02.03.2023Fachbeitrag

Weiterentwicklung der Nationalen Weiterbildungsstrategie

Im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) soll sich in Deutschland langfristig eine Kultur der Weiterbildung etablieren.

Um den Veränderungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden, hat die Bundesregierung im Jahr 2019 die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) beschlossen. Diese Strategie wird nun in der laufenden Wahlperiode weiterentwickelt. Wie die an der Strategie beteiligten Akteure arbeiten, um welche Inhalte es geht und wie die Strategie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weiterbringt, darum geht es in diesem Fachbeitrag.

Weiterbildung ist für die Gesellschaft und für alle Beschäftigten in Zeiten des digitalen, demografischen und ökologischen Wandels unabdingbar. Sie muss als Zukunftsinvestition verstanden werden – sowohl im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft als auch im Kontext individueller Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven. Dem Fachkräftemonitoring der Bundesregierung zufolge werden bis 2040 ca. 5,3 Mio. Arbeitsplätze wegfallen; zugleich sollen ca. 3,6 Mio. neue entstehen. Der dadurch resultierende Auf- und Abbau von Arbeitsplätzen wird in fast allen Branchen und Wirtschaftsbereichen stattfinden. Dadurch wächst die Notwendigkeit, berufliche Neuanfänge und Veränderungen zu ermöglichen und zu fördern. Folglich bedarf es Strategien und Maßnahmen im Bereich der Weiterbildung. Neben der Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) von zentraler Bedeutung.

Kontinuität und Aufbruch für eine starke berufliche Weiterbildung

Um die Transformation der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft erfolgreich gestalten zu können, bedarf es einer gemeinsamen politischen und gesellschaftlichen Kraftanstrengung. Im Rahmen der NWS engagieren sich 17 Partner - Bund, Länder, Sozialpartner und die Bundesagentur für Arbeit – für eine starke Weiterbildung. Erstmalig aufgesetzt im Juni 2019 haben die NWS-Partner ihre Bereitschaft zur Fortführung der Strategie mit der Veröffentlichung eines Update-Papiers im September 2022 bekräftigt. Im Fokus der NWS stehen ambitionierte Ziele: Erprobte Instrumente und Konzepte sollen in die Breite getragen; neue Ideen mit Wissenschaft und Praxis diskutiert werden. Zudem werden arbeitsmarkt- und bildungspolitische Instrumente besser miteinander verzahnt.

Im Rahmen einer Gremienstruktur werden in Arbeitsgruppen relevante Themen besprochen: Neben dem Thema Alphabetisierung und Grundkompetenzen wird über Zugänge, Beratung und Kompetenzerfassung für unterrepräsentierte Gruppen diskutiert. Zukunfts- und Schlüsselkompetenzen stehen ebenso im Fokus wie Qualifizierungskonzepte. Auch werden die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen des Weiterbildungspersonals thematisiert. Um das Thema Weiterbildung in den Mittelpunkt gesellschaftspolitischer Debatten zu rücken, werden Nationale Weiterbildungskonferenzen stattfinden, die als Plattform für Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft dienen.

Im Allgemeinen gilt: Weiterbildung auf der Grundlage einer soliden Ausbildung ist effizienter. Zugleich zielt Weiterbildung auch auf die Einbindung gering oder formal nicht qualifizierter Arbeitnehmer*innen, damit diese einen berufsqualifizierenden Abschluss erhalten. Der Adult Education Survey - die Datenerhebung über die Beteiligung und Nichtbeteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen - zeigt, dass die meisten Weiterbildungsereignisse als betriebliche Weiterbildung stattfinden. Wesentlich dafür sind neben Personalentwicklungsstrukturen, die Erhebung der Bedarfe sowie die Ressourcenorganisation. Daher setzten die NWS-Partner sich für eine Stärkung des Aufbaus benötigter Kompetenzen und damit einhergehende mögliche berufliche Umorientierungen ein. Die (Weiter)Entwicklung von branchenspezifischen oder regionalen Kooperationen, insbesondere für Klein- und Mittelunternehmen (KMU), ist dabei von besonderer Bedeutung.

Partnerschaftliches Handeln: Maßnahmen und Initiativen für KMU

Im Rahmen der NWS gibt es verschiedene Maßnahmen und Initiativen, die für KMU von großer Bedeutung sind: Mit dem Innovationswettbewerb INVITE (Digitale Plattform berufliche Weiterbildung) leistet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einen Beitrag zur Optimierung eines innovativen digitalen und sicheren Bildungsraums der berufsbezogenen Weiterbildung. Da insbesondere KMU darauf angewiesen sind, ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit mithilfe effizienter und zielorientierter Weiterbildungsprozesse zu verbessern, ermöglichen solche plattformbezogenen Innovationen und KI-unterstützte Lernräume den Beschäftigten, berufsbezogene Weiterbildungsprozesse individualisiert und modularisiert zu gestalten. Im Rahmen von weiteren BMBF-geförderten Projekten sensibilisieren Mentor*innen ihre Kolleg*innen für das Thema Weiterbildung im innerbetrieblichen Kontext und tragen zugleich dazu bei, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu verbessern. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert im Kontext des Programms Aufbau von Weiterbildungsverbünden die Angebotsseite: Mithilfe regionaler Koordinierungsstellen werden Kooperations- und Vernetzungsstrukturen zwischen Unternehmen sowie Bildungs- und Beratungseinrichtungen unterstützt.

Im Kontext der oben genannten Arbeitsgruppen tauschen die NWS-Partner sich insbesondere über Rahmenbedingungen zur Feststellung von Bedarfslagen und zur Entwicklung und Umsetzung zukunftsfähiger Qualifikationskonzepte aus.  Im Fokus stehen dabei die strategische Vorausschau zukünftiger Kompetenz- und Qualifizierungsbedarfe, die Entwicklung entsprechender Weiterbildungsangebote sowie die Verzahnung von Technologieförderung und Fachkräftesicherung. Dies betrifft insbesondere die ökologische Transformation bzw. Berufe im Bereich der Energiewende, wie bspw. die Themen Grüner Wasserstoff oder Mikroelektronik. In diesem Zusammenhang beschäftigen die NWS-Partner sich ebenfalls mit möglichen Qualifizierungsmodellen und -formaten sowie mit Förderstrukturen, auch mit lokalen oder (über)regionalen Ansätzen für KMU.

Es bedarf einer stetigen Weiterentwicklung der Weiterbildung sowie eine Stärkung der Weiterbildungskultur in Deutschland, um alle Talente in verschiedenen Bereichen zu fördern. Mit der NWS haben die Partner sich ambitionierte Ziele gesetzt. Den Unternehmen fällt dabei eine wichtige Rolle zu. Nur im Geiste des übergreifenden und partnerschaftlichen Handelns wird Deutschland langfristig seine Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten und von multiplen Herausforderungen charakterisierten Zeit verteidigen können.

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Unternehmerische Widerstandsfähigkeit"

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