21.08.2024Hintergrund

Die Importstrategie der Bundesregierung

Der Mittelstand ist der Wirtschaftsmotor Deutschlands. Doch wie ist dieser aufgestellt? Was steckt dahinter? Was bewegt KMU? Der DMB stellt mit "Mittelstand in Zahlen" regelmäßig interessante Fakten und Studienergebnisse vor.

Wasserstoff ist für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland unumgänglich. Mit der nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung eine Gesetzesgrundlage für den heimischen Marktaufbau gelegt. Da zukünftig aber mit einem sehr hohen Bedarf an Wasserstoff zu rechnen ist, der die heimische Herstellungsfähigkeit übersteigt, hat die Bundesregierung Ende Juli die Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen.
 

Was ist Wasserstoff und was sind Wasserstoffderivate?

Wasserstoff

Wasserstoff ist ein farbloses Gas, das als Endenergieträger genutzt werden kann, also für die Strom- und Wärmeerzeugung. Je nach Herstellungsform des Wasserstoffes gibt es verschiedene Farbbezeichnungen. Grauer Wasserstoff wird beispielsweise aus fossilen Energieträgern hergestellt, während grüner Wasserstoff durch den klimafreundlicheren Prozess der Elektrolyse erzeugt wird. Eine ausführliche Erläuterung zu den verschiedenen Wasserstofftypen finden Sie hier. Wasserstoff ermöglicht es Energie zu speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt nutzen zu können.

Wasserstoffderivate

Unter Wasserstoffderivaten sind beispielsweise Ammoniak, Menthol, Naphtha oder strombasierte Kraftstoffe zu verstehen. Sie dienen dazu, molekularen Wasserstoff zu chemisch zu binden, um ihn so leichter transportieren zu können. Wasserstoff kann somit ungebunden, also gasförmig oder flüssig, oder in einem Derivat gebunden vorliegen.
 

Wofür benötigt Deutschland Wasserstoff und seine Derivate?

Wasserstoff wird heute schon in Branchen wie der Grundstoff- und Petrochemie eingesetzt. Zukünftig wird seine Relevanz für die chemische Industrie und ihre chemischen Prozesse aber zunehmen und daher mehr benötigt. Auch in der Stahlindustrie wird Wasserstoff von hoher Relevanz sein, da er durch den Einsatz in Direktreduktionsanlagen eine emissionsfreie Herstellung von Stahl ermöglicht. Auch für den LKW-, Schiff- und Flugverkehr könnte Wasserstoff gebraucht werden. Wasserstoff wird in Zukunft gleichermaßen für die heimische Wärmeerzeugung nötig sein. Vor allem wird durch Wasserstoff und die geplanten Wasserstoffkraftwerke eine Energiesicherheit, unabhängig von den Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien, wie Wind- und PV-Kraft gewährleistet. Wasserstoffkraftwerke können flexibel hoch- und heruntergefahren werden und stellen somit einen Stabilisator des Stromnetzes dar. Die Bundesregierung baut somit die zukünftige Energieversorgung auch auf Wasserstoff auf, was seine Relevanz unterstreicht.
 

Wie viel Wasserstoff wird in Zukunft nötig sein?

Für das Jahr 2030 geht die Bundesregierung von einem Bedarf in Höhe von 95 bis 130 TWh aus. Bis zum Jahr 2045 könnte sich dieser Bedarf sogar auf 500 TWh an Wasserstoff und 200 TWh an Wasserstoffderivaten erhöhen. Diesen Bedarf aus Wasserstoffressourcen aus dem eigenen Land zu decken, scheint auch unter Berücksichtigung des beschleunigten Marktaufbaus nicht machbar.
 

Der Import von Wasserstoff

Die Importstrategie

Die Bundesregierung hat mit der Importstrategie für Wasserstoff und seine Derivate einen Rahmen für die benötigten Importe nach Deutschland beschlossen. Es ist davon auszugehen, dass 50 bis 70 Prozent der für 2030 benötigten Menge an Wasserstoff aus dem Ausland importiert werden müssen. Die Importstrategie hat zum Ziel, die Versorgung mit Wasserstoff und seinen Derivaten sicherzustellen und dabei die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft, zur Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele, voranzutreiben. Aufgrund der besonderen Umweltverträglichkeit soll dabei ein besonderes Augenmerk auf grünen Wasserstoff gelegt werden. Dennoch soll eine diversifizierte Produktpalette der verschiedenen Wasserstoffformen und Derivate berücksichtigt werden. Die Strategie legt außerdem den Rahmen für die Errichtung von Infrastruktur für Pipelines und Schiffstransporte ins Inland vor.

Mit wem wird kooperiert

Um die Lieferquellen für Wasserstoff möglichst zu diversifizieren, arbeitet und plant die Bundesregierung Klima- und Energiepartnerschaften sowie Energiedialoge mit verschiedensten Ländern. Aufgrund der günstigen Produktionsbedingungen in Nord- und Ostsee, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer plant die Bundesregierung eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der EU mit Ländern wie beispielsweise Norwegen, Dänemark und Großbritannien. Auch Länder in Nordafrika sind für den Import von Wasserstoff und seinen Derivaten von hoher Relevanz. Aber auch Kooperationen mit Ländern, die weiter entfernt liegen, wie beispielsweise Kanada, Australien oder Namibia, sind Teil der Pläne der Bundesregierung.
 

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand?"

 

Quellen

BMWK - Bundeskabinett beschließt Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate

FAQ: Strategie zum Import von Wasserstoff | Bundesregierung

Wasserstoff – Energieträger der Zukunft | Bundesregierung

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