KMU als Prosumer - Strom und Wärme selbst erzeugen
Welche Maßnahmen sich eignen, hängt immer von den individuellen Voraussetzungen eines Unternehmens ab.
Die Energiewende bietet kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verschiedene Möglichkeiten, Strom und Wärme selbst zu produzieren. So können sie unabhängiger von steigenden Energiekosten werden.
Durch die Transformation unseres Energiesystems von der Nutzung fossiler Energieträger hin zu immer mehr Erneuerbaren Energien, verändert sich auch die Struktur der Energieerzeugung. Fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas oder die Atomkraft werden mithilfe einzelner Kraftwerke mit sehr großen Erzeugungskapazitäten in Strom oder Wärme umgewandelt. Über das Stromnetz gelangt der Strom dann von den wenigen, großen Erzeugern zu den vielen Verbrauchern, das heißt zu den Privathaushalten und Unternehmen. Sieht man einmal von einigen großen Unternehmen ab, die bereits seit längerer Zeit eigene Kraftwerke wie zum Beispiel Gas- und Dampfkraftwerke betrieben haben, sind Erzeuger und Verbraucher bei der fossilen Energierzeugung in der Regel unterschiedliche Akteure.
Erneuerbare Energien sind dezentraler
Die Nutzung Erneuerbarer Energien folgt dem gegenüber einer anderen Logik. Viele Windparks, Photovoltaikanlagen, Wasserkraftwerke oder Biogasanlagen erzeugen an vielen verschiedenen Orten im ganzen Land, teilweise auch auf dem Wasser, Strom oder auch Wärme. Erneuerbare-Energien-Anlagen haben eine deutlich geringere Erzeugungsleistung als Kohle- oder Atomkraftwerke, weswegen so viele Erneuerbare-Energien-Anlagen benötigt werden. Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Neurath verfügt über eine Erzeugungskapazität von 4.170 Megawatt (MW), während die Leistung großer Windenergieanlagen bei 5 MW liegt.
Trennung zwischen Verbrauchern und Erzeugern löst sich auf
Diese dezentrale Energieerzeugung führt dazu, dass sich die strikte Trennung zwischen Energieerzeugern und -verbrauchern auflöst. Wenn Privathaushalte oder Unternehmen zum Beispiel auf ihrem Grundstück eine Photovoltaikanlage betreiben, werden sie zu „Prosumern“. Dieser Begriff kombiniert die englischen Wörter producer (= Produzent) und consumer (= Konsument) und bezeichnet Akteure, die ein bestimmtes Gut, in dem Fall Energie, sowohl selbst produzieren als auch konsumieren können. Wenn die Sonne scheint, können sie den selbsterzeugten Solarstrom nutzen und überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Zu Zeiten, in denen die Photovoltaikanlage nicht genügend Strom liefert, können sie wiederrum selbst Strom aus dem Netz beziehen. In der jüngsten Vergangenheit sind die Energiepreise rasant gestiegen und ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich nicht ab. KMU machen sich daher Gedanken, wie sie dieser Entwicklung begegnen und unabhängiger bei der Strom- und Wärmeversorgung werden können. Angesichts steigender Bezugspreise für Strom und Wärme aus dem öffentlichen Netz bei gleichzeitig in den letzten Jahren gesunkenen Stromgestehungskosten für Erneuerbare Energien, gibt es für KMU viele attraktive Möglichkeiten, einen bestimmten Teil ihrer Strom- und Wärme-/Kälteversorgung selbst zu erzeugen.
Welche Möglichkeiten der Selbstversorgung gibt es?
Mit einer Photovoltaikanlage (Strom) oder einer Solarthermieanlage (Wärme) lässt sich die Energie der Sonne für das eigene Unternehmen nutzbar machen. Im Bereich der Windenergie können Kleinwindenergieanlagen (KWEA) eine Option für KMU sein. Dabei handelt es sich um Windenergieanlagen unter einer Gesamthöhe von 50 Metern und einer Leistungskapazität von unter 100 Kilowatt (kW). Die Nutzung der Wasserkraft bietet eine Möglichkeit, einen Teil des eigenen Strombedarfs zu decken, wenn KMU Zugang zu einem Fließgewässer haben. Die Geothermie und Biomasse lässt sich ebenfalls zur Energiegewinnung nutzen. Ein wichtiger Faktor liegt auch in der Nutzung industrieller Abwärme, die beim Betrieb von Maschinen anfällt und zur Versorgung mit thermischer Energie herangezogen werden kann.
Weitere Vorteile
Neben einer möglichen Kostensenkung und größerer Unabhängigkeit vom Energiemarkt bietet es noch weitere Vorteile, Prosumer zu werden. Durch den verringerten CO2-Ausstoß lässt sich die Umwelt schützen und das “grüne” Image des Unternehmens aufbessern. Außerdem können KMU, die schon jetzt auf eine CO2-neutrale Unternehmenskultur hinarbeiten, Marktvorteile erlangen und für Kunden auch auf lange Sicht von hoher Bedeutung bleiben. Somit lohnt es sich nicht nur in Anbetracht der aktuellen Energiekrise seinen eigenen Strom und Wärme zu erzeugen und Teil der Energiewende zu werden, sondern auch mit Blick auf die Zukunft.
Fachliche Beratung einholen
Welche Form der Strom- bzw. Wärme-/Kälteerzeugung sich für ein Unternehmen eignet, hängt unter anderem vom Energiebedarfsprofil des Unternehmen und den Gegebenheiten seines Betriebsgeländes sowie dessen Umgebung ab. Grundsätzlich lohnt es sich daher immer, einen fachlichen Energieexperten zurate zu ziehen und eine auf die eigenen Bedarfe optimal abgestimmte Lösung zu ermitteln.
Mittelstand WISSEN: KMU als „Prosumer“ – Mehr Unabhängigkeit bei Strom und Wärme
Der Themenschwerpunkt Mittelstand WISSEN: KMU als „Prosumer“ – Mehr Unabhängigkeit bei Strom und Wärme bietet kleinen und mittleren Unternehmen im Oktober und November erste Informationen auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung.
Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema KMU als Prosumer: Mehr Unabhängigkeit bei Strom und Wärme