EURACTIV: Kurzarbeit sinkt in Deutschland: Starke Branchen-Unterschiede
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Im Gegensatz dazu kann der Dienstleistungssektor einen viel stärkeren Rückgang der Kurzarbeit vorweisen, etwa durch fallende Zahlen im Gastgewerbe, wo noch 465.000 Personen in Kurzarbeit sind, verglichen mit 672.000 im Juni. Ähnliches gilt für den Handel, wo die Zahl von 963.000 auf 637.000 fiel.
Das sei durchaus logisch, sagt Marc Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB) im Gespräch mit EURACTIV Deutschland. Die Industrie habe ganz eigene Schwierigkeiten, denn sie sei besonders stark vom internationalen Handel abhängig.
Das gelte speziell für die Sektoren Maschinenbau und Elektronik, da diese verstärkt sogenannte Investitionsgüter insbesondere auch für den internationalen Bedarf produzieren. Diese Güter sind Produkte, die andere Unternehmen für ihre eigene Produktion kaufen – wie beispielsweise für den Anlagenbau. Weil viele Firmen aber derzeit vorsichtig sind und auf Sparflamme produzieren, ordern sie auch weniger Investitionsgüter.
Schönwetterlage
„Da ist es klar, dass in der Industrie andere Rückgänge zu verzeichnen sind als im Gastgewerbe“, so Tenbieg. Denn die Lokale konnten wieder aufmachen, bei schönem Wetter strömen die Leute nach draußen, und lassen sich gern im Gastgarten unter freiem Himmel verköstigen. „Allerdings kann sich die Lage im Gastgewerbe auch schnell wieder verschlechtern, wenn das Wetter im Herbst wieder schlechter wird und die Gäste nicht in den schlechter belüfteten und engeren Innenraum gehen wollen“, so Tenbieg.
Auch der Handel konnte seine Türen wieder öffnen, und er muss dringend seine Sommerware loswerden, speziell in der Modebranche. Dafür würden alle Hände gebraucht, es sei „klar, dass die eine gute Entwicklung bei der Kurzarbeit haben“, so Tenbieg.
Das bedeute aber nicht automatisch einen ebenso rosigen Ertrag. Denn der Handel habe seine Preise massiv runtersetzen müssen, um die immer noch zurückhaltenden KonsumentInnen mit Rabatten zu locken. Laut Tenbieg hoffen Einzelhändler vor allem ,,nicht wieder strengere Beschränkungen umsetzen zu müssen, damit sie sich gut bis zum Weihnachtsgeschäft retten können.“
Quellen- und Autorenangaben
Autor
Philipp Grüll
Quelle
EURACTIV Deutschland
Veröffentlichungsdatum: 07.08.2020
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