22.10.2020Praxistipp

Die KMU-Führungskolumne Teil XIX: Manipulation

Manipulation kann durch Zwang oder durch Verführung erfolgen.

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Der am weitesten verbreitete Klassiker als Mittel der Manipulation ist der Zwang, der mit dem Gefühl der Angst des Manipulierten spielt. Hierbei lautet das Versprechen: Funktioniere, dann bleibst du ungeschoren. Bei dieser Form der Manipulation geht es z.B. um die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren und sie fällt bei Menschen mit mangelndem Selbstvertrauen auf besonders fruchtbaren Boden. Einschüchterung des Mitarbeiters ist die beabsichtigte Wirkung des Manipulators, um seine persönlichen Vorteile beim und durch den Mitarbeiter umzusetzen. Eine Verminderung der Willensfreiheit des Mitarbeiters oder die Kontrolle des Opfers seitens des Vorgesetzten ist im negativen Sinne eine Manipulation.

 

Bedeutung / Definition:

Die Manipulation ist eine Form der Beeinflussung anderer Menschen zum Vorteil des Manipulators und erfolgt in der Regel durch Verführung und/oder Zwang.
 

Wie werden Menschen manipuliert?

In der Methodik können zwei Verhaltensweisen unterschieden werden:


Zwang                                                                   

Slogan: Tue was ich sage                            

Versprechen: Funktioniere, dann bleibst Du ungeschoren                                           

Mitarbeiterrolle: Sklave                                                                 

Voraussetzung: Kontrolle von Ergebnissen, Macht          

Gefahren: Laufen die Mitarbeiter weg, bricht das Team auseinander


Verführung

Slogan: Tue, was ich sage, und zwar gern

Versprechen: Sei mein, dann bist du großartig

Mitarbeiterrolle: Anhänger

Voraussetzung: Identifikationsobjekt

Gefahren: Realitätsverlust


Ein Mitarbeiter wird dann manipuliert, wenn er durch Zwang oder Verführung zur Leistung angespornt wird. Dabei werden seine eigenen Bedürfnisse übergangen und sobald der Mitarbeiter die Manipulation realisiert, wird er sich betrogen vorkommen. Oft spielt dabei eine gefühlsmäßige Bindung zur Person des Vorgesetzten eine Rolle, die den Mitarbeiter zum Anhänger werden lässt. So wird das Diktat des Manipulators mit Begeisterung umgesetzt, ohne die eigenen Handlungen zu reflektieren und anstelle einer Identifikation mit der Aufgabe findet eine Identifikation mit der Person des Vorgesetzten statt. Bei dieser Form der Manipulation bedient sich schon mal eine Führungskraft des Mittels Liebesentzug, um beispielsweise einen Abweichler wieder auf Kurs zu bringen.


Praxistipp:

Manipulation durch Zwang fühlt sich bereits zu Beginn schlecht an, wogegen Manipulation durch Verführung auch gute Gefühle hervorrufen kann. Je perfider das Spinnennetz geflochten ist, desto schwerwiegender können die gesundheitlichen Spätfolgen sein. Bevor sie sich beispielsweise ein T-Shirt mit der Aufschrift Lieber tot als Zweiter überstreifen, denken sie über Alternativen nach. Seien sie auf der Hut!


Risiken und Nebenwirkungen:

In einer Organisation mit dem Führungsstil Management by Objektives bietet sich Manipulation durch Zwang geradezu an, weil durch häufige Kontrollen der Zielkongruenz ein Zwang beim Mitarbeiter und auch bei der Führungskraft ausgelöst werden kann, je nach Umgang mit dem Thema seitens der Geschäftsleitung. Sie wissen ja, der Fisch stinkt immer am Kopf…


No-Gos:

Der bewusste Einsatz von Manipulation durch Zwang oder Verführung durch eine Führungskraft zeigt deren Führungsschwäche, unabhängig davon, ob er selbst nur Täter oder auch Opfer ist. Hierfür gibt es keine Legitimation!

Jeder Mensch manipuliert seine Mitmenschen und wird von seinen Mitmenschen manipuliert. Das gilt für den Privatbereich wie auch in der Arbeitswelt. Oft werden zwischen zwei Menschen oder auch in einer Gruppe (Familie) unbewusst Automatismen angelegt, die dem Grunde nach den Charakter einer Manipulation in sich tragen. Also, heute schon manipuliert?
 

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