"Man fühlt sich alleingelassen, wenn [..] der Zugang zu Krediten verwehrt wird."
Die Corona-Krise stellt die Arbeitswelt vieler Unternehmer auf den Kopf. Der DMB will den Problemen seiner Mitglieder Gehör verschaffen und fragt nach, wie es den Mitgliedern geht, ob die Hilfen von Bund und Ländern ankommen und wie die eigene Perspektive eingeschätzt wird.
In diesem Interview berichtet die Unternehmerin Doris Ziegler-Stracka von ihren Erfahrungen in der Corona-Krise, der Schließung ihrer Wellnessbetriebe und hohen Hürden bei der Beantragung von Krediten.
Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen verschlechtert sich zusehends in der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen in der Krise?
Wir mussten unsere Betriebe leider am 15. März schließen und können unserer Arbeit seitdem nicht mehr nachgehen. Auch die Hotels, an denen die Wellnessbetriebe angeschlossen sind, haben seit diesem Datum keine Gäste mehr empfangen. Leider musste ich bereits einer Mitarbeiterin in Freudenstadt schweren Herzens kündigen. Die anderen Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.
Die Bundesregierung sowie die Bundesländer bieten eine Reihe an Hilfsmaßnahmen für Selbstständige und Unternehmen an – von Beratungshilfen über Kurzarbeitergeld bis hin zu Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Wurden staatliche Hilfen von Ihnen beansprucht?
Wie bereits erwähnt, sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. Hier, wie auch bei den Soforthilfen verlief der Antragsprozess unkompliziert und schnell. In Baden-Württemberg haben Kleinunternehmer bei der Soforthilfe die Möglichkeit, einen fiktiven Unternehmerlohn von 1.180 Euro pro Monat anzurechnen, womit auch die Lebenshaltungskosten zum Teil abgedeckt werden können. Das hilft mir sehr.
Wegen dem Totalausfall bei den Betriebseinnahmen und der unsicheren Perspektive speziell für Wellnessbetriebe, wollte ich mich zusätzlich mit einem KfW-Kredit absichern. Leider lehnte meine Hausbank meinen Antrag für einen Unternehmenskredit für Betriebsmittel ab. Die Bank sah in diesem Fall wohl ein zu hohes Risiko. Leider kann ich die neuen KfW-Schnellkredite auch nicht beantragen, da ich weniger als zehn Mitarbeiter beschäftige.
Man fühlt sich alleingelassen, wenn man als Unternehmer in einem schuldenfreien Eigenheim wohnt, das Unternehmen im letzten Jahr Gewinn erzielt hat und trotzdem der Zugang zu Krediten verwehrt wird. Der Staat und die Banken vergessen die Kleinunternehmer.
Der Mittelstand sehnt sich nach einem Fahrplan, nach einer Perspektive. Wie wichtig ist diese für Sie?
Wir streben die Wiederaufnahme des Betriebs ab dem 29. Mai an und bereiten uns momentan darauf vor, einen sicheren Arbeitsablauf gewährleisten zu können. Das Hygienekonzept des Verbands Cosmetic Professionals e.V. hilft uns dabei. Seit dem 8. Mai ist auch seitens der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ein Arbeitsschutzkonzept für die Kosmetik online. Trotzdem habe ich große Bedenken, ob die von der Politik beschlossenen Lockerungsmaßnahmen zu früh kommen. Natürlich ist es für uns existenziell wichtig, bald wieder die Arbeit aufnehmen zu können. Im Sommer ist in vielen Wellnessbetrieben jedoch selten mit Hochbetrieb zu rechnen. Die angeschlossenen Hotels dürfen außerdem ihre Kapazitäten nur zur Hälfte auslasten. Deswegen ist nicht mit hohen Einnahmen zu rechnen. Eine weitere Schließung durch eine mögliche zweite Infektionswelle in unserer Hochphase, der Wellnessreisezeit in den Herbst- und Wintermonaten, wäre weitaus schlimmer für uns und käme einem Totalverlust für das Jahr 2020 gleich.