28.05.2020Interview

„Die schwierigste Zeit kommt erst noch.“

Die Corona-Krise stellt die Arbeitswelt vieler Unternehmer auf den Kopf. Der DMB will den Problemen seiner Mitglieder Gehör verschaffen und fragt nach, wie es den Mitgliedern geht, ob die Hilfen von Bund und Ländern ankommen und wie die eigene Perspektive eingeschätzt wird.

In diesem Interview berichtet die Unternehmerin Daniela Riwoldt von ihren Erfahrungen in der Corona-Krise, ihren Auftragseinbrüchen und fehlender Hoffnung auf baldige Erholung der Lage.

Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen verschlechtert sich zusehends in der Corona-Krise. Wie geht es Ihnen in der Krise?

Durch die Corona-Krise muss ich mit enormen Umsatzeinbrüchen leben. Leider laufen meine Termine nicht wie vor der Schließung wie vielleicht bei anderen Dienstleistungsbetrieben weiter, da ich mich u.a. auf Hochzeitsstylings und Businessshootings/Werbedrehs spezialisiert habe. Die fehlende Perspektive zu der Frage, wann Hochzeitsfeiern wieder in einem schönen Rahmen stattfinden können, macht sich bei mir durch viele Absagen bemerkbar. In der momentanen Situation wollen Paare einfach nicht heiraten und die gesamte Veranstaltungsbranche liegt brach. Ebenso sind die meisten Businessjobs abgesagt.

Die schwierigste Zeit kommt aber erst noch. Von Mai bis Oktober ist die Hauptphase für Hochzeiten. Schon jetzt verzeichne ich für den Zeitraum bis September Auftragseinbrüche von 90 Prozent. Aber auch die Aufträge ab September sehe ich alles andere als gesichert an.

 

Die Bundesregierung sowie die Bundesländer bieten eine Reihe an Hilfsmaßnahmen für Selbstständige und Unternehmen an – von Beratungshilfen über Kurzarbeitergeld bis hin zu Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Wurden staatliche Hilfen von Ihnen beansprucht?

Ja, ich habe die Soforthilfe in Hessen beantragt und bin dankbar für die schnelle Abwicklung der Hilfe. Ich habe den vollen Betrag der Hilfe nicht ausgeschöpft, da die Zuschüsse in Hessen lediglich die laufenden Geschäftskosten abdecken können. Lebenshaltungskosten können in meinem Bundesland nicht angesetzt werden. In Nordrhein-Westfalen ist dies, wie ich hörte, seit kurzem möglich. Es ist sehr schade, dass Solo-Selbstständige nicht in allen Bundesländern diese Hilfe erhalten. Sollte sich die Auftragssituation in den nächsten Monaten weiter zuspitzen, werde ich die Beantragung der Grundsicherung in Betracht ziehen müssen.

 

Immer häufiger hört man von innovativen Problemlösungen mittelständischer Unternehmer und Solo-Selbständiger. Hat die Krise Ihnen auch Chancen geboten?

Durch den Umstand des Auftragseinbruchs entstand natürlich mehr zeitlicher Freiraum. Ich wollte nicht tatenlos rumsitzen und baute einen eigenen Online-Shop auf, in dem ich meine eigenen Beauty-Bags anbiete. Wichtig dabei war mir der persönliche und individuelle Faktor. Inhalt der Bags sind Kosmetikprodukte, Beauty Tools und dekorative Kosmetik mit denen ich bereits seit längerer Zeit arbeite und sehr zufrieden bin. Der Hauptteil der Marken, die ich vertreibe haben ihren Sitz in Deutschland. Dieser Fakt kommt mir nun zu Gute, da kein Lieferengpass bei diesen Produkten entstanden ist und ich durchgehend liefern konnte.

Der Verkauf und meine Online-Beratung helfen mir weiter, können meine normale Auftragsarbeit jedoch nicht ersetzen. Der Aufbau des Online-Shops war mit Investitionen verbunden. Deswegen plane ich den Shop auch nach der Krise weiterzuführen, um ein weiteres Standbein aufzubauen.

 

Der Mittelstand sehnt sich nach einem Fahrplan, nach einer Perspektive. Wie wichtig ist diese für Sie?

Eine Perspektive ist sehr wichtig für mein Geschäft. Mein Lebensunterhalt kann nicht nur durch kosmetische Behandlungen und dem Produktverkauf gestemmt werden. Der drohende Wegfall von weiteren Auftragsarbeiten bei Hochzeiten im September und fehlenden Businessjobs ist sehr bedrohlich für mein Geschäft. Ich konnte mich in den letzten Monaten darauf einstellen, dass das aktuelle Jahr geschäftlich sehr schwierig wird und minimierte meine Kosten, wo es nur ging. Wenn die wenigen Funken Hoffnung, die in meinem Kalender im Monat September stehen, auch wegfallen, muss ich einen Kredit zur Überbrückung der Lage aufnehmen. Ein Nachhol-Effekt im nächsten Jahr, mit dem ich die Verluste dieses Jahres ausgleichen kann, ist meiner Branche leider nicht zu erwarten. Deswegen wären weitere Hilfen von der Politik für mich, als von der Corona-Krise besonders betroffene Unternehmerin, bitter nötig, um mein Geschäft auf gesunden Füßen halten zu können.

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