17.06.2023Medienpräsenz

Deka Private und Wealth: Standort Deutschland stärken

 

Im Interview mit "Deka Private und Wealth" hat Marc S. Tenbieg Stellung zu den aktuell großen Krisen bezogen, mit denen kleine und mittlere Unternehmen konfrontiert werden. Außerdem zeigt er Möglichkeiten auf, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und einer drohenden Deindustrialisierung entgegenzuwirken.

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Frage: Welche Wirtschaftsbereiche stehen derzeit vor besonders großen Herausforderungen? Welche Rolle spielen die Energiekrise und der Transformationsprozess?

Antwort von Marc S. Tenbieg: Im produzierenden Gewerbe sehen wir derzeit großen Druck durch den Fachkräftemangel sowie Unzulänglichkeiten beim Transport. Die Dienstleistungsbranche hat neben fehlenden Fachkräften mit gleichzeitig explodierenden Personalkosten zu kämpfen. Das dritte große Sorgenkind ist die Baubranche, hier belastet zusätzlich das Umfeld steigender Zinsen, welches die Finanzierbarkeit einzelner Immobilienprojekte in Frage stellt.

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Frage: Um den Wirtschaftsstandort Deutschland - auch im internationalen Kontext - attraktiv zu halten, setzt der Staat traditionell auf Subventionen. Sind diese tatsächlich noch „das Mittel der Stunde“, um Abwanderungen von Unternehmen ins Ausland zu verhindern?

Marc S. Tenbieg: In Deutschland erhält die Industrie häufig Unterstützungsleistungen, Direktzuschüsse, Forschungsinvestitionen, Steuerermäßigungen usw. mit dem Ziel, im Rahmen der Entlastung im Zeitablauf etwas Neues aufzubauen und sich insgesamt moderner aufzustellen. Das hat die Industrie nicht in der Vehemenz betrieben, wie es nötig und möglich gewesen wäre. Aufgrund der sehr teuer gewordenen Energie wird nun der „Brückenstrompreis" gefordert. Mit geplanten vier Mrd. Euro pro Jahr soll bis 2030 erreicht werden, dass Industrieunternehmen nicht abwandern und Arbeitsplätze gesichert werden - bei einer gleichzeitig gesteigerten Energieeffizienz. Diese Förderung über die nächsten sieben Jahre kostet sehr viel Geld und verwässert letztendlich den Markt, während die vielen kleinen und mittleren Unternehmen nicht davon profitieren. Die Drohkulisse der Industrie, mit Abwanderungsgedanken Subventionen einzufordern, ist nicht mehr zeitgemäß.

Frage: Welche alternativen Ansätze sehen Sie, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken?

Marc S. Tenbieg: Wir müssen eine neue Standortattraktivität schaffen, die nicht nur auf Subventionierung fußt, sondern mehr auf strukturellen Veränderungen. Dazu zählt die Modernisierung des Staates im Allgemeinen sowie des Steuersystems, der Verwaltung und ihrer Prozesse im Besonderen. Die Bürokratie ist nach wie vor der größte Bremsklotz. Die Investitionen und die Unterstützung von Forschung & Entwicklung ist hierzulande viel zu starr und zu wenig ausgeprägt. Es gilt, an vielen Stellschrauben strukturell anzusetzen, um den Standort attraktiver zu machen. Man muss hinterfragen, ob einzelne Industrien noch eine Daseinsberechtigung im neuen Wirtschaftsland Deutschland haben; die deutsche Wirtschaft wird sich massiv verändern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Denken Sie zum Beispiel an den großen Strukturwandel im Ruhrgebiet mit dem Ende des Bergbaus: Heute blüht die Region, aber anders als zuvor. Der wirtschaftliche Wandel - ob regional oder überregional - ist eine ganz normale Sache. Wenn wir einen Strukturwandel in Deutschland vorleben wollen, muss im Dialog mit der Industrie erörtert werden, ob neben Subventionen auch die vielen Gewinne, die gemacht wurden, gemeinsam für Investitionen herangezogen werden. 

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Quelle:
Deka Private und Wealth / deka-private-wealth.de
Das vollständige Interview finden Sie hier.

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