21.04.2022Interview

Starke Frauen, starke Gründerinnen

Frauen, Mütter und erfolgreiche Unternehmerinnen –  Das Gründer-Duo der Dreiklang GmbH erzählt nicht nur von ihrem großen Schritt zur eigenen Agentur, sondern verrät auch ihr Erfolgsgeheimnis in Krisenzeiten und warum die Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit problemlos gelingt

DMB: Frau Dr. Rausch-Rieß, Frau Parunanthu. Sie haben vor zwei Jahren die Dreiklang GmbH gegründet. Was hat Sie zu diesem großen beruflichen Wandel motiviert?

Dr. Rausch-Rieß: Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich selber bestimmen wollte, wie ich arbeite, wann ich arbeite und mit wem ich arbeite. In Agenturen sind die Geschäftsführer meistens männlich. Ich hatte ein Alter erreicht, in dem ich mir nicht mehr von Männern die Welt erklären lassen wollte. Mit über 20 Jahren Agenturerfahrung war ich gut vernetzt, kannte viele Menschen und war der Meinung, dass ich es selbst besser machen kann. Also habe ich gesagt: Ich bin soweit, ich gründe mein eigenes Business!

Céline Parunanthu: Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt in derselben Agentur angestellt. Es gab auch interne Problematiken und teilweise wenig Support von der Geschäftsführung. Da haben wir uns gedacht: Weißt du was, wir machen das einfach selber! Wir haben schließlich hin- und herüberlegt, alles durchgerechnet, uns gut beraten lassen – und sind gesprungen!

Kurz darauf kam das Corona-Virus und die Pandemie. Was ist Ihr Geheimnis, trotzdem erfolgreich am Markt zu bleiben?

Dr. Rausch-Rieß: Flexibel im Kopf sein! Corona hat wieder einmal gezeigt, dass man Pläne auch mal über Bord werfen und umdenken muss. Wir hatten ursprünglich geplant, dass wir uns einen Co-Working Space mieten. Stattdessen sind wir nun stolze Besitzer einer Remote-Agentur, es funktioniert hervorragend.

Außerdem hilft es, sich nicht zu sehr auf Branchenschwerpunkte festzulegen. Im Marketing heißt es ja immer: Je spitzer, desto besser! Zum Glück haben wir uns aber nicht wie ursprünglich geplant spezialisiert, sondern waren für verschiedenste Branchen offen – auch für solche, die gerade durch Corona erfolgreich waren.

Céline Parunanthu: Genau! Außerdem verfügen wir über ein sehr großes Portfolio an unterschiedlichen Leistungen. Wir kommen aus der klassischen PR, ich beschäftige mich aber zum Beispiel bereits seit 2012 mit dem ganzen Bereich Online und Social Media. Bereiche, die während der Pandemie sehr gefragt sind. Man muss immer wissen: Welcher Kunde braucht gerade welche Leistung?

 

„Wir brauchen mehr Vorbilder!“

Nicht viele Frauen oder Mütter gründen ein Unternehmen. Wie vereinbaren Sie den Beruf mit der Familie?

Dr. Rausch-Rieß: Für mich ist es ein Mythos, dass ein eigenes Unternehmen schwerer mit der Familie vereinbar sei als ein Angestelltenverhältnis. Ein Mythos, der sich bei Frauen immer wieder repliziert und viele Frauen davon abhält, ein Unternehmen zu gründen. Wenn ich ein eigenes Unternehmen habe, kann ich mir selbst meine Zeit einteilen und viel flexibler entscheiden und agieren. Früher musste ich versuchen, die Präsenzzeit in der Agentur mit den Bedürfnissen meiner Tochter zu vereinbaren. Als Unternehmerin kann ich spontan sagen: Komm, wir fahren in die Stadt, ich arbeite später weiter! Deswegen eine klare Ansage an alle Frauen da draußen: Als Unternehmerin ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einfacher, weil ich mir meine eigenen Regeln mache!

Céline Parunanthu: Genau das kommt mir auch mit kleinem Kind sehr entgegen! Durch Corona ist die Kinderbetreuung noch einmal ganz anders hinterfragt worden, weil nun auch mein Mann 100% im Home-Office ist und einspringen kann. Corona hat auf jeden Fall im klassischen Betreuungsmodell seine Spuren hinterlassen.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen den Mut haben, zu gründen?

Céline Parunanthu: Wir brauchen mehr Vorbilder! Frauen, über die wir sprechen – von der Vorstandschefin bis hin zur Gründerin eines Online-Business. Nur so können Frauen auch sehen, wie viele Möglichkeiten es für sie gibt. Ich bin mir sicher, dass viele Frauen gute Geschäftsführerinnen im Mittelstand werden können!

Dr. Rausch-Rieß: Sehe ich genauso! Die junge Frau als Hausfrau ist auch einfach nicht mehr zeitgemäß! Liebe Frauen, denkt darüber nach, was ihr tut! Ihr schneidet euch eure Altersvorsorge ab, ihr schneidet euch eure Verdienstmöglichkeit ab! Ihr liefert euch aus! Im Jahr 2022 seid ihr nicht mehr so abgesichert wie früher.

Was muss sich in der Politik ändern, um den Gründungswillen bei Frauen zu entfachen?

Céline Parunanthu: Es ist bereits viel in Bewegung, die EU bietet zum Beispiel viele Förderprogramme exklusiv für Frauen an!

Dr. Rausch-Rieß: Man sieht heute Frauen in der Politik, das Kabinett ist fünfzig-fünfzig besetzt und das ist wichtig. Es muss normal werden, stillende Frauen oder Mütter mit Tragetuch im Bundestag zu sehen!

Céline Parunanthu: Wir haben endlich Frauen vorne stehen, die ganz klar sagen: Ich bin auch Mama!

Was möchten Sie Frauen und Müttern mit auf den Weg geben?

Dr. Rausch-Rieß: Mut! Traut euch, neu zu denken, flexibel im Kopf zu sein, euer eigenes Ding zu machen, zu euch selbst zu stehen und euch nicht permanent nach anderen Menschen zu richten! Das ist gerade dann wichtig, wenn man ein eigenes Business hat oder sich im Beruf verwirklichen möchte.

Céline Parunanthu: Habt Ahnung vom Markt, stellt euch ein solides Geschäftsmodell auf, kalkuliert eher klein als groß und lasst euch anschließend vom Erfolg überraschen!

 

Warum sind Sie Mitglied im Deutschen Mittelstands-Bund?

Céline Parunanthu: Wir nutzen zum einen die Einkaufsvorteile der Mittelstandswirtschaft und zum anderen informieren wir uns beim Verband zu den Themen Digitalisierung und Infrastruktur! In Zukunft freuen wir uns auf Events und ein großes Netzwerk!

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Rausch-Rieß und Frau Parunanthu!

 

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