12.10.2022Fachbeitrag

Durch Energie-Contracting zu mehr Effizienz und Unabhängigkeit

Ein Energie-Contracting ermöglicht es KMU mithilfe externer Dienstleister, energetische Maßnahmen umzusetzen, ohne eigene Kapitalinvestitionen zu tätigen.

Klimaschutz und hohe Energiepreise erzeugen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zunehmend den Wunsch, Energie in ihrem Betrieb effizienter einzusetzen und unabhängiger von steigenden Beschaffungskosten zu werden. Häufig fehlt ihnen für konkrete Maßnahmen allerdings Zeit, Wissen oder das Geld. Ein Energie-Contracting kann hier Abhilfe schaffen.

In der jüngsten Zeit haben die Energiepreise ungeahnte Höhen erreicht und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Um einen Weg aus der Energiekrise zu finden und weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, stellen sich immer mehr KMU die Frage, was sie gegen die steigenden Energiekosten tun können. Strom und Wärme bzw. Kälte mithilfe eigener Erzeugungsanlagen zu gewinnen und so einen Teil des betriebseigenen Energiebedarfs zu decken, bietet die Möglichkeit, sich bei der Energieversorgung und von damit verbundenen Kosten unabhängiger zu machen. Häufig fehlen KMU jedoch die finanziellen und zeitlichen Ressourcen oder schlicht das Wissen, um entsprechende Maßnahmen zu realisieren. In diesen Fällen kann ein Energie-Contracting die Lösung sein.

Contractor übernimmt Umsetzung und Kosten

Beim Energie-Contracting ermittelt ein Energiedienstleister, der sogenannte Contractor, welche energetischen Einsparmaßnahmen für das Unternehmen sinnvoll sind und setzt diese Maßnahmen anschließend um. Dabei übernimmt er sämtliche Aufgaben von der Planung sowie Finanzierung eines Effizienz-Vorhabens über den Umbau und Betrieb von (neuen) Anlagen bis hin zu ihrer Wartung und Instandhaltung. Auch das Energiemanagement eines Unternehmens kann er übernehmen. Der Contractor garantiert dem Unternehmen das Ergebnis seiner Maßnahmen über einen Vertrag. Im Gegenzug erhält er dafür einen Teil der durch die Maßnahmen eingesparten Energiekosten als finanzielle Vergütung. So entsteht für den Contractor ein Anreiz, bei sämtlichen Einsparmaßnahmen auf Wirtschaftlichkeit zu achten.

Energiespar- und Energieliefer-Contracting

Grundsätzlich lässt sich beim Energie-Contracting zwischen einem Energiespar- und einem Energieliefer-Contracting unterscheiden. Das Energiespar-Contracting zielt darauf ab, den Energieverbrauch eines Unternehmens und damit auch die finanziellen Ausgaben zu senken. Die Vertragslaufzeit beim Energiespar-Contracting bewegt sich üblicherweise zwischen 7 und 15 Jahren. Nach Angaben der Landesenergieagentur Baden-Württemberg sind Einsparungen von insgesamt 40 Prozent nicht selten und können durchaus sogar auch Werte von 70 Prozent und mehr betragen. Typische Maßnahmen des Energiespar-Contractings sind beispielsweise Erneuerungen der technischen Gebäudeausrüstung (z. B. Warmwasserbereiter oder alter Heizkessel) oder der Einbau energieeffizienter Beleuchtung.

Beim Energieliefer-Contracting hingegen übernimmt der Contractor von der Planung und Finanzierung über die Errichtung und den Betrieb bis hin zur Instandhaltung alle Aspekte, die auftreten, wenn eine Anlage zur Energieerzeugung geschaffen oder modernisiert wird. Laut Energieagentur Baden-Württemberg handelt es sich beim Energieliefer-Contracting um die am häufigsten angewandte Form des Contractings.

Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BaFa) gibt es in Deutschland mehr als 500 professionelle Anbieter von Contracting, die in einer öffentlichen Liste der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) geführt werden. Die BfEE bietet außerdem auf ihrer Internetseite Musterverträge und Arbeitshilfen zum Energie-Contracting an.

Förderprogramm für Contracting-Check

Mit dem Programm „Bundesförderung für Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme“ fördert die Bundesregierung eine Contracting-Orientierungsberatung für KMU (Modul 3). Bei einer solchen Orientierungsberatung ermittelt ein Energieberater, ob es sich für ein Unternehmen lohnt, Effizienzmaßnahmen im Rahmen eines Contractings mit vertraglicher Einspargarantie umzusetzen und arbeitet entsprechende Vorschläge aus. Gefördert werden bis zu 80 Prozent der Beratungskosten.

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema KMU als Prosumer: Mehr Unabhängigkeit bei Strom und Wärme

 

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