Lagebericht bei der Unternehmensnachfolge

Der Mittelstand steht bei der Unternehmensnachfolge vor großen Herausforderungen.
Der Mittelstand steht bei der Unternehmensnachfolge vor großen Herausforderungen. Das KfW-Nachfolgemonitoring 2024 zeigt auf, dass die demografische Entwicklung und ein mangelndes Interesse an Existenzgründungen die Nachfolgesituation zunehmend verschärfen. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse und Fakten aus der aktuellen Analyse.
Ein Viertel der Unternehmen erwägt Geschäftsaufgabe
Laut KfW ziehen bis Ende 2025 rund 231.000 mittelständische Unternehmen eine Geschäftsaufgabe in Betracht. Dies entspricht etwa sechs % aller kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland. Hauptgrund ist das hohe Alter der Inhaber: Mehr als die Hälfte der Unternehmensinhaber sind bereits 55 Jahre oder älter, und das Durchschnittsalter liegt bei über 54 Jahren. Besonders bemerkenswert ist, dass 39 % der Inhaber sogar 60 Jahre oder älter sind – ein Anteil, der deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.
Nachfolgewünsche vs. Stilllegungspläne
Demgegenüber planen rund 215.000 Unternehmen bis Ende 2025 eine Nachfolgeregelung. Allerdings ist nur etwas mehr als die Hälfte dieser Vorhaben erfolgversprechend. Rund 43.000 Unternehmen werden ihre Nachfolgepläne voraussichtlich nicht umsetzen können, oft wegen zu später Vorbereitung oder fehlender Nachfolger. Mittelfristig (bis 2028) stehen sich geplante Nachfolgen (532.000 Unternehmen) und mögliche Stilllegungen (310.000 Unternehmen) fast gleich gegenüber. Diese Balance verdeutlicht den Druck auf den Mittelstand, geeignete Lösungen für den Generationenwechsel zu finden.
Keine positiven Aussichten beim Planungsstand
Im Jahr 2024 hat sich der Planungsstand bei Unternehmensnachfolgen im Vergleich zu 2023 deutlich verschlechtert. Nur 26 % der nachfolgeplanenden Unternehmen haben einen Nachfolger gefunden, davon 14 % mit abgeschlossenen Verhandlungen und zwölf % in laufenden Gesprächen. Dies bedeutet einen Rückgang um sieben Prozentpunkte. Besonders betroffen sind kurzfristige Nachfolgen: Von den 215.000 Unternehmen mit Plänen innerhalb der nächsten zwei Jahre haben lediglich 28 % ihre Nachfolge geregelt, ein Rückgang um 13 Prozentpunkte. Weitere 27 % befinden sich in Verhandlungen, sodass insgesamt nur rund 118.000 Unternehmen realistische Chancen auf eine erfolgreiche Übergabe bis Ende 2025 haben.
Gleichzeitig steigt der Anteil der Unternehmen, die maximal zwei Jahre vor der geplanten Übergabe noch auf der Suche nach geeigneten Nachfolgern sind, von 13 % auf 24 % (etwa 52.000 Unternehmen). Rund 20 % der Unternehmen (ca. 43.000) werden ihre Nachfolgepläne voraussichtlich nicht mehr rechtzeitig umsetzen können, da sie entweder noch gar nicht in den Prozess eingestiegen sind oder sich lediglich in einer frühen Informationsphase befinden. Auch langfristige Nachfolgen (sechs bis zehn Jahre) zeigen Rückgänge im Vorbereitungsstand, was auf eine wachsende Unsicherheit und fehlende Zuversicht bei den Unternehmern hindeutet.
Hauptgründe für die Nachfolgekrise
- Demografischer Wandel: Die Babyboomer-Generation zieht sich zunehmend aus dem Erwerbsleben zurück, während nachrückende Gründerjahrgänge zahlenmäßig kleiner sind.
- Mangel an Nachfolgekandidaten: Nur wenige Interessenten möchten bestehende Unternehmensstrukturen übernehmen. Jährlich gibt es weniger als halb so viele Übernahmegründungen wie Unternehmen mit Nachfolgebedarf.
- Familieninterne Nachfolge: Das Interesse von Familienmitgliedern an einer Übernahme sinkt kontinuierlich – aktuell ist dies nur bei 51 % der Inhaber die bevorzugte Option.
Hürden bei der Unternehmensnachfolge
Die größte Herausforderung bleibt das Finden eines geeigneten Nachfolgers (73 % der Unternehmen nennen dies als Problem). Weitere Hürden sind:
- Einigung auf einen Kaufpreis (32 %)
- Rechtliche und steuerliche Komplexität (31 %)
- Bürokratischer Aufwand (30 %)
- Sicherstellung der Finanzierung durch den Nachfolger (19 %)
Was muss sich ändern?
Langfristig ist jedoch eine stärkere Förderung des Gründungsinteresses essenziell. Die KfW empfiehlt Maßnahmen wie:
- Vermittlung eines unternehmerischen Mindsets bereits in Schulen
- Bessere Berufsberatung mit Fokus auf Selbstständigkeit
Die Unternehmensnachfolge bleibt eine zentrale Herausforderung für den deutschen Mittelstand. Unternehmer sollten frühzeitig mit der Planung beginnen – mindestens drei Jahre vor dem gewünschten Übergabetermin –, um die Erfolgschancen zu maximieren, sollte jedoch noch früher mit der Planung begonnen werden. Gleichzeitig braucht es gesellschaftliche Impulse, um die Attraktivität von Unternehmertum zu steigern und die Nachfolgelücke zu schließen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer bedeutet dies: Jetzt handeln! Ob durch gezielte Vorbereitung oder Nutzung von Beratungsangeboten – eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge sichert nicht nur den Fortbestand des eigenen Lebenswerks, sondern stärkt auch die Wirtschaftskraft des Mittelstands insgesamt.