21.01.2025Interview

"In vielen Bereichen musste ich lernen, loszulassen"

Im Interview spricht Christoph Schwind, der Gründer der B2B-Hotelbuchungsplattform Meetingmasters, über den Übergang von der ersten zur zweiten Generation. Sein Sohn Alex hat das Unternehmen mit seiner Expertise in Datenanalyse und IT-Management entscheidend geprägt. Vom anfänglichen Ringen zwischen Vater und Sohn bis hin zu einer immer enger werdenden Zusammenarbeit gibt der Gründer spannende Einblicke in den Übergabeprozess. Auch Tochter Elena, die im Vertrieb und Finanzmanagement großes Potenzial zeigt, könnte in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen. Ein Gespräch über Familienunternehmen, Verantwortung und den Generationenwechsel.

DMB: Christoph, wie kam dein Sohn, Alex, zu Meetingmasters?

Christoph Schwind: Das ist eine spannende Geschichte. Alex kam eigentlich nicht direkt aus der IT-Welt. Er hat Wirtschaftswissenschaften in Leipzig studiert, und dort nach dem Studium im Bereich Datenanalyse gearbeitet, zunächst für einem Bio-Supermarkt. Dort hat er sich mit der Analyse von Warenkörben und Einkaufsprozessen beschäftigt – sehr datengetrieben. Er hat sehr viel über Prozesse und Effizienz gelernt, und diese Erfahrung war natürlich auch für uns später sehr hilfreich. Ende 2021 habe ich dann zu ihm gesagt, dass ich jemanden für die IT von Meetingmasters suche und ihn gerne einstellen würde. Er hat kurz überlegt und dann gesagt, ich machs´s und ziehe nach Köln, wo wir neben Trier unser zweites Büro haben.

DMB: Du wusstest also schon zu Beginn, dass Alex großes Potenzial für die Datenanalyse mitbringt?

Christoph Schwind: Ja, definitiv. Als ich sah, wie er in Leipzig mit Daten gearbeitet hat, wurde mir klar, dass er das richtige Rüstzeug mitbringt, um hier bei uns weiterzumachen. Wir hatten damals viele Datenschätze in unserem System, aber keinen, der wusste, wie man sie effektiv nutzt. Die Daten waren über Jahre hinweg gewachsen, aber sie wurden nicht wirklich analysiert. Als ich Alex dann gefragt habe, ob er sich vorstellen könnte, bei Meetingmasters einzusteigen, wusste ich, dass er eine wertvolle Ergänzung für uns wäre.

DMB: Wie war es für dich, deinen Sohn in diese Rolle zu holen? Das bedeutet ja auch, Verantwortung abzugeben.

Christoph Schwind: Das war sicherlich ein bedeutsamer Schritt. Ich hatte mich über viele Jahre hinweg als die treibende Kraft im Unternehmen gesehen. Ich war es gewohnt, alles selbst zu entscheiden und zu steuern. Aber ich wusste, dass ich irgendwann loslassen muss – vor allem, um das Unternehmen in die nächste Generation zu führen. Als Alex dann die Verantwortung für die IT übernommen hat, war das eine Erleichterung, weil er vieles strukturiert und optimiert hat. Er hat das Team organisiert und die Prozesse effizienter gemacht, aber gleichzeitig hat es mir auch gezeigt, wie viel ich loslassen muss.

DMB: Klingt nach einer sehr positiven Entwicklung. Aber wie war es für dich, diesen Schritt zu gehen und zu sehen, dass er vieles anders macht als du?

Christoph Schwind: Es war nicht immer einfach. Aber je mehr ich beobachtete, wie Alex die IT transformierte, desto mehr wurde mir klar, dass er die richtigen Ansätze hatte. Er hat neue Perspektiven eingebracht, die ich aus meiner Erfahrung heraus nicht mehr sehen konnte. Es war ein Ringen zwischen den Generationen, und in vielen Bereichen musste ich lernen, loszulassen und seine Ideen zu akzeptieren. Es gab Momente, in denen ich dachte, dass seine Ansätze nicht funktionieren würden – aber ich musste erkennen, dass er oft den richtigen Weg fand.

 

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DMB: Also habt ihr viel miteinander gerungen, um den richtigen Weg zu finden?

Christoph Schwind: Ja, genau. Alex bringt viele neue Ideen und Ansätze mit, aber er muss auch lernen, dass nicht alles, was er sich vorstellt, sofort umsetzbar ist. Die Wahrheit liegt oft irgendwo in der Mitte. Ich habe ihm gezeigt, warum ich bestimmte Dinge so mache, wie ich sie mache, und er hat auch von meinen Erfahrungen profitiert. Aber es gibt auch Momente, in denen die Dinge sich geändert haben, und er hatte recht, dass etwas möglich ist, was vor Jahren noch nicht funktioniert hätte. Es war eine Kombination aus frischem Wissen und jahrelanger Erfahrung – das ist ein ständiger Lernprozess für uns beide.

 

DMB: Das klingt nach einer echten Partnerschaft im Unternehmen. Aber was bedeutet das für die Zukunft von Meetingmasters? Ist das Ziel, die Firma irgendwann an Alex zu übergeben?

Christoph Schwind: Ja, definitiv. Das ist der Plan. Ich habe Alex von Anfang an gesagt, dass er das Unternehmen eines Tages übernehmen soll. Aber wir sind noch nicht so weit. Ich denke, er braucht noch ein bisschen, um noch mehr Erfahrung zu sammeln, vor allem in Bereichen wie Vertrieb und Marketing. Aber er hat sich voll und ganz committed, und ich sehe, wie er immer weiter in die Verantwortung hineinwächst. Wir haben uns auch bereits darüber unterhalten, wie der Übergang aussehen könnte, und es gibt schon erste Ideen, wie er die Führung übernehmen kann.

DMB: Es klingt, als ob du ihm die nötige Zeit geben möchtest, sich zu entwickeln und in die Rolle hineinzuwachsen.

Christoph Schwind: Genau. Es ist ein langsamer Prozess, aber ein notwendiger. Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit und Energie investiert, um das Unternehmen aufzubauen, und es ist mir wichtig, dass der Übergang gut funktioniert. Es gibt aber auch noch viele Fragen zu klären – vor allem, wie wir den Vertrieb und das Marketing in Zukunft aufstellen. Ich denke, Alex wird in Zukunft mehr Verantwortung in diesen Bereichen übernehmen, aber er ist noch nicht ganz da, dass er alles alleine stemmen kann. Vielleicht braucht es noch einen strategischen Partner, einen Vertriebsleiter, der ihm dabei hilft.

DMB: Und was ist mit deiner Tochter, Elena? Sie spielt offenbar auch eine Rolle im Unternehmen.

Christoph Schwind: Elena ist ein interessanter Fall. Sie ist 18 und etwas strukturierter als Alex. Während er eher der kreative Kopf ist, hat sie ein sehr gutes Gespür für Zahlen und ist sehr umsetzungsorientiert. Sie ist weniger der Typ, der große Risiken eingeht, sondern sie hat den Blick für die Details und für das, was wirklich funktioniert. Sie wird in Zukunft sicher eine wichtige Rolle spielen, vor allem im Vertrieb und in der Budgetplanung. Momentan ist sie noch in der Ausbildung, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie in ein paar Jahren gemeinsam mit Alex die Führung übernimmt.

 

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