Wieviel ist mein Unternehmen wert?

Immer mehr Unternehmen lösen die Nachfolge nicht innerfamiliär, sondern durch einen Verkauf. Viele davon sind Kleinst- und Kleinunternehmen und benötigen sowohl auf Verkäufer- als auf Käuferseite Unterstützung bei der Preisfindung. Eine fundierte Unternehmensbewertung ist nahezu unerlässlich, denn sie gibt einerseits eine realistische Einschätzung eines Kaufpreises und liefert darüber hinaus auch überzeugende Argumente für die Verhandlungen. Hierbei bietet der KMUrechner wertvolle Unterstützung.

Der Unternehmenswert wird in der Regel nach den Fragen bestimmt: „Was kann ein Käufer absehbar mit dem Unternehmen verdienen und welche Renditechancen hat er?“ Diese Fragen lassen sich mit dem Ertragswertverfahren beantworten.

Unternehmensbewertung und nachhaltiger Ertrag

Dafür sind in einem ersten Schritt das Geschäftsmodell des Unternehmens zu beschreiben und wesentliche Charakteristika, die auch für die Zukunft entscheidend sind, herauszuarbeiten. Auf dieser Basis ist festzulegen, welche zukünftigen Gewinne des Unternehmens dem (potenziellen) Käufer auch zufließen werden. Hierfür ist eine Planungsrechnung unabdingbar, idealerweise durch den Käufer, den Verkäufer und kompetente Berater gemeinsam. Wichtige Fragen dabei sind u.a.: Wie wirkt sich die Abhängigkeit vom bisherigen Inhaber auf die Ertragskraft des Unternehmens aus? Welche Faktoren verändern sich wie im Unternehmen, wenn der Käufer eintritt?

Darüber hinaus müssen die Betriebsergebnisse der Vergangenheit gegebenenfalls um außergewöhnliche Aufwendungen und Erträge korrigiert werden. Dazu zählen z.B. neben dem kalkulatorischen Geschäftsführergehalt in einem Einzelunternehmen auch alle Ertrags- und Aufwandspositionen, die nicht dem operativen Geschäft zuzurechnen sind. Der so ermittelte nachhaltige Ertrag gibt einen guten Eindruck, welches Betriebsergebnis ein Unternehmen auch langfristig erzielen kann.  

Unternehmensbewertung und der Zinssatz

Im nächsten Schritt werden die nachhaltigen Erträge mit einem für das Unternehmen individuell ermittelten Zinssatz auf den Bewertungsstichtag abgezinst. Dieser Zinssatz bemisst sich nach dem Risiko des Unternehmens im Vergleich zu anderen Kapitalanlagen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen spielen betriebsspezifische Risikofaktoren eine besondere Rolle. Das können unternehmensinternen Risiken (z. B. eine hohe Abhängigkeit vom Inhaber) und unternehmensexterne Risiken (z. B. die Branchenentwicklung) sein. Je niedriger das Risiko anzusetzen ist, desto niedriger fällt der entsprechende Zinssatz aus und desto höher ist der Unternehmenswert.

Die plausible Herleitung des Zinssatzes ist besonders wichtig: Ein einziger Prozentpunkt Unterschied im Zinssatz kann zu immensen Wertunterschieden führen. Oft wird um jeden Euro Gewinn in der Planungsrechnung gerungen, der Zinssatz jedoch ohne ihn zu hinterfragen aus veröffentlichten Verkaufsstatistiken (sog. Multiples) übernommen, obwohl diese die individuellen Risiken (und Chancen) eines Unternehmens nicht berücksichtigen und darüber hinaus mitunter große Bandbreiten auch innerhalb einer Branche aufweisen.

Allerdings ist auch nicht das betriebswirtschaftlich komplexeste Verfahren für die Praxis optimal, sondern das, was alle Parteien – Erwerber, Veräußerer und Finanzierungspartner – logisch und argumentativ nachvollziehen und akzeptieren können.

Unternehmensbewertung mit dem KMUrechner

Mit dieser Zielsetzung wurde mit dem KMUrechner an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ein unabhängiges, wissenschaftlich fundiertes und einfach zu bedienendes Online-Tool entwickelt, das Bewertung erklärt und individuelle Unternehmenswerte errechnet. Neben der inhaltlichen Validität des Bewertungsergebnisses vermittelt das Tool Wissen zur betriebswirtschaftlich „richtigen“ Unternehmensbewertung. Verständliche Erklärungen unterstützen mit diversen Beispielen und einem eigenen Glossar auch kaufmännisch ungeübte User bei allen Schritten. Neben dem eigentlichen Kernmodul zur Bewertung, dem Ertragswert, gibt es ergänzende Informationen für bestimmte Nutzergruppen wie das Finanzierungsmodul für potenzielle Käufer und individuelle Kaufpreisindikatoren für potentielle Verkäufer.

Fazit

Ein wichtiger Baustein eines professionellen Unternehmensverkaufs ist eine fundierte Unternehmensbewertung. Nicht selten klaffen hier jedoch Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Der Wunsch, den eigenen Lebensunterhalt zu optimieren, steht bei Verkäufern meist ganz oben – bei Interessenten steht der möglichst günstige Preis im Vordergrund, um Spielraum für notwendige Investitionen oder strukturelle Änderungen zu behalten. Und Unternehmensbewertungen erfordern Spezialwissen und sind oftmals ohne kaufmännisches Know-how kaum verständlich. Mit dem KMUrechner steht kleinen und mittleren Unternehmen ein Tool zur Verfügung, mit dem Unternehmensbewertungen einfach online erstellt werden können.

Der KMUrechner ist für DMB-Mitglieder in der Vollversion kostenfrei zugänglich. Es werden keine persönlichen Daten abgefragt, alle Eingaben sind anonym. Schon mit wenigen Angaben bekommt der Nutzer ein erstes Ergebnis. Je detaillierter die Eingaben, desto genauer wird der Wert berechnet.

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand?"