20.04.2021Fachbeitrag

Mit Private Equity den Mittelstand stärken

Die Entscheidung für Beteiligungskapital kann aus vielfältigen Beweggründen erfolgen.

 

In den vergangenen Jahren hat sich Beteiligungskapital als Finanzierungsform in Deutschland immer stärker etabliert. Auch mittelständische Unternehmen öffnen sich zunehmend gegenüber Beteiligungsgesellschaften, um auch in Krisenzeiten die eigene Liquidität sichern zu können. 

Erwerben Beteiligungsgesellschaften Anteile an Unternehmen, um sich an deren Wert oder Erfolg zu beteiligen, nennt man diese Investitionen Beteiligungskapital oder auch Private Equity. Meist investieren dabei institutionelle Anleger über die Fonds von Beteiligungsgesellschaften in nicht-börslich gehandelte Unternehmen. Anleger versprechen sich von den übernommenen Anteilen, dass diese in Zukunft an Wert gewinnen werden. Das können zum Beispiel mittelständische Familienunternehmen, Konzerntöchter oder Start-ups sein.

 

Planungssicherheit und Know-how für die Zukunft

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, Private Equity einzig aus dem Blickwinkel Kapital zu betrachten und darauf zu verengen. Beteiligungsgesellschaften sind langfristig orientierte strategische Partner. Durchschnittlich werden die Beteiligungen länger als fünf Jahre gehalten. Die Unternehmen genießen somit Planungssicherheit für die mittel- bis langfristige Zukunft. Darüber hinaus besitzen Private Equity-Gesellschaften oft ein einzigartiges Know-how über unternehmerische Prozesse und die erfolgreiche strategische Ausrichtung von Unternehmen. Dieses Know-how bringen sie ebenfalls in ihre Beteiligungen ein, sie werden zu „aktiven Gesellschaftern“ und schaffen dadurch einen zusätzlichen Mehrwert für das Unternehmen über die reine Zuführung von Kapital hinaus. Die Anteilseigner wirken als Sparringspartner für das Management bei strategischen und operativen Themen. Des Weiteren können Sie das Management durch ihre Industriekontakte und ihr weltweites Netzwerk bei der Internationalisierung Ihres Geschäftsbetriebs unterstützen. Man spricht deshalb bei Beteiligungskapital auch vom sogenannten „smart money“.

Die Entscheidung für Beteiligungskapital kann aus vielfältigen Beweggründen erfolgen:

  • Gründung eines Unternehmens
  • Ausbau und Expansion eines bereits bestehenden Unternehmens
  • Ausgründung aus einem Mutterkonzern
  • Regelung der Unternehmensnachfolge

Die Bedeutung von Beteiligungskapital für die deutsche Volkswirtschaft wird mit einem Blick auf das getätigte Investitionsvolumen deutlich. Im Jahr 2020 investierten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland insgesamt 12,6 Mrd. Euro. Trotz der zahlreichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie konnte der Beteiligungsmarkt seine Stärke unter Beweis stellen und hat vielen Unternehmen in schwierigen Zeiten als Stabilitätsanker gedient. Im Jahresverlauf wurden mehr als 1.000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert.

 

Private Equity-Investitionen 2020 nach Bundesländern

 

Wie aus der Graphik ersichtlich, liegt Bayern mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 4,2 Mrd. Euro bei den Private Equity Investitionen deutlich an der Spitze. Jeweils gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Berlin. Die drei Länder vereinen zwei Drittel aller Private Equity Investitionen in Deutschland. Die führende Stellung der Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen lässt sich auf die starke mittelständische Wirtschaftsstruktur zurückführen. Berlin hat sich im letzten Jahrzehnt auch international vor allem als wichtiger Standort für Start-ups und Unternehmensgründungen etabliert.

 

Private Equity-Investitionen 2020 nach Bundesländern

 

Beim Blick auf die Branchenschwerpunkte zeigt sich, dass 2020 die ITK-Branche mit einem Anteil  von 39 Prozent der Investitionen mit deutlichen Abstand an der Spitze. Dahinter folgen fast gleichauf die Branchen Unternehmensprodukte/-dienstleistungen und Biotechnologie/Gesundheitswesen sowie Konsumgüter/-services.

Die Zahlen belegen, dass Beteiligungskapital im schwierigen Jahr 2020 als ein Stabilitätsanker gewirkt hat und Unternehmen sicher durch die Krise zu manövrierte. Gleichzeitig wirkt es durch die Investitionen in zukunftsfähige Technologien als Wachstums- und Innovationstreiber für die deutsche Wirtschaft. Oftmals investieren Private Equity und Venture Capital Gesellschaften in Geschäftsfelder und Unternehmen, bei denen anderen Investoren der Mut oder die nötige Kraft fehlt. Gerade aktuelle Beispiele aus der Biotechnologiebranche wie beispielsweise Biontech oder Curevac stehen sinnbildlich für diese Zukunftsinvestitionen. Klassische Finanzierungsformen wie ein Bankkredit wären in diesen Fällen undenkbar gewesen.

 

Instrument der Gründungs- und Mittelstandsfinanzierung

Beteiligungsgesellschaften sorgen also dafür, dass notwendiges Kapital und Know-how nach Deutschland fließt. Somit tragen sie maßgeblich zur Sicherung des Wachstums und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bei. Sie unterstützen damit vor allem die Entstehung neuer Unternehmen und stärken deutsche Mittelständler. Beteiligungskapital ist mit Blick auf seine wichtigsten Zielunternehmen vor allem ein Instrument der Gründungs- und Mittelstandsfinanzierung.

 

Umsatzgröße der in 2020 finanzierten Unternehmen

 

93 Prozent der im Jahresverlauf 2020 finanzierten Unternehmen mit bekannter Beschäftigtenzahl beschäftigten weniger als 500 Mitarbeiter, 78 Prozent weniger als 100 Mitarbeiter. Zwei Drittel der Unternehmen setzten weniger als 10 Mio. Euro um und nur gut jedes Zehnte mehr als 100 Mio. Euro.

 

Beschäftigtenzahl der in 2020 finanzierten Unternehmen

 

Angebot und Nachfrage im deutschen Mittelstand steigt

Beteiligungskapital bietet für verschiedenste Unternehmen in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen geeignete und flexible Finanzierungslösungen. Während Jungunternehmen auf Wagniskapital bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsziele zählen, öffnet sich auch der Mittelstand zunehmend gegenüber den Beteiligungsgesellschaften. Das früher bemühte Bild der Heuschrecke und die damit einhergehenden öffentlichen Debatten gehören schon lange der Vergangenheit an. Untersuchungen und eine Vielzahl von Erfolgsbeispielen unterstreichen die Vorteile und volkswirtschaftliche Bedeutung von Beteiligungskapital. Dass Beteiligungskapital ein Wachstumsmotor der Wirtschaft ist, zeigte zuletzt eine Studie von Invest Europe. Private Equity-finanzierte Unternehmen in Europa beschäftigen 10,5 Millionen Mitarbeiter. Allein die Portfoliounternehmen der bei Invest Europe organisierten Beteiligungsgesellschaften schufen im Jahr 2018 mehr als 173.000 Arbeitsplätze, ein Wachstum von 5,5 Prozent und damit deutlich mehr als im europäischen Durchschnitt mit 1,1 Prozent.

 

Beispiele aus der Praxis

Viele auch der breiten Öffentlichkeit bekannte Unternehmen wurden bei der Gründung oder in ihrer Entwicklung mit Beteiligungskapital unterstützt. Start-Ups oder junge Unternehmen wie Zalando, N26, Flixbus, Delivery Hero oder Auto1/wirkaufendeinauto haben ihren Erfolg maßgeblich ihren Venture Capital-Investoren zu verdanken. Aus dem Kreis der etablierten, oftmals mittelständischen Unternehmen können beispielhaft der Spielzeughersteller Schleich, die Drogeriekette Douglas, die Konsumgüterhersteller Wella und Hakle oder Stada Arzneimittel sowie Hermes Logistik genannt werden, die von Beteiligungsgesellschaften auf ihren Weg in die Unabhängigkeit, bei der Expansion oder bei der Unternehmensnachfolge begleitet wurden.

 

Flexibilität in unsicheren Zeiten

Vor allem in unsicheren Zeiten wie diesen sind individuelle und intelligente Konzepte gefragt, um das Unternehmertum in Deutschland zu stärken. Hier wird ein besonderer Vorteil von Private Equity deutlich. Durch die flexible Anpassung an die jeweilige Entwicklungsphase und Gegebenheit eines Unternehmens sowie dem Angebot flexibler Finanzierungsmöglichkeiten können Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft im Schulterschluss mit Beteiligungsgesellschaften angehen.

 

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