Zukunft der Nachfolge: Aussicht und Trends für KMU
Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer suchen Nachfolgende für ihren Betrieb.
Ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, erfordert Zeit, Mühe und Hingabe. Doch irgendwann steht jede Unternehmerin und jeder Unternehmer vor der Frage: Was passiert mit meinem Unternehmen, wenn ich mich zur Ruhe setze oder aus anderen Gründen aus dem Geschäft ausscheide? Die Unternehmensnachfolge erfordert eine gut durchdachte Strategie, um die Kontinuität und den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen.
In den nächsten Jahren wird diese Herausforderung noch dringender. Bis Ende des Jahres 2026 streben laut KfW-Nachfolgemonitoring 560.000 der 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen eine Nachfolgelösung an. Der kommende Abzug der Babyboomer-Generation wird eine große Lücke in deutschen Führungsetagen hinterlassen. Aktuell ist bereits jeder zweite Wirtschaftstreibende im Mittelstand 55 Jahre alt oder älter, was bedeutet, bis spätestens 2035 wird die Hälfte aller deutschen Unternehmen vor der Suche nach einer passenden Nachfolgelösung stehen.
Es ist daher sinnvoll, sich frühzeitig mit der Nachfolgeplanung für den eigenen Betrieb zu beschäftigen, da eine rechtzeitige Vorbereitung die Chancen auf eine erfolgreiche und reibungslose Übergabe deutlich erhöht. Die frühzeitige Einleitung der Nachfolgeplanung beispielsweise zehn Jahre vor der angestrebten Übergabe ermöglicht es, geeignete Nachfolger zu identifizieren und zu entwickeln, finanzielle Aspekte zu klären, Geschäftsstrategien anzupassen und die erforderliche Zeit für eine umfassende Übergabe zu gewährleisten. Als erster Schritt bei der Nachfolgeplanung sollten zunächst alle Möglichkeiten der verschiedenen Modelle einer Unternehmensnachfolge gründlich studiert werden. Der DMB bietet erste grundlegende Informationen zu den beliebtesten Modellen der Unternehmensnachfolge:
- Familieninterne Nachfolge: Eine der traditionellsten Formen der Unternehmensnachfolge ist die Übergabe an Familienmitglieder. Dieses Modell hat den Vorteil, dass die Familienangehörigen oft bereits eine starke Bindung zum Unternehmen haben und die Unternehmenswerte kennen. Eine erfolgreiche familiäre Nachfolge erfordert jedoch eine klare Kommunikation, klare Rollendefinitionen und eine professionelle Herangehensweise. Die Einbeziehung externer Berater kann helfen, potenzielle Konflikte zu lösen und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten.
- Management-Buy-out (MBO): Beim Management-Buy-out übernehmen die derzeitigen Führungskräfte des Unternehmens das Geschäft. Dieses Modell bietet den Vorteil, dass das bestehende Management bereits mit den betrieblichen Abläufen vertraut ist und die Kontinuität gewährleistet werden kann. Die Finanzierung eines MBO kann jedoch eine Herausforderung sein, da die Management-Team-Mitglieder in der Regel nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um das Unternehmen direkt zu kaufen. Die Unterstützung von Finanzpartnern oder Kreditgebern kann hierbei von entscheidender Bedeutung sein.
- Management-Buy-in (MBI): Bei einem MBI wird ein Unternehmen durch externe Führungskräfte oder ein Manager-Team übernommen, die nicht zuvor an dem Unternehmen beteiligt waren. Dies geschieht oft mit finanzieller Unterstützung von Investoren oder Finanzinstituten.
- Verkauf an externe Investoren: Der Verkauf des Unternehmens an externe Investoren ist eine weitere beliebte Option. Dies kann ein Einzelinvestor, eine Beteiligungsgesellschaft oder ein strategischer Investor sein, der in das Unternehmen investiert und die Nachfolge übernimmt. Dieses Modell ermöglicht es dem aktuellen Eigentümer, von seiner Investition zu profitieren, und kann auch die notwendigen Mittel bereitstellen, um das Unternehmen weiter auszubauen. Allerdings ist es wichtig, die langfristigen Ziele und Werte des Unternehmens mit potenziellen Investoren abzustimmen, um sicherzustellen, dass die Vision des Unternehmens erhalten bleibt.
Welche Trends sind in der Nachfolgeplanung erkennbar?
Die Zukunft der Unternehmensnachfolge wird von verschiedenen Trends und Entwicklungen beeinflusst, die bestimmte Nachfolgemodelle sowie Prozesse besonders interessant für Unternehmerinnen und Unternehmer machen werden.
Angebote und Gesuche über Plattformen bzw. Börsen: Mit der fortschreitenden Digitalisierung gewinnt die Bekanntmachung von Nachfolgeangeboten und Gesuchen über Plattformen an Bedeutung. Unternehmen können auf spezialisierten Online-Marktplätzen wie u.a. nexxt-change oder DUB-Unternehmensbörse präsentieren, um potenzielle Käufer oder Investoren zu finden.
- Nachhaltige Unternehmensnachfolge: Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wird auch die Nachfolgemodelle weiter beeinflussen. Eine nachhaltige Unternehmensstrategie kann nicht nur dazu beitragen, den Unternehmenswert langfristig zu steigern, sondern auch die Zukunftsfähigkeit und somit die Attraktivität für mögliche Nachfolger zu steigern.
- Generationenübergreifende Kooperationen: In der Zukunft könnten verstärkt junge Unternehmerinnen und Unternehmer durch das sogenannte Search Fund Modell die Nachfolge bei etablierten Unternehmen antreten. Dabei werden meist jüngere Unternehmerinnen und Unternehmen mithilfe von Investoren in die Lage versetzt, innovative Ideen und Technologien in ein etabliertes Unternehmen einzubringen. Oft wird in der Übergangszeit mit der vorangegangenen Unternehmensführung zusammengearbeitet, um wertvolles Fachwissen und etablierte Kundennetzwerke nutzen zu können. Solche Kooperationen erleichtern den Übergangsprozess und schaffen für alle Beteiligte eine Win-Win-Situation.
- Digitale Nachfolgeplanung und Übergabe: Durch eine sorgfältige digitale Dokumentation aller relevanten Unternehmensprozesse werden Nachfolgen erheblich erleichtert. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten in Zukunft verstärkt digitale Tools nutzen, um wertvolles Wissen zu sichern. Nachfolgeplanungssoftware kann möglicherweise den gesamten Prozess effizienter gestalten und sicherstellen, dass keine wichtigen Informationen übersehen werden.
- Grenzüberschreitende Nachfolge: Die zunehmende Vernetzung der westlichen Weltwirtschaft könnte dazu führen, dass internationale Nachfolgemodelle an Bedeutung gewinnen. Dabei könnten Unternehmensnachfolgen gezielt für internationale Investoren oder Käufer beworben, um von neuen Märkten und Geschäftsmöglichkeiten zu profitieren. In Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarländern sind hilfreiche Netzwerke wie beispielsweise die Deutsch-Niederländische Handelskammer entstanden, die bei der Suche nach spannenden Partnern grenzübergreifend helfen. Der DMB unterstützt Sie gerne bei der Suche nach den passenden Ansprechpartnern.
Jede Nachfolge ist anders und oft mit vielen Emotionen verbunden. Daher ist es ratsam, sich frühzeitig mit den verschiedenen Nachfolgemodellen und den verschiedenen Trends auseinanderzusetzen. Mit der zusätzlichen Aufnahme einer professionellen Beratung kann im Mix die bestmögliche Nachfolgestrategie entwickelt und eine erfolgreiche Übergabe sichergestellt werden. Der DMB hilft gerne bei der Suche nach passenden Lösungen.
Ansprechpartner Themenbereich Nachfolge: Benjamin Schöfer, benjamin.schoefer@mittelstandsbund.de 0211/200525 -37
Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Arbeitswelt von morgen"