Krisenfitness erhöhen: Blackout-Vorsorgeplan für KMU
Ein großflächiger Blackout ist in Deutschland eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Mit relativ einfachen Maßnahmen können KMU die eigene Krisenfitness verbessern.
Ein möglicher überregionaler Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall („Blackout“) wird teils alarmistisch propagiert, teils als unwahrscheinlich dargestellt oder verharmlost. Niemand hält jedoch ein solches Ereignis für unmöglich. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass mit einem generellen Anstieg des Risikos zu rechnen ist und ein solches Ereignis in absehbarer Zeit tatsächlich eintreten könnte. Die Gefahr geht dabei nicht so sehr von einem Stromausfall selbst aus, sondern vielmehr von einer unvorbereiteten Gesellschaft.
Denn während viele Menschen und auch Organisationen davon ausgehen, dass es sich um einen gewöhnlichen Stromausfall handelt, bei dem es nach dem Ereignis normal weitergeht, ist dies bei einem überregionalen Großereignis nicht zu erwarten. Denn dann käme es nicht nur zu einem großflächigen Stromausfall, sondern auch zu einem großflächigen Zusammenbruch der Lieferkette mit langen Wiederanlaufverzögerungen. Denn jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und bei einem solchen Ausfall ist mit erheblichen Schäden und Störungen und einem enormen gleichzeitigen Bedarf an Dienstleistern und Ersatzteilen zu rechnen. Eine kaum vorstellbare Kettenreaktion wäre die Folge.
Wie die Praxis leider immer wieder zeigt, sind viele Unternehmen aufgrund der sehr hohen Versorgungsicherheit auch auf normale Stromausfälle nicht wirklich gut vorbereitet. Das Meiste wird dann ad hoc gelöst. Bei kleinräumigen Ausfällen, die in der Regel nur wenige Minuten bis Stunden dauern, funktioniert das meist auch, da auch die Telekommunikationsversorgung noch weitgehend funktioniert. Was aber, wenn - wie bei einem Großstörung zu erwarten - Mobilfunk, Festnetz und Internet innerhalb von Minuten nicht mehr funktionieren? Und selbst wenn der Strom wieder da ist, kann es Tage dauern, bis sie wieder funktionieren, weil mit erheblichen Hardware-Schäden, Störungen und Überlastungen zu rechnen ist.
Und wie ohne Strom funktioniert ohne Telekommunikation fast nichts mehr. Keine Zahlungs- oder Bestellsysteme, keine Logistik und damit auch keine Treibstoffversorgung etc. Unser Leben kommt schlagartig zum Stillstand und bleibt es auch, bis diese beiden wesentlichen Infrastrukturleistungen wieder ausreichend stabil zur Verfügung stehen. Hinzu kommen mögliche überregionale oder sogar internationale Abhängigkeiten. Das bedeutet, dass wenn man selbst vielleicht nicht direkt von einem solchen Ereignis betroffen ist, sich aber die Auswirkungen aus anderen Regionen in den Lieferketten sehr schnell ausbreiten und auch alle anderen Regionen bzw. Betriebe betreffen würden.
Hierfür gibt es in der Regel kaum Vorsorgemaßnahmen. Auch eine mögliche Notstromversorgung macht dann oft nur bedingt Sinn. Zum Beispiel, um Prozesse geordnet und sicher herunterfahren zu können. In kaum einem Bereich könnte mit einer Notstromversorgung ein sinnvoller Betrieb aufrechterhalten werden, wenn sonst nichts mehr geht. Daher geht es bei der Blackout-Vorsorge bzw. der generellen Erhöhung der eigenen Krisenfitness in der Regel auch nicht um hohe Investitionen, wie oft zunächst erwartet wird, sondern um eine umfassende Kommunikationsarbeit, um die gesamten organisatorischen Abläufe für den Krisenfall zu durchdenken und vorzubereiten. Dies lässt sich aber in der Regel mit überschaubarem Aufwand und in absehbarer Zeit sicherstellen, wenn es ein entsprechendes Commitment der Unternehmensleitung gibt, was im Sinne einer gelebten unternehmerischen Sorgfaltspflicht selbstverständlich sein sollte. Denn es geht nicht nur um das Unternehmen selbst, sondern auch um die gebotene Fürsorgeverantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Denn auch diese müssen wissen, was im Fall der Fälle zu tun ist. Und dazu gehört auch die eigene Vorsorge zu Hause. Denn wer zu Hause ein Problem mit der eigenen Versorgung hat, wird auch beim Wiederanlauf nicht zur Arbeit kommen, womit sich der Teufelskreis immer schneller dreht.
Wenn es gelänge, möglichst viele Menschen und damit auch die eigenen Mitarbeiter dazu zu bewegen, sich so aufzustellen, dass sie sich zumindest 14 Tage autark zu Hause mit dem Nötigsten versorgen können, hätten wir einen ausreichenden Puffer, um nach einem solchen Ereignis zumindest eine improvisierte Versorgung wieder rasch in Gang zu bringen. Derzeit verlassen sich jedoch zu viele Menschen auf den Staat oder andere, aber das ist eine Illusion. Denn bei einem solchen Ereignis ist von keiner Seite Hilfe zu erwarten, da jeder selbst betroffen ist und kaum freie Ressourcen zur Verfügung stehen werden. Die Vorsorge der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist daher die wesentliche Grundlage für die betriebliche und gesellschaftliche Handlungsfähigkeit. Alle anderen notwendigen Maßnahmen bauen auf dieser Basis auf. Fehlt diese Basis, kann man sich den Rest der Vorsorge in der Regel sparen, denn ohne vorbereitete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter funktionieren die besten Pläne nicht.
Leitfaden für Unternehmen und Unternehmen
Die Gesellschaft für Krisenvorsorge hat daher einen einfachen Leitfaden für Unternehmen und Organisationen entwickelt (https://gfkv.org/unternehmen), mit dem jedes Unternehmen sehr schnell seine Krisenfitness erhöhen kann. Und wie die Praxis immer wieder zeigt, bewährt sich dieser einfache Handlungsplan auch in vielen Alltagssituationen. Die getroffene Vorsorge hilft also nicht nur in einem Fall, von dem wir alle hoffen, dass er nie eintritt, sondern zahlt sich auch im Alltag immer wieder aus. Denn durch ein besseres Prozessverständnis und die Abstimmung mit anderen Akteuren kann oft auch der tägliche Betrieb verbessert werden. Werden auch Sie Teil einer resilienten Gesellschaft und betrachten Sie diese Vorsorgemaßnahmen als eine Versicherung, die wir hoffentlich nie in Anspruch nehmen müssen.