04.08.2022MonitoringDMB+

Start-up-Strategie - Wagniskapital für den Mittelstand von Morgen

Worum geht es bei dem Vorhaben?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) will junge innovative Unternehmen beim Wachstum besser unterstützen und legt dafür eine Start-up-Strategie vor. Durch die Unterstützung des Mittelstands von Morgen sollen neue Märkte erschlossen, der Wettbewerb belebt und insgesamt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gestärkt werden.

In welchem Stadium befindet sich das Vorhaben?

Das Bundeskabinett hat am 27.07.2022 die Start-up-Strategie der Bundesregierung beschlossen. Am 01.06.2022 wurde bereis ein Entwurf der Strategie verföffentlicht. Im Vorhinein wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Ausrichtung des Dokuments beraten. Nach dem Beschluss beginnt jetzt die Umsetzung der Maßnahmen, die in zehn Handlungsfelder aufgeteilt sind.

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Mehr Gesetzgebungstransparenz für DMB-Mitglieder

Die Komplexität politischer Regulierung nimmt beständig zu – auch für kleine und mittlere Unternehmen. Das bedeutet konkret: Bei rund 15.000 Drucksachen in einer Legislaturperiode ist es unmöglich, politische Entwicklungen bis ins Kleingedruckte zu verfolgen.

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Hintergrund

Nach der Bundestagswahl 2021 kündigte die neu formierte Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag eine umfassende Start-up-Strategie an. Als Zielsetzung wurden eine Reihe an Verbesserungen für junge Unternehmen festgehalten: u.a. ein besserer Zugang zu Wagniskapital, ein einfacherer Zugang zu öffentlichen Aufträgen, flächendeckende Anlaufstellen für Gründungsberatung, -förderung und -anmeldung (s. g. „One Stop Shops“) und der Abbau von Hürden für Frauen sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

Mit der Start-up-Strategie hat die Bundesregierung eine Zielrichtung vorgelegt, die mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden soll, die noch nicht umfassend ausformuliert wurden.

Welches Ziel verfolgt die Bundesregierung mit diesem Gesetzesvorhaben?

Die Start-up-Strategie erkennt die Relevanz von modernen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für junge innovative Unternehmen. Einen besonderen Fokus legt der Entwurf auf die Stärkung der Finanzierung von Start-ups. In den letzten Jahren sind die Investitionen in Start-ups zwar gestiegen, im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland jedoch laut KfW-Research (Berichtsjahr 2021) nur im Mittelfeld.

Im Entwurf der Start-up-Strategie wird das Ziel der Europäischen Kommission begrüßt, die Zahl der europäischen Einhörner, sprich Start-ups mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar, zu verdoppeln. Anfang 2022 gab es laut Entwurf 25 dieser Unternehmen in Deutschland. Die Start-up-Strategie der Bundesregierung soll einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels leisten. Im Dokument werden konkrete sowie auch eher abstrakte Maßnahmen genannt, die zum Teil noch genauer ausformuliert werden müssen. Folgende Punkte sollen in Angriff genommen werden:

1. Finanzierung für Start-ups stärken,

2. Start-ups die Gewinnung von Talenten erleichtern –

Mitarbeiterbeteiligung attraktiver ausgestalten,

3. Gründungsgeist entfachen –

Gründungen einfacher und digitaler machen,

4. Start-up-Gründerinnen und Diversität stärken,

5. Start-up-Ausgründungen aus der Wissenschaft erleichtern,

6. Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Start-ups verbessern,

7. Start-up-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren,

8. Start-ups den Zugang zu Daten erleichtern,

9. Reallabore stärken – Zugänge für Start-ups erleichtern

10. Start-ups ins Zentrum stellen

Quelle: Entwurf Start-up-Strategie, BMWK 2022

Das BMWK schließt sich der Meinung vieler Experten an und nennt die Stärkung der Finanzierung von Start-ups an erster Stelle als wichtigste Herausforderung. Insgesamt nennt der Entwurf der Start-up-Strategie acht Maßnahmen, u.a. wird:

  • die Zielrichtung der Mittel des Zukunftsfonds formuliert,
  • die Rolle der KfW im Wagniskapitalsystem gestärkt,
  • und das Förderprogramm INVEST neu aufgelegt.

Warum ist das Vorhaben relevant für KMU / den Mittelstand?  

Eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft benötigt regelmäßig neue, frische Unternehmen, die marktbelebende Impulse freisetzen. Start-ups sind der Mittelstand von Morgen und werden zunehmend in frühen Unternehmensphasen spannende Partner für etablierte mittelständische Unternehmen. Der gegenseitige Austausch und die Zusammenarbeit von Mittelstand und Start-up ist ein elementarer Faktor für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Bessere Rahmenbedingungen für junge Unternehmen helfen dementsprechend etablierten KMU indirekt aber auch direkt, wenn besserer Zugang zu Daten geschaffen, Reallabore gestärkt, Fachkräftemangel bekämpft und die Digitalisierung der Verwaltung gefördert wird.

Wichtige Daten und Ereignisse

Die Förderung von Start-ups wurde von allen Regierungsparteien (SPD, Grüne, FDP) in den jeweiligen Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2021 genannt. Im gemeinsamen Koalitionsvertrag wurde im November 2021 eine Start-up-Strategie angekündigt und wie oben beschrieben Maßnahmen grundlegend skizziert. Am 1. Juni 2022 erfolgte dann die Veröffentlichung des Entwurfs der Start-up-Strategie. Laut BMWK soll das Bundeskabinett im Sommer 2022 das Strategiepapier beschließen. Anschließend startet die Umsetzung der Maßnahmen. Einen konkreten Zeitplan zur Umsetzung der einzelnen Punkte existiert nicht.

Bei der Finanzierung von Start-ups nimmt der bereits 2021 angelaufene Zukunftsfonds eine wichtige Rolle ein. Bis 2030 werden dafür 10 Milliarden Euro öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt. Zusammen mit privaten Investoren sollen bis zu 30 Milliarden Euro Investitionskapital entfacht werden. Laut Start-up-Strategie soll weiter an der zielgerichteten Ausrichtung des Zukunftsfonds gearbeitet werden. Eine Ausweitung der öffentlichen Mittel wird nicht genannt.

Die DMB-Bewertung

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Generell ist die Start-up-Strategie nach dem Motto „lieber spät als gar nicht“ sehr zu begrüßen. Leider wurde im letzten Jahrzehnt die dringend benötigte Modernisierung der Rahmenbedingungen für junge Unternehmen verschlafen. Deswegen müssen jetzt mutig wettbewerbsfähige Leitplanken geschaffen werden.

Der benötigte Mut fehlt leider an manchen Stellen des Strategiepapiers. Vertane Chancen liegen bei einem perspektivischen Ausbau des Zukunftsfonds, möglichen Steuererleichterungen und beherzten Maßnahmen bei der Stärkung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Hier sollte nachgebessert werden.

Zugehörige Dokumente

Nachstehend können Sie die zum Vorhaben zugehörigen Drucksachen finden:

Start-up-Strategie der Bundesregierung

Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung

Wahlprogramme: SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,FDP

Entwurf Start-up-Strategie des BMWK

 

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