11.08.2021Hintergrund

Was sind wichtige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel?

Die Parteien nennen die drei ihrer Meinung nach wichtigsten Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.

Anlässlich der Bundestagswahl am 26. September 2021 hat der DMB allen aktuell im Parlament vertretenen Parteien Fragen zu den Herausforderungen des Mittelstandes gestellt. Die Antworten geben Aufschluss über die geplante Mittelstandspolitik der Parteien.

Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Für eine erfolgreiche Bewältigung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Aufgaben sollte die Perspektive von kleinen und mittleren Unternehmen miteinbezogen werden. Denn sie stellen mit über 99 Prozent den größten Anteil der Betriebe in Deutschland dar. Sie erwirtschaften mehr als 36 Prozent aller steuerpflichtigen Umsätze und stellen rund 60 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.

 

Erkennen die Parteien das Problem, dass dem Mittelstand dringend benötigte Fachkräfte fehlen? [Ja] | [Nein]

Was sind die wichtigsten Maßnahmen der Parteien, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

 

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Ja. Damit wir auch in Zukunft die Fachkräfte haben, die unser Land braucht, setzen wir u. a. auf gute berufliche Ausbildung, die zunehmende Beschäftigung von Frauen und Älteren, Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt sowie den gesteuerten Zuzug gut ausgebildeter und leistungsbereiter Menschen aus den Mitgliedstaaten der EU und aus außereuropäischen Staaten. Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen „Fachkräfteeinwanderungs-Attachés“ an ausgewählten deutschen Botschaften in Drittstaaten zuwanderungswillige Fachkräfte unterstützen. Damit das Fachkräfteeinwanderungsgesetz seine volle Wirkung entfalten kann, werden wir die Anerkennung von Abschlüssen und die Zertifizierung von Qualifikationen verbessern und das Antragsverfahren digitalisieren. Für eine gezielte und gesteuerte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt setzen wir weiterhin am Fachkräftebedarf von Mittelstand und Industrie an und berücksichtigen Qualifikation, Alter, Sprachkenntnisse, den Nachweis eines konkreten Arbeitsplatzangebotes und die Sicherung des Lebensunterhaltes.

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Ja, wir sehen diese Herausforderung. Beispielsweise wollen wir das Handwerk fördern, indem wir Gebühren für Techniker*innen- und Meister*innenkurse abschaffen, uns für die Tarifbindung im Handwerk einsetzen und das Bemühen unterstützen, mit neuen Ausbildungskonzepten dem Fachkräftemangel zu begegnen und berufliche Ausbildung praxisnah mit Schule und Hochschule zu verknüpfen. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz haben wir unseren Arbeitsmarkt zudem erstmals in vollem Umfang auch für Fachkräfte mit qualifizierter Berufsausbildung geöffnet. Bisher konnten Fachkräfte nur einwandern, wenn sie einen Hochschulabschluss hatten oder wenn ihr Ausbildungsberuf auf der sogenannten Engpassliste stand. Auch wirken wir dem Fachkräftemangel durch umfassende Förderung von Weiterbildung entgegen, z.B. mit dem Qualifizierungschancengesetz.

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Die duale Ausbildung in Unternehmen und Berufsschulen ist ein Erfolgsmodell. Jedoch gefährdet das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen. Zahlreiche Lehrstellen können aus Mangel an ausreichend qualifizierten Bewerbern nicht besetzt werden. Wir wollen das berufliche Bildungs- und Ausbildungssystem stärken. Der Wert der beruflichen Bildung muss stärker herausgehoben werden. Zusätzlich sollen die Schulbildung, Hochschulbildung und Forschung verstärkt auf MINT-Fächer ausgerichtet werden.

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Wir Freie Demokraten wollen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen von der Industrie über das Handwerk bis zum Handel auch in ländlichen Regionen Perspektiven schaffen. Voraussetzungen hierfür sind eine flächendeckend zukunftstaugliche digitale Infrastruktur, leistungsfähige Verkehrswege und ein starkes duales Bildungssystem. Abwanderung, Überalterung und Fachkräftemangel setzen dem Mittelstand besonders hart zu. Deshalb brauchen wir moderne Ansätze insbesondere auch in den ländlichen Regionen. Wir wollen unseren Mittelstand und unsere Hidden Champions stärken! Darüber hinaus wollen wir neben der Stärkung der beruflichen Bildung auch die Einwanderung in den Arbeitsmarkt verständlich und einfach steuern. Dazu fordern wir ein modernes Zwei-Säulen-System. Dieses besteht aus einer überarbeiteten „Blue Card“ als Kerninstrument der Fachkräfteeinwanderung mit Arbeitsplatzangebot, die auch für nicht-akademische Fachkräfte geöffnet werden muss, und der Einführung einer Chancenkarte für ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild, um für Fachkräfte die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne Arbeitsplatzangebot zur Arbeitssuche nach Deutschland zu kommen.

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Ja. Fast zwei Millionen junge Menschen haben keine Berufsausbildung. Wir wollen, dass alle, die eine Ausbildung begonnen haben, diese auch beenden können. Dafür sollte der Bund Mittel bereitstellen. Laut GEW müssen an den berufsbildenden Schulen bis 2030 rund 160.000 Lehrkräfte eingestellt werden, um den Bedarf zu decken. DIE LINKE fordert eine grundlegende Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBiG), um die Ausbildungsqualität deutlich zu verbessern. Darüber hinaus setzen wir uns für lebenslanges Lernen ein. Auch dafür sind die Mittel und das Personal aufzustocken.

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Der Fachkräftebedarf lässt sich nur durch das Drehen an vielen Stellschrauben bewerkstelligen. Derzeit sind über 3 Millionen Menschen arbeitslos oder unterbeschäftigt. Es gibt tausende Eltern, die ihre Erwerbstätigkeit unfreiwillig reduzieren mussten und Zugewanderte, die es schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das sind alles Menschen, die gerne mehr arbeiten würden. Hier wollen wir GRÜNE ansetzen: Wir wollen die Förderung und nachhaltige Vermittlung von Arbeitslosen verbessern. Gleichzeitig wollen wir die berufliche Aus- und Weiterbildung massiv stärken, ein Recht auf Weiterbildung, ein auskömmliches Weiterbildungsgeld und eine Weiterbildungsförderung für KMU einführen. Mit einem Einwanderungsgesetz und einer Talentkarte wollen wir qualifizierte Einwanderung bürokratiearm regeln. Alles zusammen ist notwendig, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Weitere mittelstandspolitische Wahlprüfsteine

Der DMB hat eine ganze Reihe an mittelstandspolitischen Wahlprüfsteinen erstellt, die im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 von den relevanten Parteien beantwortet wurden. Die Fragen konzentrieren sich dabei auf die Kompetenzthemen des Verbandes wie Digitalisierung, Energiewende, Finanzen und Arbeit.

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