16.01.2023Fachbeitrag

Wachstumsorientierter Umgang mit Risiken und Krisen

Der Beitrag ist Teil der Themenserie "Wie können Unternehmen widerstandsfähiger werden?"

 

Reale Krisen und Risiken, die den Erfolg und schlussendlich auch die Überlebensfähigkeit von Unternehmen bedrohen, gehören zur unternehmerischen Realität unabänderlich dazu. Der dazu passende, wachstumsorientierte Umgang zeichnet die Unternehmen aus, die über Jahre und Jahrzehnte gesund und profitabel wachsen.

Erfolg bedeutet immer, dass es einem Unternehmen gelungen ist, sich so zu positionieren, dass Marktbedürfnisse, Marktteilnehmer, Marktbedingungen auf der einen Seite und Marktleistungen, Marke, Aufstellung und Handeln des Unternehmens auf der anderen Seite zueinander passen. Kunden und Unternehmen profitieren in einer solchen Situation voneinander. Alles verändert sich – auch Kunden, Marktbedingungen und Unternehmen. Es gilt diese funktionierende Symbiose immer wieder neu zu kalibrieren und zu finden.

Wenn diese grundlegenden Annahmen akzeptiert und in die eigenen strategischen Überlegungen einbezogen werden, ist viel gewonnen, denn die so geschärfte Aufmerksamkeit hilft dabei, Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen, sich nicht von der Überraschung lähmen zu lassen und angemessen zu reagieren. Eine gute Nachricht: Mit jeder erfolgreich und aktiv überwundenen Krise wachsen Selbstvertrauen, Fähigkeiten und die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens. Übung macht auch hier den Meister.

Bevor die positiven Seiten von Krisen und Risiken gewürdigt werden, starten wir bei Prinzipien und Erfolgsmustern, die sich lohnen ins Kalkül zu ziehen. Und zwar dann, wenn die Aufgabe eine Unternehmenskrise abzuwenden oder zu überwinden, unmittelbar bevorsteht. Wenn die Situation Antworten fordert, die nicht trivial und eindeutig sind. Der Extremfall ist der Turnaround, aber auch Vorstufen der realen, existenzbedrohenden Unternehmenskrise lassen sich mit den folgenden Überlegungen besser lösen:

 

Wachstum kommt von Weglassen. Auch was man unterlässt, entscheidet über den Erfolg.

Es gilt möglichen Impulsen zu widerstehen, sich im Lamento zu verlieren, in Aktionismus zu verfallen und kurzfristige Befriedigung in Schuldzuweisungen zu suchen. Wenn wir beobachten, dass ein Mensch auf einem vereisten See eingebrochen ist, hilft es nicht, zu lamentieren, dass man nicht auf Eisflächen gehen sollte. Es rettet niemanden aufgeregt umherzuirren und Beschwerden über die mangelhafte Absperrung des Sees auszusprechen. Regel Nummer eins in einer Krisensituation lautet: Ruhe bewahren, überlegen, konzentriert handeln, helfen und die Situation lösen.

 

Das Ziel eines Unternehmens ist und bleibt gesundes, profitables Wachstum, nicht „nur“ das blanke Überleben.

Verlassen wir das zuvor genannte Beispiel aus dem frostigen See und schwenken wir auf die unternehmerische Realität. Für einen wachstumsorientierten Umgang mit Risiken und Krisen müssen zwei Perspektiven erwogen und in bestmögliche Übereinstimmung gebracht werden. Im Turnaround – dem Extremfall – lauten diese: Erstens „Überleben“. Was ist nötig, um das Überleben kurzfristig zu sichern? Dies sind kurzfristig wirksame Maßnahmen, die die Leistungserstellung sichern und direkte Wirkung auf Umsatz und/oder Kosten haben. Wichtig ist es hierbei, klare Meilensteine und Erfolgsmessgrößen zu bestimmen, die zeigen, ob man sich auf Kurs in Richtung Überleben befindet. Zweitens „Wachsen“. Was kommt nach dem Überleben – wie sieht ein Bild einer attraktiven Zukunft aus, zu dem wir steuern wollen? Welche Strategie soll uns zu diesem Bild bringen? Was auf den ersten Blick wie eine Ablenkung aussieht, hilft in Wirklichkeit deutlich bei der Orientierung und der Identifikation der gesamten Mannschaft, die den Umgang mit einer Krise gestalten soll. Auch bewahrt die Kombination der Perspektiven vor kurzfristig wirksamen Maßnahmen, die aber auf lange Sicht das Unternehmen gefährden. Werden in der Krise beispielsweise Leistungen versprochen, die nicht in guter Qualität erbracht werden können, hilft der Umsatz zwar kurzfristig, aber wichtige Erfolgsfaktoren wie Kundenvertrauen und der Wert der Marke werden ausgehöhlt.

 

Eine starke, sauber ausgearbeitete Unternehmensstrategie ist ein starkes Asset beim Umgang mit Krisen und Risiken.

Auch in der Corona-Krise wurde deutlich, dass diejenigen Unternehmen, die sich regelmäßig und substanziell mit dem Thema Strategie befassen, in vielen Fällen besser durch die Krise kamen, als der Branchenschnitt. Die Gründe liegen, unseren Erkenntnissen und den Erfahrungen unserer Klienten nach, vornehmlich darin, dass die dokumentierte Strategie dabei hilft, schneller und umfassender zu verstehen, welche der Strategie zugrundeliegenden Annahmen betroffen sind, welche Bausteine der Strategie dadurch wiederum beeinflusst werden und welche weiteren Zusammenhänge bestehen. Auch die Besinnung auf die strategischen Ziele und die Grundlagen des Erfolgs helfen deutlich dabei, nicht orientierungslos zu agieren. Auf dieser Grundlage lassen sich in den geeigneten Kreisen auch strukturiert Diskussionen führen, welche Handlungsoptionen bestehen, welche Effekte man vermutet und wie man nunmehr vorgehen möchte. Eine Strategie verschafft beständige Klarheit, wo man eigentlich hinwill, was nicht zu unterschätzende Vorteile im Umgang mit Krisen und Risiken verschafft.

 

Wachstum ist ein Team-Sport, auch in der Krise und im Umgang mit Risiken.

Die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens hängen zusammen – selbst wenn man sie (meist ungeeignet) als Silos organisiert, haben Handlungen und Veränderungen eines Bereichs immer Auswirkungen auf andere Teile und kaum ein Bereich kann vollständig ohne Unterstützung weiterer Einheiten dauerhaft erfolgreich sein. Es bringt auf Dauer nichts, wenn man den Sturm Tore schießen lässt, also den Vertrieb Umsatz machen lässt, wenn  andere Unternehmensbereiche nicht in die gleiche Richtung arbeiten. Wichtig ist, bei der Analyse, über die Strategiearbeit, der Maßnahmenplanung, bis zur Umsetzung alle betroffenen und beteiligten Einheiten geeignet einzubeziehen. Das kann Mitarbeiten bedeuten, heißt aber immer in der jeweils geboten Tiefe zu informieren und im besten Sinne mitzunehmen.

 

In Krisen gilt es Fokus zu finden, diesen zu operationalisieren und konsequent zu führen.

Ein wachstumsorientierter Umgang mit Krisen braucht die zuvor beschriebenen Ziele und messbaren Meilensteine, um kurzfristig zu überleben und langfristig die Weichen in Richtung Wachstum zu stellen. Diese Ziele geben Orientierung, die allerdings erst dann wirklich nützt, wenn konkrete Maßnahmen abgeleitet werden, die mit der begründeten Erwartung versehen sind, dass sie die Ziele auch erreichen lassen. Jede Maßnahme ist in Zeiten von Unternehmenskrisen im Hinblick darauf zu prüfen, ob sie bei der Zielerreichung substanziell hilft. Es ist nicht die Zeit für unergiebige Prozesse Themen ohne Wirkung auf Umsatz, Kosten oder die erfolgreiche Strategierealisierung.

Gelingt es diese überschaubar vielen Aspekte in den Umgang mit Unternehmenskrisen einzubeziehen, dann ist viel gewonnen und die Chancen erhöhen sich deutlich, nicht nur mit einem fortbestehenden, sondern mit einem gestärkten Unternehmen belohnt zu werden und den Wachstumsweg erfolgreich fortsetzen zu können.

 

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