16.02.2024Interview

„Wichtig, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln“

Eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Unternehmen trägt wesentlich zur Attraktivität des Arbeitgebers bei.

DMB-Mitglied Juan Luis López Pérez berät Unternehmen dabei, wie sie agieren müssen, um begehrte Fachkräfte auf sich aufmerksam zu machen und mit ihnen in Kontakt zu kommen. Er weiß, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht. Was er selbst für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter tut und was er anderen Unternehmen rät, darüber haben wir mit ihm in einem Interview gesprochen.

Herr López Pérez, bitte stellen Sie Ihr Unternehmen kurz vor.

In unserer Online-Marketingagentur DIGIHEADS mit Sitz in Dortmund haben wir uns darauf spezialisiert, online-Leads für Unternehmen zur Gewinnung von Neukunden oder neuer Mitarbeiter zu generieren. Dies tun wir über ganzheitliche, KI-basierte Marketing- und Recruiting-Strategien für Unternehmen in der gesamten DACH-Region.

Angefangen habe ich damit im Jahr 2017 noch allein und unter dem Namen DIGIMEDICAL, da meine ersten Kunden aus dem Gesundheitsbereich kamen und ich mich daher auf diesen Sektor fokussiert hatte. Im vergangenen Jahr kam dann mein Mitgründer Moritz Osbelt dazu und neben uns beiden arbeiten noch vier weitere Teammitglieder vollzeit in unserem Unternehmen. Gemeinsam haben wir den strategischen Entschluss gefasst, den Firmennamen in DIGIHEADS umzuändern, um so zu signalisieren, dass wir uns nicht länger nur auf den medizinischen Bereich beschränken. Seit März 2023 sind wir daher die DIGIHEADS GmbH, DIGIMEDICAL bleibt allerdings eine unserer Marken.

War es schon immer Ihr Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Nach dem Abitur habe ich verschiedene Dinge ausprobiert, zum Beispiel habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus absolviert und danach ein Lehramtsstudium begonnen. Da mir dies aber nicht gefiel, habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann gestartet. Doch auch da habe ich schnell gemerkt, dass mich diese Tätigkeit nicht erfüllt. Während der Ausbildung habe ich dann begonnen, mit meinem Ausbildungsgehalt online Werbeanzeigen zu schalten, um so Produkte zu vermarkten. Da dies gut funktionierte, wurde mein Interesse am Online-Marketing größer. Deshalb habe ich nach der Ausbildung Marketing- und Communicationsmanagement an der ISM Dortmund studiert und parallel dazu schon Unternehmen zu Online-Marketing beraten.

Das Unternehmen, das ich bereits während meiner Ausbildung angemeldet habe, habe ich fortgeführt. Die ersten Aufträge im Online-Marketing kamen von Unternehmern aus meinem Bekanntenkreis und da sie mich weiterempfohlen haben, entstanden daraus neue Aufträge. Durch mein Studium und meine Tätigkeit als Strategieberater in einem Beratungsunternehmen als Werkstudent hatte ich dann eine gute Grundlage, um mich vollständig auf Online-Marketing in meiner eigenen Agentur zu konzentrieren. 

Sie haben Ihren Standort vor kurzem an den Phoenixsee in Dortmund verlegt, eine der besten Lagen der Stadt. Welche Bedeutung hat die Lage für die Attraktivität als Arbeitgeber?

Die eigene Lage und Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur ist sehr wichtig für die Arbeitgeberattraktivität. Denn ob sich potenzielle Mitarbeiter für uns entscheiden, hängt auch davon ab, ob unser Büro gut zu erreichen ist.

Obwohl unsere Arbeit digital erfolgt, erleben wir jedoch, dass viele Mitarbeiter den persönlichen Kontakt bevorzugen. Einige zogen sogar extra nach Dortmund, was uns als Arbeitgeber sehr ehrt.

Was macht einen attraktiven Arbeitgeber noch aus?

Es ist wichtig, grundsätzlich alle Mitarbeiter gleich zu behandeln. Bei uns hat niemand Sonderrechte und es gibt auch keine Nebenabsprachen. Erhalten einzelne Personen unterschiedliche Sachen oder Vergünstigungen, führt das zu Unruhe und Unmut im Unternehmen. Jeder sollte die gleichen Möglichkeiten erhalten.

Wir haben beispielsweise verschiedene KPI’s anhand derer gemessen wird. Wie jeder im Team die Ziele am Ende erreichen möchte, stellen wir jedem frei und ermöglichen allen, sich die Arbeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Deswegen kann bei uns grundsätzlich jeder so arbeiten, wie er möchte.

Bieten Sie Ihren Mitarbeitern neben dem Gehalt bestimmte Benefits?

Wir bieten unseren Mitarbeitern das 49-Euro-Ticket oder ein Jobrad. Darüber hinaus stellen wir modernste und hochwertige Arbeitsmittel, seien es MacBooks oder höhenverstellbare Schreibtische.

Ansonsten sorgen wir grundsätzlich dafür, dass sich unser Team wohlfühlt. Regelmäßig gehen wir abends nach getaner Arbeit noch gemeinsam etwas essen oder spielen zusammen auf unserer büroeigenen Playstation 5. Wir gestalten unsere Arbeitsatmosphäre und -umgebung so, dass unsere Mitarbeiter ihre Zeit auf der Arbeit mit den Kollegen gerne verbringen.

Ein wichtiger Punkt ist auch unsere eigene Online-Academy. Jedes neue Teammitglied bei uns durchläuft einen fünfstündigen Online-Kurs, in dem es zu der Stelle alles erfährt, was man benötigt, um einen perfekten Start bei uns zu haben. Diese Lernplattform ermöglicht aber auch den etablierten Mitarbeitern, sich jederzeit selbst zu helfen und etwas nachzuschlagen. So sinnvoll das ist, darf allerdings die persönliche Komponente, zum Beispiel in Form von Feedbackgesprächen, nie fehlen.

Sie arbeiten nach der SIVA-Methode. Was verbirgt sich dahinter?

SIVA ist ein Akronym und steht für Sichtbarkeit schaffen, Interesse wecken, Verlangen entwickeln und Anfragen erhalten. Für Unternehmen reicht es heute nicht mehr, nur in der analogen Welt zu finden zu sein, sondern sie müssen auch in der digitalen Welt existieren. Neue Kunden oder potentielle Bewerber suchen heutzutage online nach Informationen über ein Unternehmen.

Im ersten Schritt geht es darum, Sichtbarkeit zu schaffen. Wir bauen das Unternehmen online, sprich auf Facebook, Instagram, LinkedIn und natürlich der eigenen Webseite, attraktiv auf. Im nächsten Schritt schaffen wir über die Inhalte eine attraktive Arbeitgebermarke, um dies dann in Werbeanzeigen auf den verschiedenen Online-Plattformen zu vermitteln.

Jeder Internetnutzer hinterlässt einen digitalen Fingerabdruck, den wir mithilfe Künstlicher Intelligenz scannen können und dadurch wissen, ob dieser Fingerabdruck zu einer bestimmten Arbeitsstelle passt. Wenn wir so einen passenden Kandidaten identifiziert haben, blenden wir dieser Person genau zum richtigen Zeitpunkt die attraktive Kampagne unseres Kunden ein.

Es gibt grundsätzlich sehr viele Unternehmen, die zwar attraktiv sind, denen aber schlichtweg die Sichtbarkeit fehlt. Deshalb sorgen wir dafür, dass sie sichtbar werden und schaffen über den Inhalt das Interesse und gehen schließlich dazu über, bei potentiellen Bewerbern ein Verlangen nach dieser Stelle zu entwickeln. Das mündet dann im letzten Punkt, nämlich Anfragen bzw. Bewerbungen zu erhalten.

Der Prozess der Kontaktaufnahme muss so einfach wie möglich gestaltet werden, sodass die Person, die Interesse an einem Arbeitgeber oder einer Stelle hat, über wenige Klicks mit dem Arbeitgeber in Kontakt treten kann.

Welche Hürden tun sich vor kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei der Rekrutierung des passenden Personals auf?

Bei vielen ist noch die Meinung fest verankert, Marketing und Employer Branding wären nur etwas für große Unternehmen. Das ist aber quatsch. Mit einem Smartphone kann heute jeder ganz einfach Content erstellen. Wir sehen auch einen Trend, dass immer mehr KMUs erkennen, dass sie etwas tun müssen, weil viele Mitarbeiter ihr Unternehmen verlassen. Und damit nicht nur die Fachkräfte, sondern auch das Know-How. Denn unser größtes Kapital sind unsere Mitarbeiter. Wichtig ist daher, einfach mal anzufangen.

Was sollten Unternehmen, die für sich einen Bedarf an Employer Branding entdeckt haben, als allererstes tun?

Veranstaltungen und Webinare bieten eine gute Informationsquelle. Es lohnt sich, sich mit anderen Unternehmen auszutauschen, die sich bereits mit dem Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke und modernem Recruiting auseinandergesetzt haben. Außerdem ist die Meinung und Unterstützung von Experten ratsam, damit sich Unternehmer weiterhin auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Bei DIGIHEADS bieten wir daher eine kostenlosen Potenzialanalyse, in der wir gemeinsam herausfinden, welche Möglichkeiten es für das Unternehmen gibt. Anschließend erarbeiten wir gemeinsam ein maßgeschneidertes Konzept, um das Unternehmen sichtbar und noch attraktiver für Top-Talente aus der Region zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr López Pérez!

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand?"

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