14.01.2021Studie

Mittelstand als Stabilitätsanker in der Krise?

Der deutsche Mittelstand wird häufig als Stabilitätsanker in der Krise bezeichnet.

Eine weit verbreitete Annahme besteht darin, mittelständische Unternehmen hätten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft maßgeblich zur Überwindung der Folgen der letzten Wirtschafts- und Finanzkrise beigetragen. Eine neue Studie liefert erstmals empirische Belege hinsichtlich der Krisenresistenz des deutschen Mittelstands.
 

Der deutsche Mittelstand wird häufig als Stabilitätsanker in der Krise bezeichnet. Dieser Aussage liegt die Annahme zu Grunde, dass das Modell des deutschen Mittelstandes im internationalen Vergleich resistenter gegenüber Krisen ist. Darin liege eine der Ursachen für die vergleichsweise schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft von der globalen Rezession im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009. Umso erstaunlicher ist, dass es bisher keine empirische Evidenz für diese Annahme gab.
 

Mittelständische Unternehmen während der Rezession 2009

Mit dem Diskussionspapier „Is the German Mittelstand More Resistant to Crises? Empirical Evidence from the Great Recession“ liefern die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Michael Berlemann (Universität der Bundeswehr Hamburg), Dr. Vera Jahn (Ruhr-Universität Bochum) und Dr. Robert Lehmann (ifo Institut) erstmals belastbare empirische Ergebnisse hinsichtlich der wirtschaftlichen Performance von mittelständischen Unternehmen während der Rezession im Jahr 2009. Wie der Titel bereits vermuten lässt, besteht das forschungsleitende Interesse der Arbeit darin, zu klären, ob mittelständische Unternehmen wirtschaftlich besser durch die Krise gekommen sind als Unternehmen, die nicht dem Mittelstand angehören. Die Studie stützt sich dabei auf die Paneldaten der monatlich durchgeführten Unternehmensbefragung des ifo Instituts. Das repräsentative Panel umfasst 9.000 Firmenmeldungen aus ganz Deutschland. Die Untersuchung erstreckt sich auf den Zeitraum von Januar 2006 bis März 2009.

Zu Beginn der Untersuchung stand das Forscherteam vor dem Problem, dass bisher keine einheitliche, rechtliche und wissenschaftlich allgemein geteilte Definition des Begriffs “Mittelstand” gebräuchlich ist. Die Autoren der Studie definieren den “Mittelstand” als inhabergeführte kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Um als solche zu gelten, müssen die Firmen unter 500 Angestellte aufweisen und über maximal 4 Geschäftsführer verfügen, von denen mindestens einer Anteile am Unternehmen besitzt. Basierend auf diesen drei Kriterien wird zwischen mittelständischen Unternehmen, nicht inhabergeführten KMU, inhabergeführten Großfirmen und nicht inhabergeführten Großfirmen unterschieden.
 

Aufschwung gelingt nur mit einem starken Mittelstand

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit stützen die Hypothese, dass der Mittelstand in Krisen als Stabilitätsanker fungiert. Die Forscher zeigen, das mittelständische Unternehmen über die gesamte Krise hinweg besser performten als Unternehmen, die nach der verwendeten Definition nicht zum Mittelstand gezählt werden. Ferner belegen die Ergebnisse, dass inhabergeführte KMU durchgehend signifikant besser in der Krise performen als nicht inhabergeführte KMU, inhabergeführte Großunternehmen und nicht inhabergeführte Großunternehmen. Auf Grundlage dessen gehen die Autoren davon aus, dass die Kombination aus Unternehmensgröße und Inhaberschaft die Ursache für die vergleichsweise höhere Krisenresistenz bilden. Das belegt die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft und zeigt: Auf den Mittelstand ist Verlass.

Die Corona-Krise ist in einer anderen Dimension zu verordnen als die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009. Nach Meinung des DMB kann der Aufschwung nur mit einem starken und entfesselten Mittelstand gelingen.

 

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