Ausbildung 4.0: „Die Zukunft der Berufsausbildung ist digital!“
Die Digitalisierung erfordert Kompetenzen, die bereits in der Ausbildung junger Menschen berücksichtigt werden sollten.
Das Projekt NETZWERK Q 4.0 nutzt mit der Entwicklung von Qualifizierungsangeboten die Chancen des digitalen Wandels für die Ausbildung und unterstützt branchenspezifisch und -übergreifend das Berufsbildungspersonal und die Lehrkräfte an Berufsschulen und -kollegs.
„Die Zukunft ist digital – die Berufsausbildung auch!“ Dieses Motto spiegelt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung auch im Rahmen der beruflichen Ausbildung wider. Alle daran beteiligten Akteure müssen sich grundlegend neu orientieren und sich der digitalen Transformation als Thema und Herausforderung der Zukunft annehmen. Der digitale Wandel zieht neue Kompetenzprofile der Mitarbeitenden und an dieser Stelle besonders der Auszubildenden nach sich. Damit gehen vielfältige Möglichkeiten für die Zielgruppen einher, zugleich müssen Ausbildung und Qualifizierung sich neu aufstellen. Mitunter aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit geraumer Zeit verschiedene Projekte initiiert und ins Leben gerufen, um insbesondere mittlere und kleinere Betriebe darin zu unterstützen, die Nutzung neuer, also überwiegend digitaler Medien verstärkt und zielgerichtet in die Arbeitsabläufe sowie in den Ausbildungsalltag zu integrieren.1 Dies geschieht im Rahmen der BMBF-Strategie "Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft" sowie als Bestandteil der Dachinitiative "Berufsbildung 4.0" und dient der Förderung der strukturellen und inhaltlichen Ausrichtung der dualen Ausbildung an die Herausforderungen der digitalisierten Prozesse.
Anpassung der Standardberufsbildpositionen und Zukunft der Ausbildungsinhalte
Zentrales Ziel der dualen Berufsausbildung ist es, Menschen „für eigenverantwortliche Tätigkeiten auf einem möglichst breiten Gebiet zu qualifizieren.“2 Damit der Anspruch an Ausbildung auch tatsächlich in der Form in die Tat umgesetzt wird, werden zu den berufsspezifischen Inhalten der Ausbildungsberufe auch Potenziale, Fertigkeiten und Fähigkeiten der Auszubildenden gefördert, die nicht nur Grundlage, sondern zentraler Bestandteil beruflichen Handelns in der Ausbildung sind. Dies gilt sowohl für die Vermittlung der Ausbildungsinhalte als auch für die Unterstützung in der Persönlichkeitsentwicklung als Bildungsauftrag. Die modernisierten Standardberufsbildpositionen greifen u. a. die Aspekte unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen auf und setzen für die Gestaltung der Ausbildung in einer sich wandelnden Arbeitswelt bildungspolitisch wichtige zusätzliche Akzente.3 Mit dem Slogan „Vier sind die Zukunft“ sollte in 2021 der Start der Modernisierung der Ausbildungsordnungen begonnen und verbindliche Mindestanforderungen für die vier Bereiche "Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht", "Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit", "Umweltschutz und Nachhaltigkeit" sowie "Digitalisierte Arbeitswelt" festgelegt werden. Diese gelten für alle Ausbildungsberufe, die ab dem 1. August 2021 in Kraft getreten sind oder noch treten werden. Die formulierten Aspekte stellen sicher, dass Azubis künftig innerhalb ihrer Ausbildung die genannten Kompetenzen erwerben können, die sie als angehende Fachkräfte in einer sich wandelnden Arbeitswelt benötigen, um beschäftigungsfähig zu bleiben und nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens für die Zukunft gut gerüstet zu sein.4 Als neue Mindestanforderung wurde bspw. in einer eigenen Position die „Digitalisierte Arbeitswelt“ aufgenommen. Dabei geht es primär um den Umgang der Auszubildenden „mit digitalen Medien, Daten, Datensicherheit und Datenschutz, darüber hinaus sind aber auch kommunikative und soziale Kompetenzen sowie gesellschaftliche Vielfalt und der wertschätzende Umgang miteinander berücksichtigt.“5
Ansatz von Projekt NETZWERK Q 4.0
Das Berufsbildungspersonal, also Personal- und Ausbildungsverantwortliche, Ausbilder:innen in den Unternehmen sowie Lehrkräfte an Berufsschulen/-kollegs und überbetrieblichen Lehrwerkstätten wird im NETZWERK Q 4.0 für die Herausforderungen der Digitalisierung fit gemacht. Dabei entwickelt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit den Bildungswerken der Wirtschaft und weiteren Bildungsinstitutionen Qualifizierungsangebote (sogenannte Q 4.0 Trainings). Zusammen mit den Zielgruppen werden diese Trainings erprobt und ggf. optimiert, um die Berufsausbildung gezielt an die Anforderungen des digitalen Wandels anzupassen. Es handelt sich vorwiegend um fachspezifische Themen, jedoch werden auch branchenübergreifende Themen aufgegriffen. In den Q 4.0 Trainings stehen die Teilnehmenden als Lernende mit individueller Arbeitspraxis im Fokus: Auch aus diesem Grund werden die Trainings in einem innovativen Blended-Learning-Format konzipiert, bei dem sich Gruppen- und Selbstlernphasen abwechseln, von einem Praxisprojekt auf der Lernplattform begleitet und im individuellen Lerntempo erarbeitet werden (lernplattform.netzwerkq40.de/login/index.php).
Dem Berufsbildungspersonal wird die kostenlose Teilnahme an den neuartigen Qualifizierungen ermöglicht, damit die eigenen digitalen Fach-, Sozial- und Selbstkompetenzen weiterentwickelt werden. Außerdem dürfen sie sich bundesweit im Rahmen der Zusammenarbeit vernetzen und austauschen. Darüber hinaus können sich die Teilnehmenden Ihre erfolgreiche Teilnahme an den verschiedenen Q 4.0 Weiterbildungsformaten anerkennen lassen und ihr Qualifizierungsniveau mit dem Zertifikat AUSBILDUNG 4.0 nachweisen.
Erwähnen sollte man noch, dass das NETZWERK Q 4.0 für seinen innovativen Ansatz in der beruflichen Bildung im Oktober 2022 mit dem Hermann-Schmidt-Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Als besondere Innovation wurde die außergewöhnliche Breite der Behandlung digitaler Aspekte in der Weiterbildung des Ausbildungspersonals mit der flächendeckenden Verbreitung der Bildungsangebote durch die Bildungswerke der Wirtschaft gewürdigt.
Koordinierungsstelle NETZWERK Q 4.0 in NRW am BWNRW e. V.
Das Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft e.V. (BWNRW) ist Teil des Netzwerks und agiert als (über)regionale Koordinierungsstelle, um den Digitalisierungsprozess in der Ausbildung vor allem über das Netzwerk der Arbeitgeberverbände in die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen anzustoßen und darüber hinaus gemeinsam voranzubringen. Es sitzt im Haus der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW (unternehmer nrw) - die Spitzenorganisation der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland - und vertraut auf die Expertise sowie den Input der genannten Zielgruppen. Vor allem sie kennen durch eigene Praxiserfahrungen die Qualifizierungsbedarfe und Herausforderungen in den Fokusbranchen. Gemeinsam werden die Bedarfe festgelegt und analysiert, um nachfolgend Q 4.0 Trainings zu entwickeln, mit denen die digitale Ausbildung aktiv mitgestaltet werden kann.
Seit Ende 2019 finden neben der Durchführung der Q 4.0 Trainings insbesondere Fachgespräche, Austauschrunden, Workshops und Infoveranstaltungen wie die Q 4.0 Talks statt und bieten den interessierten Personen an, aktiv mitzuwirken. Weitere Informationen zum Projekt und zu den Angeboten der Koordinierungsstelle finden Sie hier: FLYER „AUSBILDEN IM DIGITALEN WANDEL“
Im Fokus stehen folgende Branchen in NRW: Metall und Elektro, Chemie, Garten- und Landschaftsbau und Textil. Ausbildende anderer Branchen und Lehrkräfte sind natürlich auch herzlich willkommen. Informationen zu den in 2023 in Nordrhein-Westfalen angebotenen Q 4.0 Trainings und die Kontaktdaten finden Sie unter: FLYER Q 4.0 TRAININGS 2023!
Fußnoten
1: Vgl. Die Zukunft ist digital – auch in Betrieben - BMBF Digitale Zukunft (bildung-forschung.digital); eingesehen am 04.01.2023
2: https://www.bibb.de/de/134916.php; eingesehen am 05.01.2023
3: Vgl. ebd.; eingesehen am 05.01.2023
4: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/show/17281; eingesehen am 09.01.2023
5: https://www.bibb.de/de/134916.php; eingesehen am 05.01.2023
Bei Interesse melden Sie sich beim Projektteam der Koordinierungsstelle in Düsseldorf, um Teil des budnesweiten Netzwerks zu werden. Das Projektteam NRW freut sich auf Sie! Kontaktdaten: E-Mail: netzwerkq40@bwnrw.de, Tel.: 0211/4573-0
Dieses Interview ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema Digitale Skills von Mitarbeitern: Welche Kompetenzen wichtig sind