07.09.2023Fachbeitrag

KI-Einstieg mit Service-Meister: Fachkräftelücken schließen

 

Bekommt Deutschland sein Fachkräfteproblem nicht in den Griff, dann schwinden laut Studie der Kreditanstalt für Wideraufbau1 Produktivität und Wohlstand. Ein Baustein zur Lösung: Mehr Künstliche Intelligenz (KI) im Mittelstand. Schließlich setzt Wertschöpfung von heute auf Software, Daten und KI. Nicht anders im Förderprojekt Service-Meister, das seit 2020 KI in den Industrie-Service kleiner, mittlerer und mittelständischer Unternehmen bringt.

Projekt Service-Meister lotet Chancen für KI im Mittelstand aus

Das Konsortium von Service-Meister entwickelt in der Praxis für die Praxis. So arbeiten die Industrieunternehmen TRUMPF, KROHNE, WÜRTH, Open Grid Europe und esw GROUP gemeinsam mit den IT-Partnern USU Software, grandcentrix und inovex an Herausforderungen in Wartung und Instandhaltung mit KI. Die sogenannten Schnellboote loten die Chancen smarter Anwendungen aus und stellen ihre Ergebnisse als Blaupausen bereit. Das Ziel: Ein offenes Service-Ökosystem, das nicht nur Fachkräftelücken schließt, sondern mittelständische, kleine und mittlere Firmen mit KI erfolgreicher und wettbewerbsfähiger macht.

Ausgangspunkt der Arbeit: Der Service-Life-Cycle, der wiederkehrende Wartungsprozesse im Mittelstand definiert – angefangen von der Service-Meldung über die Einsatzplanung bis hin zur Auswertung und Dokumentation. Entlang dieser typischen Routinen soll sich Meisterwissen digital und genau dort bereitstellen lassen, wo es Techniker:innen benötigen. So sollen zum einen digitale Ratgeber, Chatbots, Augmented Reality-Anwendungen und Apps Mitarbeitenden helfen. Zum anderen sollen digitale und KI-basierte Werkzeuge auch geringer ausgebildete Fachkräfte für komplexe Reparaturen befähigen. Schließlich übersteigt das nötige Service-Wissen zu industriellen Anlagen nicht nur das Know-how einzelner Techniker:innen, sondern teils das von Unternehmen insgesamt.

Service-Meister digitalisiert Service-Informationen und -Prozesse

Service-Prozesse digitalisieren, automatisieren und intelligent unterstützen – was Techniker:innen die Arbeit erleichtert, ermöglicht zudem neue Daten- und Service-basierte Geschäftsmodelle im Mittelstand. Geschäftsmodelle, die im Wettbewerb immer wichtiger werden. Warum? Weil Anlagen nicht mehr länger nur Produktionsprobleme lösen, sondern Risiken minimieren. Lässt sich etwa ein Hersteller für Getränkeverpackungen nicht pro Karton, sondern anteilig pro verkaufter Erfrischung bezahlen, mag das schon bald keine Zukunftsmusik mehr sein. Schließlich werden Anlagenbauer den Anteil ihres Umsatzes mit Service-basierten Dienstleistungen von 2019 bis 2024 auf 30 Prozent verdreifachen, wie eine Umfrage der Managementberatung Bain zeigt.

Service-Ökonomie mit Mittelstand: Mehr als die Summe ihrer Bauteile

Warum kommt die Machine-as-a-Service-Ökonomie auf dem Shop-Floor an? Zum einen, weil digitale Technologien Maschinen interoperabel machen, um Funktionen erweitern und dafür sorgen, dass sich Investitionsgüter längerfristig – also über den einmaligen Erlös hinaus – rechnen. Zum anderen, weil ein überschwemmter Maschinenmarkt Produkte immer austauschbarer macht. Wollen Hersteller erfolgreich bleiben, muss jede Hardware heute mehr sein als die Summe ihrer Bauteile. Was Kundschaft freut, lässt den Industrie-Service umdenken. Denn wo die Digitalisierung ins Geschäft einzieht, sind neues Know-how und neue Werkzeuge notwendig, um Ersatzteilkosten zu reduzieren und Anlagen vorausschauend verfügbar zu halten.

KI im Industrie-Service: Geräte vernetzen, Systeme verfügbar halten

Service-Meister bringt KI in die Praxis: Beispielsweise vernetzt WÜRTH Geräte in intelligenten Prozessen und realisiert datenbasierte Business-Modelle. KROHNE analysiert Sensorwerte, um Störungen zu prognostizieren und Service-Einsätze optimal zu planen. TRUMPF hält nicht nur Laserschneidsysteme über KI weltweit remote verfügbar, sondern stellt smarte Service-Prozesse in den Mittelpunkt eines neuen Geschäftsmodells: Kund:innen investieren nicht mehr länger in High-Tech-Anlagen, sondern zahlen pro produziertem Teil einen zuvor vereinbarten Preis.

Mittelstand plant KI-Einstieg auf servicemeister.org

Unternehmen planen heute über www.servicemeister.org ihren kompletten KI-Einstieg. Wer seinen Standpunkt bestimmen möchte, der durchläuft das KI-Assessment und erkennt Potenziale. Die Prozesslandkarte stellt mögliche KI-Anwendungen im Service-Life-Cycle vor. Der Service-Katalog zeigt Ergebnisse aus den Schnellbooten auf. Zudem sind die Ergebnisse in freien Lernformaten verfügbar. Wollen Unternehmen Service-Kräfte in puncto KI qualifizieren, zeigt der E-Learning-Kurs auf dem KI-Campus die Möglichkeiten auf. Das Train-the-Trainer-Programm schult KI-Expert:innen für den Dienstleistungsbereich, die dann ihre Expertise in eigenen Kursen an KMU weitergeben. Basis der Lernangebote ist ein Open Source Curriculum von Service-Meister, das Bildungseinrichtungen kostenlos nutzen können.

Fest steht: Setzen Gesamtwirtschaft und Mittelstand KI flächendeckend ein, lässt sich, laut KI-Studie des eco – Verbands der Internetwirtschaft, ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von über 13 Prozent bis 2025 (im Vergleich zu 2019) realisieren, was einem Gesamtpotenzial von rund 488 Milliarden Euro entspricht.

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1 Studie der Kreditanstalt für Wideraufbau

 

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Arbeitswelt von morgen".

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