Zwischen Wasserstoff- und Kraftwerkstrategie
Was plant die Bundesregierung zu grünem Wasserstoff?
Auch wenn sich die Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff noch in den Anfängen befindet, gibt es seitens der deutschen Bundesregierung konkrete Pläne, wie diese zukünftig gestaltet wird und welche Rolle grünem Wasserstoff in der künftigen Energieversorgung zukommen soll.
Mit der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung im Sommer 2023 eine klare Leitlinie zur Zukunft von Wasserstoff in Deutschland vorgelegt. Nach dieser ist es von hoher Relevanz die Elektrolysekapazität auszubauen. Bis 2030 ist das Ziel der Bundesregierung, 10 Gigawatt Elektrolysekapazität zu gewährleisten. Dadurch könnten 30 bis 50 Prozent des zukünftigen deutschen Wasserstoffbedarfs gedeckt werden. Insgesamt geht die nationale Wasserstoffstrategie, für 2030, von einem Wasserstoffbedarf von zirka 90 bis 110 TWh pro Jahr aus.
Da dies nicht den kompletten Bedarf an grünem Wasserstoff deckt, setzt die Bundesregierung auch auf den Import aus dem Ausland. Dies geschieht beispielsweise in Zusammenarbeit mit Australien im Rahmen des Förderprogramms „HyGATE“ sowie mit Kanada, den USA und Neuseeland. Außerdem laufen sechs Projekte, die eine deutsch-afrikanische Wasserstoff-Partnerschaft vorbereiten.
Damit sowohl der in Deutschland produzierte als auch der importierte grüne Wasserstoff dort ankommt, wo er gebraucht wird, plant die Regierung ebenfalls den Ausbau des Wasserstoff-Kernnetzes. Dieses soll bis zum Jahr 2032 11.000 Kilometer lang sein und die Erzeuger von Wasserstoff mit den Verbrauchern verbinden. Es stellt somit die essenzielle Infrastruktur dar, die gebraucht wird, um grünen Wasserstoff im großen Stil nutzen zu können.
Dass ein gut ausgebautes Wasserstoffnetz vorhanden sein muss, wurde erneut durch die Vorstellung der Kraftwerkstrategie der Bundesregierung im Februar dieses Jahres deutlich. Um den zukünftigen Energiebedarf zu decken, welcher sich auch dadurch erhöht, dass Stahl, Zement und andere energieintensive Produkte CO2-neutral hergestellt werden sollen, plant die Bundesregierung den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken. Diese sollen zunächst mit Erdgas betrieben und dann zwischen 2034 und 2040 auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Durch diese Kraftwerke soll die Stromversorgung auch in windarmen und sonnenarmen Phasen gewährleistet werden.
Es gibt aber noch weitere Bereiche, in denen grüner Wasserstoff nach Plänen der Bundesregierung zum Einsatz kommen soll. Beispielsweise im Verkehr fördert die Bundesregierung die Produktion von e-Fuels und Brennstoffzellen sowie den Ausbau von Wasserstoff-Tankstellen, was dabei hilft, den Verkehr in Deutschland klimaneutraler zu gestalten.
Auch im Bereich der Stahl- und Chemieindustrie fördert die Bundesregierung durch Programme wie „Carbon2Cem“ oder das „Kopernikus-Projekt P2X“ innovative Herangehensweisen, um die genannten Branchen mit Hilfe von grüner Wasserstofftechnologie klimaneutraler zu gestalten. Mit der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren zielt die Bundesregierung auf eine schnellere und effizientere Umsetzung ihrer formulierten Ziele ab.
Die Pläne der Bundesregierung sind ehrgeizig und zukunftsgerichtet. Sie plant die Umstellung auf eine klimaneutrale Energieversorgung Deutschlands und bezieht dabei grünen Wasserstoff als wichtigen Energieträger mit ein. Durch eine frühzeitige klimaneutrale Energieversorgung und die dafür erforderliche Infrastruktur könnte Deutschland gegenüber anderen Ländern, die an fossilen Energieträgern festhalten, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger werden. Es liegt nun an der Bundesregierung, die gesetzten Ziele auch einzuhalten und gerade KMU, welche einen wichtigen Teil der deutschen Wirtschaft darstellen, in den Prozess mit einzubinden.
Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand?"