KMU-freundliche Echtzeit-Berichterstattung
Real-time reporting schafft Vorteile für Unternehmerinnen und Unternehmer.
Mehrwertsteuerbetrug verhindern - Die Echtzeit-Berichterstattung für eine unkomplizierte und schnelle Mehrwertsteuerabrechnung ist weltweit auf der Überholspur. Gastautor Sascha Jafari ist überzeugt: Es stellt sich nicht länger die Frage ob, sondern wann und wie die Systeme umgesetzt werden.
Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten suchen nach wirksamen Maßnahmen, um die Mehrwertsteuerlücke zu bekämpfen und Einnahmen zu generieren, um die europäische Wirtschaft aus der Corona-Rezession zu führen. Die Echtzeit-Berichterstattung von Umsätzen (so-genanntes “real-time reporting”) wird hierbei zum neuen Standard. Sie verpflichtet Unternehmen, Rechnungsdaten in Echtzeit oder Nahe-Echtzeit an Steuerbehörden zu senden, damit diese Einblick in tatsächliche Geschäftstätigkeiten erhalten, (automatisierte) Prüfungen vornehmen und Betrug schneller entdecken können. Die Mehrwertsteuerlücke innerhalb der EU erreichte 2018 €140 Mrd. Aller Voraussicht nach wird sie durch die aktuelle Pandemie auf €164 Mrd. steigen. Der Mehrwertsteuerbetrug wird auf €50 Mrd. in der EU geschätzt.
Die Mehrwertsteuerlücke→ Die Differenz zwischen den erwarteten und tatsächlichen Mehrwertsteuereinnahmen aufgrund von Steuerbetrug, -hinterziehung, -umgehung sowie Insolvenz, Zahlungsunfähigkeit und Fehlberechnungen |
Betrug und die Nichteinhaltung von Steuerverpflichtungen schmälern nicht nur die Staatseinnahmen, sondern benachteiligen auch steuerehrliche Unternehmen und deren Wettbewerbsfähigkeit. Mit der Echtzeit-Berichterstattung geht es darum, Betrug wirksam zu bekämpfen, die Steuerkonformität von Unternehmen zu erhöhen und dadurch ein faires Klima zu schaffen, dass Wettbewerbsfähigkeit und Steuergerechtigkeit fördert. Die Mehrwertsteuerlücke kann national bekämpft werden. Italien, Spanien und Ungarn haben dafür bereits ein real-time reporting System und Frankreich und Polen entwickeln es momentan mit geplantem Inkrafttreten ab 2023. Die Europäische Kommission wird 2022 einen Gesetzentwurf zur Echtzeit-Berichterstattung innergemeinschaftlicher Transaktionen vorlegen und plant dabei auch die Mechanismen, die auf inländische Umsätze angewandt werden, zu straffen. Deutschland darf den Anschluss nicht verpassen. In Deutschland haben deshalb Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und die FDP per Anfrage die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Arbeit an einem real-time reporting System aufzunehmen. Im Oktober 2020 tat dies auch der Bundesrechnungshof in einem prägnanten Bericht, in dem er schnellstens die Einführung eines real-time reporting Systems basierend auf modernsten Technologien empfahl.
Implementierungsdetails sind wichtig
Es wird daher immer wichtiger, sich mit den Implementierungsdetails auseinanderzusetzen. Regierungen sollten vier grundlegende Prinzipien bei der Gestaltung von real-time reporting Systemen beachten, damit diese Betrug wirksam bekämpfen und gleichzeitig wichtige Vorteile für Unternehmen garantieren.
1) Datenschutz
Wir glauben, dass Preisinformationen jederzeit vertraulich bleiben sollten, um negative Auswirkungen auf unternehmerische Geschäftstätigkeiten zu vermeiden. Implementierte Systeme speichern oft kolossale Datenmengen zentral und in Klartext ab, damit Steuerbehörden die Rechnungen für Mehrwertsteuerzwecke analysieren können. Dies macht die Systeme anfällig für potentielle externe Cyberangriffe oder interne Betrugsfälle, was besonders gefährlich bei sensiblen Rechnungsdaten ist.
Hier können moderne Technologien helfen. Durch den Einsatz neuester Verschlüsselungsmethoden können Steuerbehörden die Mehrwertsteuerlücke schließen, ohne tatsächliche Rechnungsdaten zu sammeln. Verschlüsselte Fingerabdrücke von Rechnungen erlauben es, automatisierte Prüfungen durchzuführen, ohne dass Unternehmen die Kontrolle über ihre vertraulichen Preisinformationen verlieren. Dies minimiert das Risiko von Datenlecks und gewährt die Vertraulichkeit der Steuerzahler. Erfahren Sie mehr dazu!
2) Geringer Verwaltungsaufwand
Real-time reporting ermöglicht es, Mehrwertsteuererklärungen vorab auszufüllen, was die Steuerkonformität von Unternehmen erhöht und nachweislich Rückerstattungen verschnellert. Chile hat bereits seit 2017 ein System, welches vorab ausgefüllte Mehrwertsteuererklärungen ermöglicht und dadurch den Prozess für Unternehmen um 60% verschnellert. Besonders kleine Unternehmen und Unternehmer profitieren hiervon.
Wenn real-time reporting mit der elektronischen Rechnungsstellung (sogenanntes “e-invoicing”) verknüpft wird, kann es weitere Vorteile für Unternehmen haben, da Prozesse vollends automatisiert werden können. Dies treibt aber auch die Implementierungskosten in die Höhe, sodass sorgfältig abgewogen werden sollte, ob wirklich beides gleichzeitig implementiert werden muss.
E-invoicing, also der Austausch von Rechnungen in einem computerlesbaren Format (ZUGFeRD in Deutschland) ist EU-weit bereits verpflichtend für alle öffentlichen Aufträge. Manche EU Mitgliedstaaten (z.B. Italien) haben das e-invoicing auf B2B Aufträge ausgeweitet, als sie ihr real-time reporting System eingeführt haben. Real-time reporting muss aber nicht zusammen mit B2B e-invoicing eingeführt werden, wie das Beispiel Ungarns zeigt. Real-time reporting unterstützt also beide Implementierungsmöglichkeiten.
3) Ungestörter Informationsfluss
Steuerbehörden sollten sicherstellen, dass das real-time reporting System so wenig wie möglich in die Unternehmensprozesse eingreift und den Lauf der Rechnungen nicht verändert.
Oft wird das Central Clearance Verfahren als Paradebeispiel der real-time reporting Systeme genannt. Dieses greift allerdings enorm in den Rechnungsverlauf ein: Unternehmen senden ihre Rechnungen nun an die Steuerbehörden, die die Rechnungen erst prüfen, sodass sie erst danach an die Rechnungsempfänger weitergeleitet werden können. Dies ist nicht nur teuer für Unternehmen, da sie ihre Prozesse anpassen müssen, sondern birgt auch die Gefahr, dass keine Rechnungen mehr versendet werden können, wenn es zu einem technischen Problem oder Angriff bei der Steuerbehörde kommen sollte.
Moderne Technologien benötigen keine Central Clearance. Unternehmen können nach wie vor ihre Rechnungen direkt an die Empfänger senden, während gleichzeitig ein verschlüsselter Fingerabdruck an die Steuerbehörden versendet und die Rechnung verifiziert werden kann.
4) Neue Geschäftsmöglichkeiten
Das Registrieren von Rechnungen garantiert die Authentizität und Integrität aller Rechnungen. Dies birgt weitere Vorteile für Unternehmen, da registrierte Daten für andere Zwecke wie die Automatisierung von Prüfverfahren, die Anfrage von Darlehen oder die Kommunikation mit Investoren verwendet werden können.
Summitto entwickelt Software, die es Steuerbehörden ermöglicht, real-time reporting sicher und unternehmensfreundlich einzuführen. Wir arbeiten eng mit dem niederländischen Finanzministerium und der Europäischen Kommission zusammen und haben anderen EU-Mitgliedstaaten und internationalen Organisationen unsere Lösung präsentiert. Wir waren Hauptredner der Konferenz “VAT in the Digital Age” von der Europäischen Kommission und veröffentlichen regelmäßig Artikel in führenden Magazinen, wie z.B. IBFDs IVM, Kluwer International Tax Blog. Unser Ansatz wurde von einer unabhängigen Expertin als bevorzugte Lösung dem Europäischen Parlament präsentiert: Hier können weitere Details abgerufen werden. Für weitere Informationen hilft das Team von summitto gerne weiter.
Der DMB übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereit gestellten Informationen. Insbesondere sind die Informationen allgemeiner Art und stellen keine Steuer- oder Rechtsberatung dar. Sie können eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Der DMB weist explizit darauf hin, dass Unternehmen bei Implementierung der Tipps Rücksprache mit ihren Steuerberatern halten sollten.