27.10.2020Hintergrund

Chancen der Aufstiegsfortbildung

Eine Aufstiegsfortbildung - etwa zum Meister oder Fachwirt - kann den Weg in eine gehobene Berufs- oder Führungsposition ebnen.

Lohnen sich Meister, Fachwirt & Co.?

Seit vielen Jahren gibt es in Deutschland einen klaren Trend zum Hochschulstudium. Die Studienanfängerquote eines Jahrgangs ist von 36,1 Prozent im Jahr 2005 auf etwa 52 Prozent im Jahr 2018 angestiegen.[1] Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach dem Schullabschluss für ein Studium statt für eine duale Berufsausbildung. Die weit verbreitete Annahme: Im Vergleich zur Ausbildung bietet ein Hochschulabschluss besser Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und deutlich höhere Gehälter.

Dabei wird jedoch die berufliche Weiterbildung zum Meister, Techniker oder Fachwirt außer Acht gelassen. Denn diese Aufstiegsfortbildungen können oft sowohl beim Gehalt als auch bei den Karrierechancen mit der akademischen Bildung mithalten.


Aufstieg ohne Studium

Die Aufstiegsfortbildung ist eine Art der beruflichen Fortbildung, die auf eine abgeschlossene Berufsausbildung aufbaut und die Absolventen für neue Aufgaben und mehr Verantwortung qualifiziert. Zu den häufigsten Abschlüssen zählen in Deutschland vor allem Meister und Techniker sowie kaufmännische Fortbildungsabschlüsse wie Betriebs- und Fachwirt. Die Aufstiegsfortbildung ebnet dabei einen Karriereweg in gehobene Berufs- und Führungspositionen, die in vielen anderen Ländern der Welt nur für Personen mit Hochschulabschluss erreichbar sind. Sie ist – ebenso wie die duale Berufsausbildung – eine Besonderheit der deutschen Bildungslandschaft und weltweit nahezu einzigartig.
 

Lebenseinkommen fast identisch

Eine Aufstiegsfortbildung führt – wie der Name vermuten lässt – mittelfristig oftmals zu einem beruflichen Aufstieg und dem nächsten Karriereschritt. Dementsprechend lohnen sich Meister, Fachwirt und Co. auch finanziell.  Während der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst eines Gesellen über alle Ausbildungsberufe hinweg bei 3.046 Euro liegt, kommen Beschäftigte nach einer Aufstiegsfortbildung im Schnitt auf 3.919 Euro brutto – ein Plus von über 28 Prozent.[2]

Auch im Vergleich mit einem Hochschulabschluss kann die Aufstiegsfortbildung mithalten. Akademiker haben zwar meistens ein höheres Einstiegsgehalt, steigen allerdings auch erst deutlich später in den Arbeitsmarkt ein als beruflich Gebildete. Vergleicht man die Einkommen von Akademikern und Personen mit einer abgeschlossenen höheren Berufsbildung über einen längeren Zeitraum gibt es kaum nennenswerte Unterschiede. Denn über die gesamte Dauer ihres Erwerbslebens verdienen beide Gruppen etwa gleich viel: ca. 1,4 Millionen Euro. Das belegt eine Studie des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Tübingen (IAW).[3]
 


Besonders in den ersten Jahren ihres Erwerbslebens verfügen Personen mit Aufstiegsfortbildung über einen klaren finanziellen Vorsprung gegenüber Akademikern, die oft erst mit Mitte 20 eine Vollzeitarbeit aufnehmen. Meister oder Techniker haben bis zum 35. Lebensjahr ein durchschnittliches Erwerbseinkommen von 354.768 Euro erarbeitet, während Hochschulabsolventen bis zu diesem Zeitpunkt nur auf 259.982 Euro kommen.[4]
 

Gefragt am Arbeitsmarkt

Fachkräfte mit Aufstiegsfortbildung haben zudem exzellente Perspektiven am Arbeitsmarkt. Ihre Arbeits-  losenquote lag im Jahr 2018 bei 1,2 Prozent und damit unter der Arbeitslosenquote von Akademikern (2,1 Prozent).[5] Meister, Techniker & Co. gehören zudem zu den Personen, bei denen der Fachkräftemangel relativ gesehen am stärksten ausgeprägt ist. Bei ihnen lag die Engpassquote - die den Anteil der offenen Stellen, die schwer zu besetzten sind angibt - im Jahr 2018 bei 82 Prozent und damit höher als bei Akademikern (69 Prozent).[6]
 

Absolventen von Aufstiegsfortbildung überzeugt

Neben den Arbeitsmarktzahlen sprechen auch die Erfahrungen der Absolventen klar für eine Aufstiegsfortbildung. In einer DIHK-Umfrage unter über 17.500 Absolventen einer höheren Berufsbildung berichteten 65 Prozent der Befragten von einem positiven Effekt der Aufstiegsfortbildung auf ihre Karriere.[7] Dies drückt sich vor allem in einer höheren Position und einem gestiegenen Gehalt aus. Zudem hatte die Weiterbildung für 85 Prozent einen positiven Einfluss auf die persönliche Entwicklung.[8]


 

Quellennachweise

[1] Bundesministerium für Bildung und Forschung (2018): Tabelle 1.9.4. - Studienanfänger/-innen absolut und Anteil an der altersspezifischen Bevölkerung in Deutschland nach Fächergruppen und Studienbereichen.
[2] Bundesinstitut für Berufsbildung (bibb) (2020): Report 2|2020. Lohnt sich höherqualifizierende Berufsbildung? Berufliche Positionen, Einkommen und subjektiver Nutzen von Fortbildungsabschlüssen, Seite 12.
[3] Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) an der Universität Tübingen (2019): Lebenseinkommen von Berufsausbildung und Hochschulstudium im Vergleich. Eine empirische Analyse von Erwerbsbiografien in Deutschland, Seite 60.
[4] Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) an der Universität Tübingen (2019): Lebenseinkommen von Berufsausbildung und Hochschulstudium im Vergleich. Eine empirische Analyse von Erwerbsbiografien in Deutschland, Seite 60.
[5] Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (2019):
Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote, Seite 13.
[6] KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) - KOFA-Studie 2/2019:                       
Fachkräftesicherung in Deutschland - diese Potenziale gibt es noch, Seite 9.
[7] Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) (2018): Gemeinsam durchstarten mit Höherer Berufsbildung. Ergebnisse der DIHK-Erfolgsstudie Weiterbildung 2018.
[8] Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) (2018): Gemeinsam durchstarten mit Höherer Berufsbildung. Ergebnisse der DIHK-Erfolgsstudie Weiterbildung 2018.

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