19.05.2020Medienpräsenz

WELT: Neue Chancen

 

Der Mittelstand leidet schwer unter der Corona-Pandemie. Viele Insolvenzen drohen. Doch gerade jetzt laufen Unternehmer zur Höchstform auf. Fachleute rechnen mit einem gewaltigen Innovations- und Digitalisierungsschub

[...] Marc Tenbieg, Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB), erlebt die Stimmungslage als diffus und vielfältig. „Ich habe schon viele tränenreiche Gespräche und Situationen voller Verzweiflung erlebt.“ Gleichzeitig stoße er „auf sehr viele innovative Unternehmen mit so vielen tollen Ideen“. „Bei der Masse ist es noch nicht so, dass komplett neu gedacht oder nach ganz neuen Geschäftsmodellen gesucht werden muss“, so Tenbieg. „Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Die Zeit wird oft genutzt, um Dinge zu tun, die man schon lange tun wollte, zu denen man aber nie gekommen ist.“ Nicht zuletzt gehöre dazu, sich eingehender mit Digitalisierung und digitalen Geschäftsmodellen zu befassen, etwa mit Onlineshops oder Strukturen der täglichen Arbeit. Tenbieg ist sich sicher: „Wir werden mit großer Stärke aus dieser Krise herausgehen.“ [...]

Eine Impulsfunktion wird der Corona-Krise auch beim Überdenken so mancher Produktionskette zukommen. „Billig ist eben nicht immer geil“, sagt Marc Tenbieg. „Es wird sicher nach wie vor Billigprodukte geben, die etwa im Textilbereich aus Pakistan oder Bangladesch kommen. Aber viel Produktion wird zurückgeholt werden. ‚Made in Germany’ beziehungsweise ‚Made in Europe’ wird verstärkt kommen.“ Das Preisniveau werde in Produktbereichen wie Lebensmittel und Kleidung steigen. „Auch die Effekte des Klimawandels tragen dazu bei.“ Tenbieg geht „jede Wette ein, dass wir in zirka fünf Jahren beim Rückblick auf die Krise zwar eine flächendeckende Marktbereinigung zu verzeichnen haben, aber auch feststellen können, dass diese Zeit ein besonderes Maß an Innovation und Digitalisierungszuwachs gebracht hat“. [...]

 


Quellen- und Autorenangaben

Autor
Jochen Clemens

Quelle
DIE WELT / Welt.de
Veröffentlichungsdatum: 19.05.2020
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