06.01.2023Fachbeitrag

Welche Handlungsoptionen haben KMU in Krisenphasen?

Für ein erfolgreiches Krisenmanagement sollten KMU in Krisenphasen Handlungsbedarf und -spielraum richtig einschätzen.

Die Widerstandsfähigkeit von mittelständischen Unternehmen wird seit mehreren Jahren in extremen Ausmaßen auf die Probe gestellt: Energiekrise, Fachkräftemangel und Lieferkettenprobleme bestimmen auch weiterhin die Sorgen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Als Folge wird der DMB in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 als Schwerpunktthema besonders die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von mittelständischen Unternehmen in den Mittelpunkt stellen.

In diesem ersten Beitrag wird die folgende Frage beantwortet: In welche Krisen können Unternehmen geraten und welche Handlungsoptionen haben sie für den Turnaround?

 

Eine einfache Krisentypologie

Der deutsche Mittelstand ist im Dauerkrisenmodus. Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, geraten zunehmend in Bedrängnis. Neben exogenen Schocks können Unternehmen auch in selbst verschuldete Krisen geraten, die als “Strategiekrisen” bezeichnet werden. Eine Strategiekrise ist eine Krise, die aufgrund von unzureichenden oder ungeeigneten Geschäftsstrategien entsteht. Dies kann dazu führen, dass ein Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig ist und Schwierigkeiten hat, Gewinne zu erzielen. Eine Ertragskrise hingegen ist eine Krise, die sich aus sinkenden Erträgen oder Gewinnen ergibt. Dies kann auf externe Faktoren wie zum Beispiel einem schwachen Markt oder internen Faktoren wie unzureichenden Kostenkontrollen zurückzuführen sein. Schließlich ist eine Liquiditätskrise eine Krise, die sich aus mangelnder Liquidität, also dem Mangel an monetären Mitteln, ergibt. Ein Unternehmen kann in eine Liquiditätskrise geraten, wenn es Schwierigkeiten hat, seine Schulden zu begleichen oder genügend Geld zur Verfügung zu haben, um seine täglichen Geschäftskosten zu decken.

 

 

Je weiter eine Krise vorangeschritten ist, desto weniger Handlungsspielraum ist für den Turnaround vorhanden.

 

Strategiekrise

Wenn die Geschäftsstrategie nicht mehr zu den aktuellen Marktbedingungen passt oder diese nicht mehr effektiv umgesetzt wird, kann dies auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Zum Beispiel auf sich verändernde Kundenbedürfnisse, neue Konkurrenz, technologische Veränderungen oder veränderte Marktbedingungen wie höhere Energiepreise. In einer solchen Situation müssen Unternehmen möglicherweise ihre Geschäftsstrategie überdenken und anpassen, um wieder erfolgreich zu sein. Dies kann die Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen, die Öffnung neuer Märkte oder die Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell beinhalten. Folgende Handlungsoptionen können Abhilfe schaffen:

 

  1. Analyse der bestehenden Strategie: Eine Möglichkeit für Unternehmen, um aus einer Strategiekrise zu kommen, ist es, eine gründliche Analyse ihrer bestehenden Strategie durchzuführen, um herauszufinden, wo Schwächen oder Fehler vorliegen. Dazu können beispielsweise SWOT-Analysen (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) oder strategische Planungsinstrumente genutzt werden.
  2. Neuausrichtung der Strategie: Auf Basis der Analyseergebnisse kann das Unternehmen entscheiden, seine Strategie neu auszurichten und beispielsweise die Schwerpunkte zu verändern oder neue Ziele zu definieren. Es ist wichtig, dass die neue Strategie auf realistischen Annahmen und Zielen basiert und sich am Markt und an den Kundenbedürfnissen orientiert.
  3. Einbindung aller Beteiligten: Eine erfolgreiche Strategieumsetzung erfordert die Einbindung aller Mitarbeiter und relevanter Stakeholder. Daher sollten Unternehmen in einer Strategiekrise dafür sorgen, dass alle Beteiligten über die neue Strategie informiert und in die Umsetzung einbezogen werden. Durch die aktive Beteiligung aller Mitarbeiter und die Einbeziehung von verschiedenen Perspektiven kann das Unternehmen die Chancen der neuen Strategie optimal nutzen.

 

Ertragskrise

Auf die Strategiekrise folgt häufig die “Ertragskrise”, in der ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, Gewinne zu erzielen. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie zum Beispiel eine allgemeine Wirtschaftskrise, steigende Kosten für Produktionsfaktoren, sinkende Verkaufspreise oder interne Faktoren wie unzureichende Kostenkontrolle. In einer solchen Situation müssen Unternehmen möglicherweise Maßnahmen ergreifen, um ihre Gewinne zu steigern, wie zum Beispiel Kosteneinsparungen oder die Einführung neuer Produkte. Unternehmen sollten folgende Handlungsoptionen ins Auge fassen:

 

  1. Markt- und Kundenanalyse: Eine Möglichkeit für Unternehmen besteht darin, eine gründliche Markt- und Kundenanalyse durchzuführen, um herauszufinden, welche Produkte oder Dienstleistungen am meisten gefragt sind und wo Verbesserungspotential besteht. Auf dieser Basis können Unternehmen ihr Angebot anpassen und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen.
  2. Effizienzsteigerung: Eine weitere Möglichkeit ist die Steigerung der Effizienz des Unternehmens, beispielsweise durch die Automatisierung von Prozessen, die Einführung von Lean Management-Methoden oder die Optimierung von Lieferketten. Auf diese Weise können Unternehmen Kosten reduzieren und ihre Erträge steigern.
  3. Diversifikation: Unternehmen können auch versuchen, ihr Risiko zu minimieren, indem sie ihr Produkt- oder Dienstleistungsportfolio erweitern oder in neue Märkte expandieren. Auf diese Weise können sie ihre Abhängigkeit von einzelnen Kunden oder Märkten verringern und ihre Erträge stabilisieren.

 

Liquiditätskrise

Schließlich kann eine “Liquiditätskrise” drohen, in der ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, seine kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Ein Unternehmen kann in eine Liquiditätskrise geraten, wenn es Schwierigkeiten hat, seine Schulden zu begleichen oder genügend Geld zur Verfügung zu haben, um seine täglichen Geschäftskosten zu decken. Eine Liquiditätskrise kann auch durch eine allgemeine Wirtschaftskrise verursacht werden, bei der es schwieriger wird, neue Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. In einer solchen Situation müssen Unternehmen möglicherweise Maßnahmen ergreifen, um ihre Liquidität zu verbessern, wie zum Beispiel die Verkleinerung ihres Betriebs oder das Einfrieren von Investitionen. Auch wenn der Handlungsspielraum im Vergleich zu Strategie- und Ertragskrise kleiner ist, können folgende Optionen helfen:

 

  1. Kosten reduzieren: Unternehmen können versuchen, ihre Kosten zu reduzieren, indem sie beispielsweise Leerlaufzeiten minimieren, Einsparungen bei Materialien sowie Energie vornehmen und Überstunden bei Beschäftigten vermeiden.
  2. Finanzierungsmöglichkeiten ausnutzen: Unternehmen können auch versuchen, Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen, um ihre Liquidität zu verbessern. Dazu können zum Beispiel Kredite, Factoring oder Leasing gehören. Es ist wichtig, dass Unternehmen in einer solchen Situation ihre Finanzierungsmöglichkeiten gründlich prüfen und die für sie am besten geeigneten Optionen auswählen.
  3. Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen: In schwierigen Zeiten kann es auch sinnvoll sein, Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Dazu können beispielsweise Maßnahmen wie die Verkleinerung des Produktportfolios, die Schließung von Geschäftsbereichen oder die Umstrukturierung von Prozessen gehören. Es ist wichtig, dass Unternehmen in solchen Fällen eine gründliche Analyse durchführen und sicherstellen, dass die Maßnahmen langfristig tragfähig sind.

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