09.08.2021Fachbeitrag

„Dear Mr. Hondasan?“ oder wie rede ich Japaner*innen korrekt an?

Die Beitragsserie „Markteinstieg in Japan“ fasst alles Wissenswerte für wirtschaftliche Aktivitäten in „Nippon“ (jap. für Japan) zusammen.

Ein guter Austausch hängt nicht zuletzt auch immer von einem respektvollen Umgang miteinander ab. Gerade im Geschäftskontakt mit Japanern kann es dabei aber leicht zu Missverständnissen kommen. Die ersten Fettnäpfchen offenbaren sich bereits in der Anrede des Gegenübers – und zwar auf beiden Seiten.Gedankenübertragung ganz ohne Worte?  Strebt man Geschäftsbeziehungen mit Japanern an, muss man in der Kommunikation einiges beachten. Grundlage jedes Gesprächs ist: der Zuhörer ist für das Gelingen der Kommunikation verantwortlich. 

 

Sehr oft werden wir gefragt, wie man japanische Geschäftspartner*innen oder Kollegen*innen korrekt anredet. Daher ein paar Tipps, die natürlich gleichermaßen für den Schriftverkehr wie auch für Gespräche gelten.

Grundsätzlich ist es so, dass im japanischen Geschäftsleben stets der Nachname mit dem Suffix „san“ (in etwa: sehr geehrte*r Herr/Frau) benutzt werden. Es gibt natürlich noch viele weitere Optionen wie „sama“ (höchstverehrte*r Kunde/Kundin oder auch Firmenchef*in) oder „sensei“ (sehr geehrte*r Dr. oder auch Professor*in). Diese spielen aber im Falle einer Kommunikation auf Englisch keine große Rolle. Von Ausländern wird hier nicht zu viel Detailkenntnis erwartet und ein „san“ ist somit immer ausreichend.

Das „san“ wird oft direkt an den Namen (z.B. Takadasan) angehängt. Es wird aber auch, groß oder klein geschrieben, mit oder ohne Bindestrich benutzt (Takada-San/-san, bzw. Takada san/ Takada San). Da es sich um eine Umschrift aus dem japanischen Alphabet handelt, gibt es keine klare Regelung, denn dort gibt es keine Großschreibung. Im Zweifel ahmen Sie einfach nach, was Ihr Gegenüber in der Mail als Anrede wählt.

 

Merksatz: + Nachname + „San“ sind ausreichend!

In der japanischen Geschäftskultur wird normalerweise auch dann nicht zum Vornamen gewechselt, wenn man sich länger kennt. Eher wird das „san“ durch ein anderes Suffix ersetzt. Als einzige Ausnahmen wären jüngere Japanerinnen zu nennen, die sich oft mit Vornamen plus „chan“ („Takakochan“ usw.) informell anreden.

Ein „Dear …san“ ist eigentlich nicht nötig, da das „dear“ bereits in der Bedeutung von „san“ enthalten ist- Es wird trotzdem von einigen Japaner+innen benutzt. „Dear Takada san“ ist also nicht falsch. Eine Kombination mit „Dear Mr. …san“ macht aber keinen Sinn, da die Anrede dann analog zu „Dear Mr. Herr …“ verdoppelt würde.

Sehr oft schreiben Japaner in englischen Mails am Ende den eigenen Familiennamen groß und den Vornamen klein. „Best regards, TAKADA Kenichi“. Das ist sehr hilfreich, da auf Japanisch der Nachname immer zuerst steht und es so nicht zu Verwechslungen kommen kann. Falls nicht ersichtlich ist, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, kann man sich durch ein „san“ geschickt aus der Affäre ziehen, da dies in beiden Fällen korrekt ist.

Es empfiehlt sich, in der Signatur auch beim eigenen Namen das Format „MEIER, Heinrich (Mr.)“ zu benutzen, da manche der hiesigen Namen für Japaner hinsichtlich des Geschlechtes nicht einfach zu deuten sind.

 

Auch in Japan ist man vor Verallgemeinerungen nicht gefeit

Eine weitere Komplikation entsteht dadurch, dass aus japanischer Sicht oft ganz Europa und die USA/Kanada zu einer Gruppe vermischt werden, in der die gleichen Regeln gelten. Das Wort dafür heißt Oubei / 欧米 (Europa-Amerika), doch dafür gibt es im Westen gar keinen entsprechenden Ausdruck (vielleicht „EuropAmerika…“). Durch diese Gleichsetzung werden Regeln aus dem anglo-amerikanischen Raum eins zu eins auch beispielsweise im Kontakt mit Deutschen angewendet, da man nichts falsch machen möchte.

Viele japanische Mitarbeiter, die in den USA waren, haben sich zudem Spitznamen wie „Bill, Tom oder Allen“ gegeben, um es den Kollegen dort einfacher zu machen sie anzusprechen. Diese Anpassung gilt auch für die angloamerikanische Sitte, andere sofort mit dem Vornamen zu adressieren.

Durch die sofortige Ansprache mit Vornamen bemühen sich die Japaner also, es uns „EuropAmerikanern“ recht zu machen, obwohl diese Sitte in Deutschland oder auch Frankreich gar nicht üblich ist. Ein Japaner stellte sich einst sogar mit „please call me Tiger!“ vor.

Dadurch entstehen Situationen, bei denen man hierzulande selbst mit „dear Sabine“ angeschrieben wird, es aber nicht klar ersichtlich ist, ob man dann den neuen japanischen Geschäftsführer auch mit Vornamen („dear Yoshi“ etc.) anreden soll/darf oder ob das respektlos wäre.

Bevor wir uns zu sehr über die Verallgemeinerung im Sinne eines „EuropAmerika“ wundern, sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass auch bei uns „Asien“ sehr oft als homogene Einheit angesehen wird. Dadurch fallen Japan, Myanmar, Thailand und Indonesien in eine Gruppe, obwohl sich die Länder in fast allem unterscheiden. Viele Kulturen neigen also zur Verallgemeinerung mit Blick auf Andere.

 

Zusatztipps für ein besseres Verständnis

▪ Es empfiehlt sich, im Umgang mit Japanern immer zuerst möglichst höflich/förmlich zu beginnen und erst im weiteren Verlauf zunehmend locker zu agieren, wenn man das Gegenüber besser einschätzen kann.

▪ Wenn man sich, wie in den USA, von Beginn an eher salopp auftritt<, kann das beizeiten nach hinten losgehen. Wenn das japanische Gegenüber sich respektlos behandelt fühlt, ist es teils sehr schwer, wieder zu einem normalen Umgang zu finden.

▪ Durch ein zu höfliches Auftreten kann man Japaner hingegen in aller Regel nicht beleidigen.

 

Teil X der Beitragsserie Markteinstieg in Japan

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