13.06.2024Fachbeitrag

Wertorientierte Unternehmenssteuerung

Das WEST-Konzept stellt als konkrete Zielsetzung den Unternehmenswert in den Vordergrund und versucht, diesen Unternehmenswert zu steigern.

Mittelständische Unternehmen haben in der Regel eine langfristige Perspektive, investieren mit Augenmaß und schielen nicht auf kurzfristige Quartalsergebnisse. Insbesondere Familienunternehmen haben darüber hinaus das Ziel, der nächsten Generation ein Unternehmen zu übergeben, das solide aufgestellt ist für zukünftige Herausforderungen. Mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer sollten daher die strategische Ausrichtung auf die langfristige und nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts in das Zentrum aller Überlegungen rücken. Das WEST-Konzept unterstützt die Umsetzung dieses Gedankens.

 

Das WEST-Konzept – was ist das?

WEST steht für Wertorientierte Unternehmenssteuerung. Das WEST-Konzept stellt als konkrete Zielsetzung den (ökonomischen) Unternehmenswert in den Vordergrund und versucht, diesen Unternehmenswert zu steigern. Vereinfacht gesprochen: wenn es gelingt, die Gewinne nachhaltig zu erhöhen und/oder oder die unternehmensspezifischen Risiken zu senken, erhöht sich langfristig der Wert des Unternehmens für die Inhaber. Das WEST-Konzept legt daher den Fokus auf die Steigerung des Unternehmensgewinns und die Reduzierung der Unternehmensrisiken. Das WEST-Konzept ist also eine Wertorientierte Unternehmenssteuerung. Andere Steuerungsmöglichkeiten wie bspw. kostenorientierte Steuerungen zielen darauf ab, die Kosten zu minimieren, während kundenorientierte Steuerungen den Fokus auf die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung legen.

Das WEST-Konzept – für wen?

Das WEST-Konzept basiert auf der sog. Wertorientierte Unternehmensführung, die ihre Ursprünge in dem 1986 veröffentlichten Buch Creating Shareholder Value von Alfred Rappaport hat. Das WEST-Konzept ist ganz besonders geeignet für langfristig orientierte mittelständische Familienunternehmen und KMU und soll dazu beitragen, Kapital gezielter und effizienter für langfristige Wachstumschancen einzusetzen. Zudem kann es als Frühwarnsystem wie ein Gesundheitscheck dazu dienen, Abweichungen von unternehmerischen Zielvorgaben frühzeitig zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern. Auch Mitarbeiter, die nach dem WEST-Konzept zu beteiligen sind, fühlen sich stärker motiviert, da sie einen aktiven Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten können.

Das WEST-Konzept – wie geht das?

Zunächst müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Die Inhaber müssen das WEST-Konzept verstehen und fördern, damit die Einführung gelingen kann. Widerstand oder mangelnde Akzeptanz der Mitarbeiter und Führungskräfte führen zum Scheitern, daher sind entsprechende Schulungen zu empfehlen. Außerdem werden zusätzliche Ressourcen benötigt, insbesondere in Bezug auf die IT-Infrastruktur. Kennzahlensysteme spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Grundlage für fundierte Entscheidungen verbessern. Natürlich darf das nicht dazu führen, dass das Unternehmen zu stark auf Kennzahlen fokussiert und damit unflexibel wird, um auf Marktveränderungen, unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen oder politische Veränderungen angemessen zu reagieren.

Strategisch

Im zweiten Schritt erfordert das WEST-Konzept ist eine langfristige Strategie, die auf die Steigerung des Unternehmenswerts ausgerichtet ist. Familienunternehmen und KMU haben zwar oft eine langfristige Perspektive und sind in der Regel nicht an kurzfristigen Gewinnen orientiert wie kapitalmarktnotierte Unternehmen. Eine klar formulierte Unternehmensstrategie, aus der Ziele und Maßnahmen konsequent abgeleitet werden, findet man im Mittelstand jedoch eher selten. Zu häufig geht das Tagesgeschäft vor und es bleibt kein Raum für strategische Überlegungen. Mittelständler sollten sich aufgrund dieser Ressourcenknappheit auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und mit ihrer strategischen Ausrichtung diese Stärken optimal nutzen.

Operativ

Im dritten Schritt muss das Finanz- und Rechnungswesen die notwendigen Informationen liefern, um das WEST-Konzept zu realisieren. Finanzielle Kennzahlen wie der Return on Investment (ROI) oder der Cashflow helfen dabei, den Erfolg von Investitionsentscheidungen zu messen und zu bewerten. Eine Ertrags- und Finanzplanung stellt sicher, dass das Unternehmen auf Kurs ist, um seine finanziellen Ziele zu erreichen oder frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergreifen kann. Durch eine genaue Kostenanalyse können Einsparungspotenziale identifiziert und Optimierungsmaßnahmen ergriffen werden.

Doch auch qualitative (operative) Kennzahlen gehören zu einer wertorientierten Unternehmenssteuerung unbedingt dazu, da sie als Frühindikatoren wichtige Steuerungsmechanismen darstellen. Dabei kann z.B. eine Balanced Scorecard helfen. KMU sind in der Regel agiler und flexibler als große Unternehmen. Dies ermöglicht es ihnen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Diese Stärke können sie im Rahmen des WEST-Konzeptes zielgerichtet ausnutzen.

Schließlich ist eine gezielte Steuerung von Risiken elementarer Bestandteil des WEST-Konzepts. Mittelständler sind zwar tendenziell risikoavers, gehen aber mangels systematischem Risikomanagement faktisch oft höhere Risiken ein als große Unternehmen. Sie profitieren von einer wertorientierten Unternehmenssteuerung, in deren Rahmen sie ihre Risiken systematisch erfassen und bewerten, um negative Auswirkungen auf den Unternehmenswert zu minimieren.

Das WEST-Konzept – einfach machen!

Gelingt es Mittelständlern, das WEST-Konzept umzusetzen, passt dieses Steuerungsmodell sehr gut zu den typischen Zielen mittelständischer Unternehmen: eine langfristige Orientierung an übergeordneten Werten und Zielen und eine eher risikobewusste Ausrichtung der Ertragsziele (kein Wachsen um jeden Preis). Das WEST-Konzept sorgt für eine bessere Abstimmung der Unternehmensanforderungen mit den Bedürfnissen der Stakeholder wie Kunden, Lieferanten und der Unternehmerfamilie. Es kann auch Konflikte innerhalb des Unternehmens bzw. zwischen Unternehmen und Gesellschaftern aufdecken, wenn unterschiedliche Ziele und Interessen verfolgt werden. Und es sichert die Zukunft des Unternehmens, da es zielgerichtet auf die Steigerung des Unternehmenswertes ausgerichtet ist. Im Kontext einer Unternehmensnachfolge kann so auch gezielt die „Übergabereife“ eines Familienunternehmens analysiert und abgesichert werden.

Mit dem KMUrechner lassen sich die Grundlagen für Das WEST-Konzept erarbeiten und erste Konsequenzen ableiten. Mit einer regelmäßigen Unternehmensbewertung und mittelstandspezifischen Risikoanalysen können Sie die Ergebnisse und den Fortschritt auf einfache Weise konsequent nachverfolgen.

 

Der KMUrechner ist für DMB-Mitglieder in der Vollversion kostenfrei zugänglich. Es werden keine persönlichen Daten abgefragt, alle Eingaben sind anonym. Schon mit wenigen Angaben bekommt der Nutzer ein erstes Ergebnis. Je detaillierter die Eingaben, desto genauer wird der Wert berechnet.

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand?"

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