14.12.2022Fachbeitrag

Spannende E-Learning-Module mit „Bordmitteln“ selbst erstellen

Unter E-Learning versteht man verschiedene Lernprozesse, bei denen elektronische, technische und digitale Hilfsmittel eingesetzt werden.

Weiterbildung unabhängig von Ort und Raum: Die Angebote an E-Learning-Lösungen sind in letzter Zeit stark angestiegen. Doch leider eignen sie sich nicht immer für die individuellen Lernbedarfe eines Unternehmens. Wie ein altbekanntes Tool neue Reize setzen kann und wie Abwechslung und Interaktion den Lernerfolg erhöhen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich oft mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie Großunternehmen oder Konzerne: Digitale Transformation und Change Prozesse wie zum Beispiel neue Arbeitsformen. Alle diese Herausforderungen bringen Weiterbildungsbedarf mit sich. Dabei war es früher schon ein Problem, alle betroffenen Mitarbeiter für einen Workshop oder ein Seminar zur gleichen Zeit an einem Ort zu versammeln. Und dieses Problem hat sich angesichts der Zeiten von Homeoffice und dezentraler Arbeitsorganisation noch deutlich verschärft.

Das Zauberwort hierzu heißt „E-Learning“: Weiterbildung unabhängig von Zeit und Raum. Heute gibt es zahlreiche Anbieter, die fertige E-Learning-Module für unterschiedliche Themen anbieten. Zu vertretbaren Kosten. In Form von Videos, interaktiven Learning-Nuggets, Webinaren, Game Based Learning und vielem mehr. Doch sie treffen längst nicht immer den unternehmensspezifischen Lernbedarf. Noch nicht einmal bei Themen wie Sicherheitsunterweisungen oder Compliance. Oft bleibt dann nur, diese Module selbst zu erstellen oder von Dienstleistern erstellen zu lassen.

Bei einem Rundgang über die Learntec, Europas größter Veranstaltung für digitale Bildung, sieht man sich einer Unmenge von Anbietern gegenüber, die zahlungswilligen Kunden die passenden Programme für die Erstellung von E-Learning-Tools offerieren. Will man diese Programme im eigenen Unternehmen nutzen, setzt das neben den erforderlichen Investitionen vor allem eine sorgfältige Einarbeitung voraus. Natürlich sind derartige Tools, zum Beispiel Autorensysteme, perfekt geeignet. Aber in ihrer Anwendung sind sie selten selbsterklärend.

Altbekannte Tools

Allerdings gibt es ein Tool, das so gut wie alle Unternehmen regelmäßig nutzen – und das durchaus geeignet ist, um zumindest einfachere Lernprogramme selbst zu erstellen. Einfach heißt in diesem Fall nicht unattraktiv – bedeutet aber auch nicht, dass sie nicht auch interaktiv sind. Es bedeutet nur, dass dieses Tool nicht ganz so viele unterschiedliche Möglichkeiten bietet wie Autorensysteme – die ohnehin selten alle ausgeschöpft werden. Dieses Tool heißt PowerPoint. Jeder kennt es, nicht jeder liebt es. Seit 1989 auf dem Markt, hat es sich nicht nur zum weltweit führenden Präsentationsmedium entwickelt, es hat sich auch wesentlich weiterentwickelt. Seinen schlechten Ruf verdankt PowerPoint den langweiligen Foliensätzen der Anwender, die sich nicht die Mühe machen, die mittlerweile vielfältigen Möglichkeiten konsequent zu erkunden.

Es stimmt: Die meisten sehr traditionellen Foliensätze sind langweilig, gestalterisch eintönig und höchstens aufgelockert durch scheinbar originelle Übergänge. Alte Foliensätze werden gern immer wieder recycelt und für neuen Content missbraucht. Lange Texte darauf werden vom Präsentierenden vorgelesen – das nenne ich „betreutes Lesen“. Der Begriff erinnert sie an Senioren? Das ist von mir auch so gewollt. Dadurch kommen sowohl Hör- als auch Sehbehinderte auf ihre Kosten. Aber genug der Langeweile!

2009 kam eine PowerPoint-Alternative auf den Markt, die anfangs richtig gehypt wurde: Prezi. Endlich konnte interaktiv präsentiert werden. Die Zoom-Effekte brachten Bewegung in die Präsentation. Man konnte von der Oberfläche immer tiefer in ein Thema eintauchen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Prezi hat sich zwar im Markt nicht durchgesetzt, aber die Plattform hat die PowerPoint-Entwickler dazu animiert, ihr Produkt auch interaktiv zu gestalten und ganz neue Features zu implementieren. Mit jedem neuen Update werden es mehr.

Der große Durchbruch kam 2014 mit Einführung von Office 365 – einem Produkt, das nicht mehr gekauft, sondern abonniert wird. Und das ist auch gut so, denn es entwickelt sich ständig weiter. Aber in diesem Artikel beschäftigen wir uns ja mit E-Learning Modulen. Und was haben die mit PowerPoint zu tun? Dazu wollen wir uns zunächst mit den Grundlagen von E-Learning befassen. Was macht ein E-Learning Modul attraktiv, interessant und spannend?

Visuelle Reize

E-Learning lebt nicht zuletzt von der visuellen Attraktivität. Das ist wie bei jedem anderen Lern-Medium auch: Je attraktiver, qualitativ hochwertiger das Medium ist, desto größer ist der Lernerfolg – wenn die anderen Faktoren ebenfalls stimmen. Und PowerPoint liefert fast so viele grafische Möglichkeiten für die Gestaltung einer Folie wie zum Beispiel Adobe InDesign. Für alle Grafiker: Ich sagte „fast“ – ich nutze beide Programme regelmäßig, kann das also beurteilen. Die Grundsätze für eine gelungene grafische Gestaltung sind allgemeingültig und unabhängig vom eingesetzten Programm. Denken Sie auch daran, eindrucksvolle Bilder einzubauen. Sie kennen ja den Spruch: „Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“. In diesem Spruch steckt eine ganze Menge Wahrheit. Oder nutzen Sie die „SmartArt-Grafiken“, Diagramme oder Piktogramme. Sie alle sind in PowerPoint enthalten.

Möglichkeiten zur Interaktion

Lassen Sie die User die Lerninhalte erforschen. Nicht in einer vorgegebenen Reihenfolge der Inhalte, sondern so, wie es der Lernende selbst bestimmt. Vielleicht gibt es ja Vorkenntnisse, sodass manche Inhalte uninteressant oder überflüssig sind. In dem Fall wäre das Modul sofort langweilig, wenn sich der Lernende stur durch alle Inhalte klicken muss. PowerPoint bietet dafür nicht nur die Zoom-Funktion, sondern auch sogenannte „Hyper-Links“ mit denen man kreuz und quer durch das Modul surfen kann. Stellen sie zum Beispiel eine Frage mit ein paar möglichen Antworten. Je nachdem, welche Antwort angeklickt wird, kommt der User auf eine andere Erklärseite – und wieder zurück.

Abwechslung

Nutzen Sie unterschiedliche, sich ergänzende Medien. Bauen Sie zum Beispiel Video- oder Audiobausteine mit ein, die die textlichen Inhalte ergänzen. Mit PowerPoint kein Problem. Einfach auf „Einfügen“ klicken und beliebige mp4- oder mp3-Dateien hochladen. Oder bauen Sie ein Quiz ein! Sie können die Teilnehmer auch innerhalb des Programms eine x-beliebige Homepage erkunden lassen… Sie sehen, PowerPoint liefert eine Vielzahl von Möglichkeiten, Abwechslung ins E-Learning-Modul zu bringen. Sie können Teile eines Bausteins – zum Beispiel den Einstieg – auch persönlich kommentieren, die Teilnehmer begrüßen und ihnen erläutern, was sie in dem jeweiligen Modul erwartet. Die Aufzeichnungsfunktion von PowerPoint macht das problemlos möglich.

Setzen Sie also einen Fachmann für das zu vermittelnde Thema, einen Personalentwickler und einen Mediendesigner oder Grafiker aus Ihrer Firma zusammen. Wenn diese Spezialisten die Möglichkeiten, die PowerPoint bietet, richtig nutzen, dann schaffen sie es auch mit „Bordmitteln“, die Vorteile von E-Learning für die Weiterbildung in Ihrem Unternehmen einzusetzen. Ganz ohne externes Autorentool.

 

Über dieses Thema informiert auch eine Folge des Podcasts Lebenslang Lernen von Andreas Hensing.

Dieser Artikel ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema Digitale Skills von Mitarbeitern: Welche Kompetenzen wichtig sind

 

Mehr zu diesen Themen