05.12.2022Medienpräsenz

WELT: Energiepreisnotstand im Mittelstand

 

In der WELT-Beilage zur Kampagne „Gründergeist und Mittelstand: Die Zukunft Deutschlands“ hat sich Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des DMB, in einem Interview geäußert.

Dabei sprach er unter Anderem über aktuelle Entwicklungen für den Mittelstand und KMU in Zeiten der Energiepreiskrise.Zudem gab er einen Ausblick auf mögliche Wege hinaus aus der schwierigen Lage.

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Herr Tenbieg, wie steht es um den deutschen Mittelstand?

Viele Betriebe, die noch recht gut gerüstet in die Coronapandemie gerutscht sind, haben ihre Reserven nun aufgebraucht und stehen an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Wir befinden uns in einer Multikrisensituation: Internationale Verwerfungen, geopolitische Veränderungen, auch arbeitsrechtlichen Themen, inflationsbegründete hohe Lohnforderungen, die zu einer Lohn-Preis-Spirale führen können, etc. Sicherlich kann man mit Krisen umgehen, aber ohne Perspektive bewegt man sich orientierungslos im Dunklen und versucht irgendwo Licht am Horizont zu sehen. Und das sehen viele Unternehmen derzeit nicht. Der Mittelstand braucht Planungssicherheit und einen echten Masterplan, wie die Energiekrise strukturell überwunden werden kann und vor allem, wie lange es dauern wird.

Kann Deglobalisierung die Rettung sein?

Einseitige Abhängigkeiten sind gefährlich und Autonomie verspricht auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Wir haben nicht zuletzt durch die Coronapandemie gesehen, wie weltweite Lieferketten unterbrochen wurden und der russische Angriffskrieg hat die Schwächen unserer globalisierten Wirtschaft und Abhängigkeit von Energie und Rohstoffen schmerzlich offengelegt. Die Frage ist aber doch, zu welchem Maß wirtschaftlicher Souveränität die deutsche oder europäische Wirtschaft überhaupt in der Lage ist?

In der Europäischen Union gab es einen Zusammenhalt, der lange Zeit gut funktioniert hat, jetzt aber langsam wieder zu bröckeln beginnt. Das sehen wir insbesondere in den Staaten, die eine primär populistische und nationalstaatlich ausgerichtete Politik verfolgen. Bei solchen Multikrisen und notwendig gewordenen Transformationsprozessen muss man in der EU aber zusammenstehen. Wir brauchen ein Solidaritätsgefühl zwischen Privathaushalten und Unternehmen und auch eine politische Solidarität zur Meisterung der nationalen und europäischen Probleme.

Die Erzeugerpreise sollen lt. des Statistischen Bundesamtes um über 45 % nach oben geschossen sein – so hoch wie noch nie seit 1949.

Der Begriff der De-Industrialisierung macht nicht umsonst die Runde. Wenn in Deutschland der günstige Bezug von Energie, den wir über eine sehr lange Zeit hatten, von jetzt auf gleich Geschichte geworden ist – ob für Gas oder Strom - und energieintensive Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können, werden Produktionsstandorte zwangsläufig auch ins Ausland verlegt werden müssen. Und wenn man sich ‚Made in Germany‘ nicht mehr erlauben kann, stellt sich die Frage, was vom ehemaligen Industriestandort Deutschland noch übrig bleiben wird.

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Quellen- und Autorenangaben:

Autorin:

Julia Butz

Quelle:

WELT Beilage "Gründergeist und Mittelstand" 

Veröffentlichungsdatum: 05.12.2022

Einen Auszug aus dem Interview mit Marc S. Tenbieg finden Sie in der E-Paperausgabe auf Seite 32.

 

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