Fazit und Call to Action
Israels Start-up-Szene bietet vielfältige Chancen für den deutschen Mittelstand.
„Der wichtigste Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum kommt von technologischer Innovation.“
Der Nobelpreisträger Robert M. Solov fand mit diesen Worten unbewusst auch eine Erklärung für den Erfolg Israels und seiner Unternehmen.
Die lange unbemerkte Entwicklung zu einem technologieaffinen Wirtschaftswunderland ist in Israel nicht zufällig geschehen. Neben einer Kultur des Anzweifelns und Diskutierens, auch entlang der Hierarchieebenen, hat die israelische Regierung seit Jahren insbesondere die Entwicklung von Start-ups gefördert. Mit dem weltweit größten Risikokapitalaufkommen pro Person und dem höchsten BIP-Anteil an ziviler Forschung und Entwicklung werden die Opportunitätskosten für Gründer enorm gesenkt und Innovationen bezuschusst. In den letzten Jahren sind außerdem die ausländischen Investitionen in Israel, vor allem dank der Präsenz internationaler Konzerne, rasant gewachsen. Auch Deutschland hat diese Entwicklung als drittgrößter wirtschaftlicher Partner Israels schon lange begleitet. Über 7.000 deutsche und israelische Unternehmen pflegen Geschäftsbeziehungen, deutsche Großkonzerne, wie etwa Bayer oder Henkel, unterhalten Forschungszentren in Israel, während auch die namhaften US-Technologiekonzerne, zum Beispiel Apple, Facebook, Google und viele andere, ebenso allesamt mit Büros in Israel vertreten sind.
Synergien zwischen Israels Start-ups und dem deutschen Mittelstand
Dagegen sind Verbindungen zwischen dem deutschen Mittelstand und der Start-up-Nation Israel bisher eher eine Seltenheit. Dabei ergänzen sich beide Gruppen eigentlich hervorragend. Egal ob in Automotive, Energie-, Halbleiter- und Agrartechnik, Wassertechnologien, Cybersicherheit, Health- oder Fintech sowie im gesamten Industry 4.0-Bereich, Israels mehr als 8.000 aktive Start-ups gelten als technologisch international führend. Dagegen sind deutsche Mittelständler bereits etabliert, müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung allerdings noch stellen, um nicht in ihrer Stellung zurückzufallen.
Israelische Start-ups bieten durch ihre Innovationen, ihre Agilität und ihren Kundenfokus eine vielversprechende Gelegenheit, interne Prozesse zukunftsfähig zu gestalten. Selbstverständlich gibt es bei der Zusammenarbeit auch Schwierigkeiten, die sich in der Regel kulturell erklären lassen. Differenzen in Kommunikation und Geschwindigkeit von Prozessen können aber durch Absprachen und Transparenz gelöst werden.
Ein Erfolgsbeispiel dieses Konzepts ist das mittelständische Engineering-Unternehmen imat-uve aus Mönchengladbach. Seit fast vier Jahren unterhält das Unternehmen ein Innovationsbüro unter der Leitung von Stanislaw Grünstein in Tel Aviv. Nicht zuletzt in Israel sammelt imat-uve Anregungen und Denkanstöße für Zukunftstechnologien und die eigene Entwicklung. In Tel Aviv werden die Trends der Zukunft gestaltet und die Nähe zu allen relevanten Akteuren in diesem Bereich ist für Grünstein neben der Trial-and-Error Mentalität einer der Hauptgründe, warum imat-uve mit Israel die richtige Entscheidung getroffen hat.
Welche Anlaufstellen gibt es?
Essenziell für Erfolg im personenbezogenen Israel ist mehr als in anderen Ländern das Netzwerk. Vor allem für Mittelständler kann der Aufbau eines trotz der offenen Art der Israelis eine Herausforderung sein. Allerdings sind deutsche Unternehmen nicht auf sich allein gestellt:
- Regelmäßig finden physische und virtuelle Delegationsreisen nach Israel statt, sowohl von der Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes NRW.Global Business als auch von einzelnen Unternehmen, bei denen sich die deutschen Unternehmen von der Start-up-Nation selbst überzeugen können. Bei diesen Delegationen können wertvolle Kontakte entstehen. Primäre Anlaufstellen sind ansonsten die lokalen IHKs, die gerne zur Seite stehen.
- Zusätzlich bietet auch die AHK Israel Zugang zu innovativen Technologien und Dienstleistungen aus dem israelischen Markt und ist Ansprechpartner für israelische Unternehmen, die sich für Kooperationen und Marktexpansion in Deutschland interessieren.
- Darüber hinaus offeriert NRW.Global Business für NRW-Unternehmen die Möglichkeit, Techscouting über den „Kooperationsscout NRW @ Israel“ bei der AHK Israel zu betreiben und so ein hohes Maß an Flexibilität und Sichtbarkeit in Israel bei geringem Kosten- und Ressourceneinsatz zu gewinnen. Für einen Überblick über das israelische Start-up-Ökosystem hilft auch die Webseite Startup Nation Central (SNC). Auf SNC ist der Großteil der israelischen Start-ups inklusive Kurzzusammenfassung und Kennzahlen zu finden, außerdem ist die Suche nach spezifischen Kategorien möglich.
Matching-Möglichkeiten
Die Zusammenarbeit mit israelischen Start-ups kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Nach einem gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen, das für so unterschiedliche Unternehmen unbedingt notwendig ist, kann es in viele Richtungen gehen: Zwischen einem losen Austausch und einer strategischen Partnerschaft gibt es viele Modelle, die sowohl den deutschen als auch den israelischen Unternehmen helfen können.
Eine weitere Gelegenheit zum Markteinstieg bieten Matching-Plattformen. Beispielsweise haben sich schon viele Unternehmen aus NRW bei der Innovationsplattform von innoloft angemeldet. Diese soll Unternehmen unentgeltlich beim Scouting von Partnern – oft Start-ups – helfen, um innovative Geschäftsmodelle zu fördern. Für den deutschen Mittelstand sind die Potenziale in Israel enorm. Während sich gerade im Rahmen der Covid-19-Pandemie herausgestellt hat, dass deutsche Unternehmen in vielen Bereichen Transformationsbedarf haben, bietet die israelische Start-up-Landschaft für Kooperationen eine einzigartige Gelegenheit.
Im Rahmen dieser Beitragsserie fand am 11. März 2021 um 14 Uhr eine digitale Veranstaltung zur Hightech-Nation Israel statt, bei der neben spannenden Einblicken und Erfahrungsberichten von deutschen Unternehmen in Israel auch israelische Start-ups ihre Lösungen für diverse Branchen präsentierten.