29.10.2020Interview

Zukunftsfähigkeit: Interview mit Zoltan Demeter, SYFIT GmbH

Die SYFIT GmbH ist ein junges, flexibles Software-Unternehmen aus Aalen in der Region Ostwürttemberg. Die Gründung erfolgte Ende 2016 und mittlerweile sind 15 Mitarbeiter für SYFIT tätig. Die Expertise und das technische Know-how des Teams kommen aus einer jahrzehntelangen Praxiserfahrung im produzierenden Gewerbe. SYFIT ist ein Joint Venture eines mittelständischen Unternehmens und der Deutschen Telekom.

Die digitale Betriebsmittelprüfung „AYE-D.NET“ von SYFIT haben wir als plastisches Anwendungsbeispiel in unserem Beitrag „Zukunftsfähigkeit im Mittelstand sichern“ herangezogen, um zu zeigen, wie mit einer stufen- oder schrittweisen Entwicklung ein digitales Geschäft aufgebaut werden kann. Der vollständige Artikel kann hier gelesen werden.

Zoltan Demeter, Geschäftsführer von SYFIT, spricht im nachfolgenden Interview unter anderem vertiefend darüber, wie er mit SYFIT ein digitales Geschäft aufgebaut hat und welche Rolle das Thema Zukunftsfähigkeit dabei spielt. Eine Videoaufzeichnung des Interviews kann hier angeschaut werden:   
 


DMB: Herr Demeter, bitte stellen Sie sich und das von Ihnen gegründete Unternehmen SYFIT vor.

Zoltan Demeter: 2010 habe ich bei meinem damaligen Arbeitgeber das Thema „Digitaler Mehrwert der Produkte“ als Projekt begonnen umzusetzen. Dem führenden Hersteller von prüfrelevanten Kettensystemen war es wichtig die Nutzung seiner Produkte für seine Kunden durch die Digitalisierung zu vereinfachen. Die Betriebsmittelprüfung hat sich dabei als eine sehr relevante Aufgabe herauskristallisiert, was in 2016 schließlich auf Grund der breiten Nachfrage nach der einfachen Software, dazu geführt hat mit dem Vorgängerprodukt des heutigen AYE-D.NET die SYFIT auszugründen.

Wie helfen die Produkte der Firma SYFIT mittelständischen Unternehmen bei ihrer Digitalisierung?

Das Thema Betriebsmittelprüfung ist ein relativer einfacher Einstieg in die Digitalisierung von sicherheitsrelevanten Bestandsartikeln sowie der Arbeitsprozesse, Dokumentation und Archivierung. Daneben bieten wir weitere Produkte zur Prozessdigitalisierung wie die Führerscheinprüfung von Betriebsfahrern an.

Aber die Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf rein interne Prozesse. Wie haben Sie etwa der IDEAL Fensterbau ermöglicht, die Kundenbedürfnisse durch die Ablaufdigitalisierung besser zu befriedigen?

Durch den Einsatz unserer Technologie und der Verwendung von RFID-Tags in den ausgelieferten Fenstern, konnte IDEAL den Service-Ablauf digitalisieren. Der Kunde scannt mittels unserer APP das konkrete Fenster, bei dem es Servicebedarf gibt. Durch die Schnittstelle ergeben sich im Serviceprozess der IDEAL signifikante Effizienzgewinne – letztlich auch zum Vorteil des Kunden.

Wir sehen es als optimal an, wenn ein Zielbild existiert: Wie soll eine Digitalisierung in 3-5 Jahren das Unternehmen unterstützen, effizienter zu werden, neue Erlösströme zu realisieren, Kundenbedürfnisse wettbewerbsfähig zu adressieren und zukunftsfähig zu werden. Dazu braucht es überschaubare Meilensteine, die überprüfbare Erfolge und Fortschritte auf dem Weg zum Zielbild aufzeigen.

Einmal den Weg der Digitalisierung beschritten, und einen ersten Meilenstein – sagen wir die digitale Betriebsmittelprüfung – umgesetzt, lassen sich weitergehende Schritte systematisch wie auf eine Perlenschnur aufreihen. Das sehen wir bei unseren Kunden.

Das Thema Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstandes beschäftigt uns in diesem Artikel aus gutem Grunde sehr. 

Im IDEAL-Beispiel haben wir gesehen, dass der Hersteller mit unserer Lösung viel näher am Endkunden ist. Eben nicht mehr nur bis zur Auslieferung, sondern potenziell über den gesamten Lebenszyklus. Da ist dann der Weg, neue Erlösströme durch Digitalisierung zu generieren, nicht mehr weit.

Erlösströme wie z.B. durch predictive maintenance, also dem frühzeitigen Erkennen von Servicebedarf, oder Austauschbedarf. Wichtiges Konzept ist hier der digitale Zwilling. Wie anspruchsvoll ist die Technologie, die es einzusetzen gilt?

Absolut. Die Digitalisierung der Assets eines Unternehmens, hier in Bezug auf die Betriebsmittelsicherheit, ist ein erster Schritt. Und die Implementierung ist mit überschaubarem Aufwand umzusetzen, ein Projekt-Flop-Risiko kaum zu erwarten. Er weist zudem einen schnelles Return-on-Investment auf. Oftmals schreckt Mittelständler gerade die Komplexität und die großen Interdependenzen zu den vorhandenen Systemen und Prozessen bei Digitalisierungsvorhaben ab. Das ist aber beileibe nicht bei jedem Projekt der Fall.

In unserer eigenen technologischen Produktentwicklung haben wir uns auch Stück für Stück entwickelt. Zuerst verwendeten wir ausschließlich Barcodes, die eingescannt wurden, um Assets zu erfassen. Mittlerweile setzen wir Funktechnologien wie RFID, BLE oder narrowband IoT ein. Die digitale Prozessintegration ist ebenfalls erst in einem weiteren Entwicklungsschritt dazugekommen.

Wir sehen einen Portfolioansatz als entscheidend an, um neue Geschäftsansätze und Digitalprojekte erfolgreich umzusetzen. Alle Themen werden frühestmöglich verprobt, bei Bedarf nachgesteuert und dann wieder der Erfolg/Zielerreichung gemessen. Die Besten werden schließlich final ausgerollt. Was ist Ihr Ratschlag an den Mittelstand?

Aus meiner eigenen Ausgründungserfahrung mit dem Digitalprojekt SYFIT weiß ich, dass „Einfach machen“ sehr wichtig ist. Zudem braucht es einen Schutzraum, den das Unternehmen neuen Projekten bietet. Aber dieser sollte nicht auf der grünen Wiese, fernab des Kerngeschäfts sein, wenn eine zeitnahe Integration Projektziel ist.

Das Unternehmen SYFIT ist ja auch aus einer betrieblichen Notwendigkeit im Rahmen einer Digitalisierungsinitiative eines Mittelständlers hervorgegangen und schließlich ausgegründet worden. Seit dem Start gab es sicher auch in Ihrem Unternehmen so mache Durststrecke zu überwinden. Welche konkreten Herausforderungen sind dem Unternehmen begegnet und wie wurden sie gemeistert? 

Als wir angefangen haben hat bei vielen deutschen Mittelständlern eine hohe Unsicherheit bezüglich der Digitalisierung geherrscht. Oft hat die Vorstellung gefehlt, wie eine Strategie aussehen kann, die sich wirtschaftlich positiv auswirkt. Auch die Angst vor intransparenten und hohen Investitionskosten hat viele Unternehmen zurückgehalten anzufangen. Daher waren wir am Anfang mehr mit Beratungstätigkeiten beschäftigt als mit der tatsächlichen Umsetzung.  Inzwischen nutzen viele sinnvollerweise Digitalisierungsberatungen und können so mit uns strukturierter die Projekte Schritt für Schritt umsetzen. Hierbei nutzen wir natürlich auch durch unser breites Netzwerk die richtigen Technologiepartner. Die offene Kommunikation und Zusammenarbeit mit unseren Kunden halte ich allerdings für den wichtigsten Faktor, um gemeinsam deren Ziele zu erreichen.


Vielen Dank für diese Einblicke, Herr Demeter.

 

Teil I der Beitragsserie Zukunftsfähigkeit durch digitale Technologien

 

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