23.11.2021Fachbeitrag

Innovationserfolg durch Leadership

Der Innovationserfolg im Mittelstand steht und fällt mit der Führungskultur. Erst wenn Innovation ein zentraler Bestandteil der Kultur eines Unternehmens ist, kann es das tatsächliche Potenzial seiner Belegschaft ausschöpfen.

Am Wirtschaftsstandort Deutschland ist der Mittelstand ein bedeutender Motor für Innovation, Wachstum und Wohlstand. Er ist weltweit renommiert und steht für beste Qualität, Flexibilität sowie innovative und hochwertige Produkte. Um jedoch angesichts der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen weiterhin im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bestehen, muss der deutsche Mittelstand seine Innovationskraft dringend stärken und weiter ausbauen. Leadership stellt dabei die wichtigste Voraussetzung für nachhaltigen Innovationserfolg dar.

Aus zahlreichen Mittelstandsbefragungen geht hervor, dass die Sicherung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit derzeit als die größte Herausforderung wahrgenommen wird. Verstärkend kommt hinzu, dass die Auswirkungen der Corona-Krise die mittelständischen Unternehmen besonders hart getroffen haben. Nun sind sie gefragt, sich auf ihre Kernkompetenzen zu berufen, in ihrer jeweiligen Branche hervorzustechen und sich langfristig auf dem Markt zu positionieren. Dafür muss der deutsche Mittelstand das Innovationspotenzial, das aus Megatrends wie Digitalisierung, Automatisierung, Elektromobilität, Wasserstoffwirtschaft und Globalisierung hervorgeht, stärker für sich nutzen und folglich eine innovationsfördernde Art der Führung umsetzen. Eine neue Innovationsstudie der Steinbeis School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) zusammen mit der Universität Bamberg stellt ein Rahmenkonzept für das zeitgemäße Führen und Innovieren im unternehmerischen Kontext vor.

Alarmierende Innovatorenquote im deutschen Mittelstand

Die Steinbeis-Innovationsstudie verdeutlicht den Nachholbedarf des deutschen Mittelstands in puncto Innovation, insbesondere der radikalen und disruptiven Art. Erschwerend kommt hinzu, dass Deutschland als rohstoffarme Wirtschaftsnation in besonderem Maße auf Innovationen angewiesen ist, um das Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand langfristig zu sichern. Weltweit gehört Deutschland nach wie vor zu den Top-10 der innovativsten Länder, gemessen hauptsächlich an der Anzahl an Patent. Ein Patent ist nach unserer Auffassung jedoch noch keine Innovation – eine Innovation ist nämlich erst dann vollendet, wenn sie einen Wertschöpfungsbeitrag realisiert. Dringend müssen nun Maßnahmen für eine höhere Innovationsleistung ergriffen werden, um im internationalen Vergleich nicht von den Spitzenreitern (u.a. Schweiz, Singapur und USA) weit abgehängt zu werden.

Seit einigen Jahren schon ist im deutschen Mittelstand eine stark rückläufige Innovatorenquote festzustellen. Diese Entwicklung ist über alle Wirtschaftszweige und Unternehmensgrößen hinweg zu beobachten, was dem deutschen Unternehmertum einen zunehmend lethargischen Eindruck verleiht. Bislang bilden etablierte und mittelständische Unternehmen das zentrale Rückgrat der deutschen Wirtschaft; diese sind zumeist die Basis für weltweit erfolgreiche „Hidden Champions“. Solche Unternehmen sind weniger in einer Start-Up-Szene als vielmehr in einer Mittelstandskultur gegründet und gewachsen. Eine starke Gründungs- und Unternehmerkultur in Deutschland ist somit auf beste Innovationsrahmenbedingungen angewiesen, die zu einem dynamischen Wettbewerb sowie zu strukturellen Umbrüchen in der deutschen Wirtschaft führen wird. Dies würde zudem die Abhängigkeit des Mittelstands von großen Industrieunternehmen wesentlich verringern – wofür es Innovationen und Transformationsprozesse ganz grundlegend braucht.

Neue Führungskultur im Mittelstand

Der Innovationserfolg im Mittelstand steht und fällt mit der Führungskultur. Erst wenn Innovation ein zentraler Bestandteil der Kultur eines Unternehmens ist, kann es das tatsächliche Potenzial seiner Belegschaft ausschöpfen. Genau dieser entscheidende Schritt ist auf Führungsebene zu gehen. Zwar sind mittelständische Unternehmen sehr gut in der Realisierung inkrementeller Innovationen, jedoch fehlt es oftmals an zeitgemäßen Ansätzen für radikale und disruptive Innovationen. Zunehmend entwickeln die Geschäftsführungen vieler mittelständischer Unternehmen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Innovation und ständiger Veränderung. Nun ist es die große Herausforderung, das Unternehmen auch langfristig in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Der traditionelle Ansatz der Unternehmensführung mag zwar vor einigen Jahrzehnten gut funktioniert haben, bedarf jedoch in aktuellen Zeiten des umfassenden Wandels einer grundlegenden Anpassung an aktuelle Rahmenbedingungen. Kurzum: Ein Paradigmenwechsel in der unternehmerischen Führungspraxis, der eine nachhaltige Zukunft für Wirtschaft und Gesellschaft forciert, ist längst überfällig – mit radikalen und disruptiven Innovationen als oberste Zielsetzung (siehe Abb. 1).

 

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Innovation und Leadership

Zukunftsfähige Führung braucht schöpferische Persönlichkeiten

Trotz schier endloser Führungsdefinitionen und -ansätze herrscht noch immer große Unklarheit und Uneinigkeit darüber, wie mögliche Prinzipien guter Unternehmensführung in einer sich wandelnden Welt konkret aussehen. Solch eine fehlende Orientierung sowie zumeist veraltete Managementmodelle erschweren die Durchführung des notwendigen Paradigmenwechsels in der deutschen Führungskultur. Um die Vielzahl an Herausforderungen zu bewerkstelligen, müssen Menschen mit schöpferischer Persönlichkeit zur Tat schreiten. Damit sind Menschen gemeint, die den nötigen Wandel anstoßen und ihn durch ihre hohe Kompetenz, Gestaltungskraft und Bildung aktiv vorantreiben. Persönlichkeit stellt somit die wesentliche Grundlage einer jeden erfolgreichen Führungskraft dar. Für einen neuen Führungsbegriff muss die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Bildung von innovativen Führungskräften daher zwingend berücksichtigt werden. In diesem Zuge wird folgende umfassende und zukunftsweisende Führungsdefinition beispielhaft vorgestellt:

„Leadership bedeutet, sich selbst und menschliche Gemeinschaften in offenen, komplexen und dynamischen Situationen unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen und der kollektiven Rationalität mit Persönlichkeit vernünftig, verantwortlich und ethisch in eine innovative und kreative Zukunft zu führen.“ (A.-V. Faix, W. G. Faix, Kisgen & Mergenthaler)

Aufgrund der immensen Komplexität und Dynamik globaler Zusammenarbeit müssen wir uns von tradierten Werten und Methoden lösen und gemeinschaftlich neue Wege beschreiten. Demnach ist zunächst die Bedeutung von Führung an die Anforderungen des heutigen Zeitalters anzupassen: Das Ausrichten auf ein gemeinsames Ziel muss das Bestreben einer jeden Führungskraft sein, um die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen, der Staaten und der gesamten Menschheit zu erhalten.

Die vollständige Steinbeis-Innovationsstudie mit umfangreichen Analysen und Handlungs-empfehlungen zur Zukunftsgestaltung kann hier als E-Book kostenlos angefordert werden.

 

Dieser Artikel ist Teil der Beitragsserie Innovation mittelständisch denken

 

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