"Wichtig, [...] dass ein fruchtbarer Boden für den Handel gelegt wird."
Die Corona-Krise stellt die Arbeitswelt vieler Unternehmer auf den Kopf. Der DMB will den Problemen seiner Mitglieder Gehör verschaffen und fragt nach, wie es den Mitgliedern geht, ob die Hilfen von Bund und Ländern ankommen und wie die eigene Perspektive eingeschätzt wird.
Dieses Interview wurde mit dem Geschäftsführer Peter Thomas geführt, der von seinen Erfahrungen mit der Antragsstellung bei der Soforthilfe in Nordrhein-Westfalen berichtet und ausführt, wie es seinem Unternehmen in der Corona-Krise geht.
Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen verschlechtert sich zusehends in der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen in der Krise?
Das Handelsvolumen unseres Unternehmens läuft zu circa 40 Prozent in die Automotive-Branche und der Rest in die sonstige Metallindustrie. Die Auswirkungen der Produktionsstopps der Automobilhersteller konnten wir nun stark im Mai spüren. Bis Ende April konnten wir noch ältere Bestellungen ausliefern. Die Nachfrage nach Stahl ist bei uns zu 50 Prozent im April und Mai eingebrochen. Die Zurückhaltung vieler Unternehmen beim Kauf ist heute deutlich spürbar. Momentan werden auch nur wenige Lagerergänzungskäufe getätigt.
Die Bundesregierung sowie die Bundesländer bieten eine Reihe an Hilfsmaßnahmen für Selbstständige und Unternehmen an – von Beratungshilfen über Kurzarbeitergeld bis hin zu Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Wurden staatliche Hilfen von Ihnen beansprucht?
Nach dem Ausfall von neuen Aufträgen haben wir Anfang April die Soforthilfe in Nordrhein-Westfalen beantragt. Die Bewilligung unseres Antrags hat uns relativ schnell erreicht. Allerdings hat die Landesregierung die Auszahlungen aufgrund von Betrugsfällen (Auszahlungsstopp war am 9. April 2020: Anm. des Verf.) kurze Zeit später gestoppt. Leider haben wir bis heute keine Zahlung erhalten. Vor wenigen Tagen, am 8. Mai, sind wir per E-Mail von der Landesregierung aufgefordert worden, einen neuen Antrag mit Daten (IBAN und Steuer-ID: Anm. d. Verf.) einzureichen, die dem Finanzamt von zurückliegenden Steuererklärungen bekannt sind, damit das Amt einen Betrugsfall ausschließen kann. Die späte Rückmeldung ist uns suspekt vorgekommen und wir haben einen Betrugsversuch gewittert – leider hört und liest man ja immer wieder davon. Erst durch die Rücksprache mit dem DMB und der IHK konnte die Echtheit der Mail verifiziert werden. Wir werden nun im Mai 2020 einen neuen Antrag stellen, da unser Umsatz auf jeden Fall in diesem Monat unter 50 Prozent des Vorjahres-Monats liegen wird.
Der Mittelstand sehnt sich nach einem Fahrplan, nach einer Perspektive. Wie wichtig ist diese für Sie?
In vielen Endprodukten wird Stahl verarbeitet. Wir sind in dem Prozess hin zu einem finalen Produkt, wie etwa ein Auto, ein Teil einer komplexen Lieferkette. Insgesamt ist es für alle beteiligten Unternehmen wichtig, dass die Produktion in der Wirtschaft schnell wieder hochgefahren wird und ein fruchtbarer Boden für den Handel gelegt wird.