infrastruktur, Innovation und Sicherheit sind keine Ausgaben, sondern zweckgebundene Investitionen in unsere Zukunft. Gleichzeitig müssen wir verantwortungsbewusst mit unseren Ressourcen umgehen und sicherstellen, dass wir die finanzielle Stabilität des Staates nicht gefährden.“
Transformation der deutschen Wirtschaft
Tenbieg warb außerdem für mehr Optimismus und weniger Schwarz-Weiß-Denken im Hinblick auf die nachhaltige Transformation der deutschen Wirtschaft:
„Unsere Standortattraktivität als drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt nach den USA und China ist nicht verloren – wir sind vielmehr gerade in einer Phase des wirtschaftlichen Umzugs. Und diese Phase der zukunftsgerichteten Veränderung bietet immense Chancen – alte Industrien verschwinden, neue Player mit neuen Geschäftsmodellen entstehen. Natürlich müssen wir in die Standortattraktivität investieren, die Energiekosten senken und gleichzeitig die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft vorantreiben. Die Dekarbonisierung ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. Wir müssen endlich den Mut fassen, unser in Teilen altes Denken abzulegen, um uns konsequent den neu entstehenden Zukunftsmärkten zuzuwenden.“
Neue Perspektiven für Europa
Der EuroMinds-Wirtschaftsgipfel feierte 2024 sein 5. Jubiläum. Unter dem Motto „Neue Perspektiven für Europa“ brachte die europäisch ausgerichtete Konferenz 180 herausragende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in Hamburg zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit zu diskutieren und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Impressionen

























